Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer zu Gast bei Václav Klaus
Die Beneš-Dekrete und das Kernkraftwerk Temelín auf der einen, massive Schweinefleisch-Importe und angeblich schikanöse Grenzkontrollen auf der anderen Seite. Jahrelang galten sie als schwer belastet und haben sich erst in jüngster Zeit einigermaßen entspannt: Die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich. An Gesprächsthemen bestand also kein Mangel beim Staatsbesuch des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer in Prag:
„Wir haben uns schon lange auf diesen Staatsbesuch gefreut, der Ausdruck der sehr guten Beziehungen zwischen Österreich und der Tschechischen Republik ist.“
„Ich bin auch der Meinung, dass sich unsere bilateralen Beziehungen in den letzten Jahren gut entwickelt haben. Aber man kann immer noch weiterarbeiten und daher betrachte ich einen solchen Besuch als gute Gelegenheit für einen umfassenden Meinungsaustausch.“
Ausgetauscht haben die beiden Staatsoberhäupter ihre Meinung unter anderem über die Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Ländern. Präsident Klaus sieht hier Verbesserungsbedarf auf beiden Seiten der Grenze:
„Ich befürchte, eine Bahnfahrt von Prag nach Linz oder Wien dauert gleich lang, wie in der Zeit vor 1918, als wir noch in einem gemeinsamen Staat gelebt haben. Das gleiche gilt auch für die Straßenverbindung.“
Er fahre mehrmals pro Jahr nach Österreich, unter anderem zum Skifahren, betonte Václav Klaus. Dabei nehme er allerdings stets den Umweg über Bayern. Bundespräsident Fischer versprach Abhilfe:„Herr Präsident, wenn Sie mich in zehn Jahren noch einmal nach Prag einladen, dann wird sich das grundlegend geändert haben. Dann werden die Verkehrsverbindungen fertig sein, und Sie werden in halber Zeit zum Skifahren nach Österreich kommen.“
Die Replik von Václav Klaus kam umgehend, und auf Deutsch:
„Perfekt! Aber wahrscheinlich ist das ja eine Hilfe für die Umweltsituation in Österreich, wenn ich auf der Reise zum Skifahren Österreich umfahre. Deshalb machen Sie das wahrscheinlich.“
Nicht ausgeklammert blieb auch die Frage des Lissabon-Vertrags, den Václav Klaus vorerst nicht unterzeichnen will. Bundespräsident Fischer unterstrich, in diesem Punkt sei er ganz und gar nicht einer Meinung mit seinem tschechischen Amtskollegen. Václav Klaus betonte seinerseits, es sei sein alleiniges Recht, den EU-Reformvertrag zu ratifizieren oder nicht; auf jeden Fall wolle er vor seiner Unterschrift eine Entscheidung in Irland abwarten. Und zu Heinz Fischer gewandt ergänzte er auf Deutsch:
„Es gibt nichts Neues in dieser Hinsicht. Leider – für Sie."