Übergangsregierung wegen Antikrisenstrategie vor Zerreißprobe
Ende Mai finden in Tschechien Wahlen statt. Doch eigentlich befindet sich Tschechien bereits seit fast einem Jahr – seit dem Sturz der Regierung Topolánek – im Dauerwahlkampf. Mit immer neuen Strategiepapieren werben die Parteien um Vertrauen für ihren Weg aus der Krise. Immer wieder überbieten sie sich, wer früher den Euro im Land einführen wird. Mit beiden Themen beschäftigte sich am Montag auch die parteilose Übergangsregierung. Reibungslos liefen jedoch auch ihre Verhandlungen nicht ab.
Das Konvergenzprogramm hat das Kabinett zwar einstimmig beschlossen. Doch gerade der mit ihm mittelbar zusammenhängende Weg aus der Wirtschaftskrise droht zur Zerreißprobe für die Übergangsregierung zu werden. Bei der Abstimmung über diese so genannte Exit-Strategie setzte sich das Kabinett über den Widerstand der beiden von den Grünen nominierten Minister hinweg. Konkret geht es um den geplanten Bau zweier weitere Blöcke des Atomkraftwerks Temelín, die Modernisierung des Kohlekraftwerks Prunéřov, und die Errichtung von Stauwehren an der Elbe. Damit will man Arbeitsplätze schaffen, und Premier Fischer gab sich hart:
„Ich halte es für unmöglich, erneut gerade über diese Punkte zu verhandeln, die im starken Interesse der Sozialpartner liegen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Regierungsentscheidung politische Konsequenzen nach sich ziehen wird, aber darauf werde ich erst reagieren, wenn es dazu kommt.“Diese Konsequenz könnte die Abberufung der beiden von den Grünen nominierten Minister sein, droht Grünen-Chef Ondřej Liška. Er hält die Billigung der genannten Maßnahmen für einen Sieg der Industrielobby, was Premier Fischer scharf zurückwies. Über ihr weiteres Vorgehen wollen die Grünen bis Ende der Woche entscheiden.