Zündendes Gemisch der 70er: „Energit“ verschmolz Jazz und Rock a la Miles Davis
In den siebziger Jahren ziehen die kommunistischen Machthaber in der Tschechoslowakei die Daumenschrauben an und nehmen die Gesellschaft erneut ans Gängelband. Ausgerechnet in dieser Zeit der „Normalisierung“ bewahrt sich die Musik aber eine gewisse Freiheit. Musikstile aus dem Westen werden weiterhin aufgesogen, als ob es den Eisernen Vorhang gar nicht gibt. Kaum haben Miles Davis und andere Mitstreiter den Jazzrock oder Fusion-Jazz erfunden, dringt er auch schon bis nach Prag vor. Dort entsteht mit „Energit“ eine der wichtigsten tschechoslowakischen Fusion-Bands.
Luboš Andršt ist allerdings am Anfang seiner Karriere anderswo beheimatet: im Blues. Anfang der 70er wird ihm diese Musikrichtung zu eng – in den ehemaligen Mitgliedern der Jazz-Rockcombo Flamengo findet er Gleichgesinnte: Die Band Energit entsteht. Erst 1975 erscheint aber das erste Album. Die Musik pendelt weiterhin zwischen Rock, Jazz und Ethno, doch die Besetzung ist nun völlig umgekrempelt: Andršt hat gestandene Jazzmusiker für sein Projekt begeistert.
Rudolf Ticháček am Saxophon und Emil Viklický an den Keyboards, sie bestimmen nun neben Andršt den Sound. Ja, man leistet sich mit Milan Svoboda sogar den Luxus eines zweiten Pianisten. Das erste Album, das wie die Band einfach „Energit“ heißt, wird ein großer Erfolg. Das Fachpublikum jubelt, aber auch der gemeine Fan ist begeistert. Fast 50.000 verkaufte LPs sind für die damalige Zeit in der Tschechoslowakei eine gute Zahl.
Über 200 Konzerte absolviert Energit in den 70ern, die Studioproduktionen bleiben aber mit einem Minialbum und insgesamt zwei LPs überschaubar. Zu Beginn der 80er wenden sich dann die Energit-Mitglieder anderen oder eigenen Projekten zu. Luboš Andršt spielt wieder mehr Blues und das bis heute – nur ab und zu, da juckt´s ihn und er unternimmt einen der Ausflüge zurück in die Zeit der Fusion, zurück zu Energit.