ČSA weiter im Sinkflug: Prager Flughafen soll jetzt den Absturz verhindern

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Fliegt sie weiter oder stürzt sie bald ins Bodenlose? Diese Frage stellen sich in jüngster Zeit immer mehr Stammpassagiere der tschechischen Fluggesellschaft ČSA, deren Verluste derzeit mit rund 400.000 Euro täglich beziffert werden. Daniel Kortschak hat mit Lothar Martin über die aktuelle Situation bei ČSA gesprochen.

Miroslav Dvořák  (Foto: ČTK)
Lothar, am Montag ist es erneut zu personellen Veränderungen bei ČSA gekommen. Weniger vornehm ausgedrückt könnte man auch sagen, es sind Köpfe gerollt. Was ist genau passiert?

„Der bisherige Vorstandsvorsitzende Radomír Lašák sowie Aufsichtsratchef Václav Novák wurden von ihren Funktionen entbunden, der Aufsichtsrat wurde aufgelöst und neu besetzt. Die tschechische Regierung hat das marode Flugunternehmen in die Obhut der Verwaltung des staatlichen Flughafens Prag-Ruzyně gegeben, was ein in der Welt ziemlich einmaliger Vorgang ist. Deshalb ist Flughafenchef Miroslav Dvořák jetzt auch der neue Hauptverantwortliche für ČSA.

Radomír Lašák   (Foto: ČTK)
Nun soll also Dvořák die unausweichliche Restrukturierung von ČSA durchsetzen. Der neue Aufsichtsrat besteht auf einer Senkung der Gehälter für die Piloten um 30 Prozent, für Stewardessen um 15 Prozent und für das übrige Personal um fünf Prozent. Das ist schon deutlich weniger als es die Radikalkur von Lašák vorsah, die im Vergleichsmaßstab überbezahlten Piloten wollen aber nur eine Kürzung von maximal 15 Prozent akzeptieren. Bis zum Monatsende sollen dazu endgültige Entscheidungen fallen.“

Was soll die Eingliederung von ČSA unter das Dach der Flughafenverwaltung bringen?

„Die Regierung hofft, dass die solvente und schwarze Zahlen schreibende Flughafenverwaltung die kranke ČSA etwas aufpäppeln und noch einige Zeit über Wasser halten kann. Durch die Zusammenlegung einiger Bereiche, zum Beispiel des Handlings von ČSA mit demselben Sektor des Flughafens, können jährlich einige Millionen Euro eingespart werden, doch eine Dauerlösung soll es nicht werden. Schon gar keine Fusion, so Premier Fischer, der nur davon sprach, die positiven Synergieeffekte beider Staatsfirmen zu bündeln. Das Hauptziel aber bleibt: ČSA muss weiter abspecken und effizienter werden, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.“

Was aber wird aus der Privatisierung von ČSA?

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„Eine gute Frage. Der einzige noch verbliebene Bewerber im Privatisierungsverfahren, das Konsortium Travel Service / Unimex Group, sieht seine Chancen zur Übernahme von ČSA bereits schwinden. Ein Vertreter des Bewerbers hat das Verfahren schon als Gulasch, also als Farce bezeichnet. Die bereits genannten Personalentscheidungen sprechen auch nicht gerade dafür, dass der Staat seine Fluggesellschaft als unnötigen Ballast endlich loswerden will. Zudem haben sich auch die großen Parteien wie die Bürger- und die Sozialdemokraten gegen die Privatisierung von ČSA zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung zur Privatisierung will Finanzminister Eduard Janota in der nächsten Woche bekannt geben.“