„In Böhmen und Mähren geboren, bei uns (un)bekannt?“
Ein Freud’ scher Versprecher kam wohl jedem schon einmal über die Lippen, ein Porsche steht bei einigen in der Garage und Oskar Schindler kennt man spätestens seit dem Spielberg-Streifen „Schindlers Liste“. Aber wussten Sie auch, dass diese Berühmtheiten auf böhmisch-mährischem Boden geboren wurden? Am vergangenen Freitag eröffnete in Prag die Ausstellung „Lebensbilder“, die genau diese Frage stellt. Auf Tschechisch und Deutsch stellt der Adalbert-Stifter-Verein München zwölf Persönlichkeiten vor, deren Herkunft viele überraschen wird. Mit dem Vereins-Mitarbeiter Jozo Džambo sprach Vivian Hömke.
Herr Džambo, zur Ausstellung gibt es bereits ein Buch mit demselben Titel, „Lebensbilder“. Besteht da ein Unterschied?
„Die Broschüre und die Ausstellung sind mehr oder weniger identisch. Das Wichtige an der Ausstellung ist dieses Fragezeichen nach dem Titel: „In Böhmen und Mähren geboren, bei und (un)bekannt?“. Natürlich, wenn die Ausstellung jetzt in Prag gezeigt wird, dann klingt diese Frage ein bisschen provokativ. Namen wie Rainer Maria Rilke oder Franz Kafka sind sehr bekannt. Sie sind hier zuhause. Wenn man diese Namen jetzt in Prag vorstellt, ist das ungefähr so, als wenn man Eulen nach Athen trägt.“
Nach welchen Kriterien haben Sie die Personen ausgewählt?
„Es sind bekannte Namen. Nur sind viele Namen so bekannt, dass die Leute gar nicht danach fragen, woher sie kommen. Sie gehören zum Alltag, zum Inventar unseres Wissens. Und Dr. Schwarz, der Kurator der Ausstellung, wollte eben bei diesen allgemein bekannten Namen auch dieses Fragezeichen setzen und fragen: Sind sie tatsächlich so bekannt, wie es die meisten Menschen denken.“
Unter den dargestellten Persönlichkeiten sind bekannte Größen wie Johann Gregor Mendel, Sigmund Freud oder Ferdinand Porsche. Welche der Lebensgeschichten beeindruckt Sie am meisten?
„Vielleicht Ottfried Preußler, weil das eine Person ist, die noch lebt, die irgendwie greifbar ist, die man auch befragen kann. Nicht nur darüber, was er als Autor meint und schreibt, sondern auch, wie er zu seiner Herkunft steht und zu dem Land, aus dem er stammt.“
Seit fast eineinhalb Jahren wandert diese Ausstellung bereits durch Tschechien. Warum kommt sie erst jetzt in die Landeshauptstadt Prag?
„Das hängt nicht immer von dem Veranstalter, vom Kurator der Ausstellung ab. Die großen Städte wie Wien, Prag, München und Berlin haben so ein großes Angebot an Kulturveranstaltungen. Und es ist schwierig, mit einer Ausstellung, mit einem Kulturprogramm in eine Großstadt zu kommen.“
Welche Reaktionen gab es bis jetzt auf die Ausstellung?
„Das Interesse war groß, die Leute waren zufrieden. Aber es ist aufgefallen, dass viele Besucher nur Namen entdeckt haben, die es in der Ausstellung nicht gegeben hat oder nicht gibt. Der Sinn der Ausstellung und ihre Absicht, die Menschen zum Nachdenken zu bewegen, ist voll gelungen.“
Noch bis zum 31.8. ist die Ausstellung „Lebensbilder“ zu sehen und zwar im steinernen Turm in der Jindřišská-Straße, unweit vom Wenzelsplatz.