Kurzwelle vs. Internet II und die „Tragikomödie“ Lissabon-Vertrag

Es ist wieder so weit. Wie alle zwei Wochen haben nun Sie, unsere Hörerinnen und Hörer, das Wort. Für das Radio-Prag-Hörerforum hat Patrick Gschwend wieder in Ihrer Post gestöbert.

Foto: Štěpánka Budková
Ahoj und herzlich Willkommen zum Hörerforum! Man muss es eigentlich gar nicht mehr sagen, aber Sie haben auch in den letzten zwei Wochen wieder gewohnt fleißig geschrieben. Natürlich war in Ihrer Post wie immer auch ein ganzer Stapel Empfangsberichte. Dass wir das Feedback zur Empfangsqualität von Ihnen brauchen, hat sich auch diesmal wieder bestätigt. Unser aufmerksamer Hörer Karl-Johann Conrads wunderte sich – wie andere von Ihnen sicher auch – am 11. Februar, als er Radio Prag hören wollte und schrieb uns umgehend diese Email:

„Heute gab es um 13 Uhr Weltzeit auf den Frequenzen 6055 Kilohertz und 7345 Kilohertz kein Signal. Ab 13 Uhr 14 war plötzlich wieder ein Signal von Radio Prag zu empfangen. Was war los?“

Die Frage haben wir an unsere Technikabteilung weitergeleitet, die sich sofort um Erklärung des Ausfalls bemüht hat. Nach mehreren Telefonaten mit der in Tschechien für die Übermittlung der Funksignale zuständigen Stelle wurde dann endlich die Lösung des Problems gefunden. Der Signalausfall, der am 11. Februar zwischen 12 Uhr 54 und 13 Uhr 14, auftrat, fiel zeitlich genau mit der Auswechslung einer so genannten UPS zusammen. Diese englische Abkürzung für Uninterruptible Power Supply – zu deutsch Unterbrechungsfreie Stromversorgung – beschreibt ein technisches Gerät, dass aus Akkumulatoren, Stromrichtern und elektronischen Reglern besteht und lokale Schwankungen und Ausfälle im Stromnetz ausgleichen soll. Wie der Name des Geräts schon sagt, wollen die Stromversorger damit eben gerade Stromausfälle verhindern. Hin und wieder muss ein solches Gerät aber ausgetauscht werden. Normalerweise führt dies aber nur zu einem Stromausfall von einigen Millisekunden. Warum es diesmal länger war und warum unsere Sendestation davon betroffen war, können wir Ihnen allerdings nicht erklären.


Vielleicht war der Austausch der betreffenden UPS unbedingt notwendig. Denn schon in den Tagen vor dem 11. Februar berichteten uns einige von Ihnen von der schlechten Empfangsqualität unserer Sendungen. Danach waren dann alle Ihre Empfangsberichte wieder wie gewohnt positiv. Bei allen, die uns informiert haben, möchten wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bedanken. Stellvertretend für alle anderen seien in diesem Zusammenhang folgende unserer Hörer erwähnt: Dietmar Eisenhauer aus Fränkisch-Crumbach, Theo Ransmann aus Ochtrup, Markus Fuchs aus Leonberg, Martina Pohl aus Überlingen und Fritz-Walter Adam aus Bernburg an der Saale.

Sie haben es eben schon gehört. Beim Empfang über Kurzwelle treten hin und wieder Störungen auf. Aber auch der Empfang von Radio Prag über das Internet läuft nicht immer reibungslos ab. Womit wir wieder einmal bei dem Thema wären, dass in der vorletzten Ausgabe des Hörerforums aufkam: Was ist besser? Kurzwelle oder Internet? Wie konsumieren Sie Radio Prag? Das Thema beschäftigt Sie nach wie vor, und es bestätigt sich hierbei wieder die Tatsache, dass unsere Kurzwellenhörer wesentlich aktivere Schreiber sind: Hans-Christian Riedelbauch hatte sie vor einem Monat aufgeworfen, die Frage: Kurzwelle oder Internet? Fast alle Antworten sind Plädoyers für das Medium Kurzwelle. So schrieb uns Martin Brosche aus Schwäbisch Gmünd empört:

„Es ist eine Unverschämtheit von einem Online-Hörer, uns klassische Kurzwellen-Hörer ‚veraltet’ zu nennen. Für mich ist jedenfalls das Radio überall einsatzbereit und in der Handhabung sehr praktisch. Außerdem können Internetverbindungen von Geheimdiensten überwacht werden. Ich empfange zum Beispiel auch Sendungen aus Iran und Nordkorea. Da würde ich niemals eine Verbindung ‚Online’ versuchen. Nein danke!“

Eine ähnliche Meinung vertritt Bernd Seiser aus Ottenau:

„Ist doch ganz klar: Kurzwelle ist besser und einfach billiger. Das Internet kostet jeden Monat doppelt so viel wie die Rundfunkgebühr. Zudem ist der Stromverbrauch des Radiogeräts deutlich niedriger als der von Computer und Monitor zusammen, also auch unweltfreundlicher. Ich höre mir jedenfalls besonders im Sommer gerne im Garten mit meinem Radio Sendungen aus der ganzen Welt an und werde meinem Empfangsgerät treu bleiben bis auch die letzte deutschsprachige Station ihre Programme im Äther eingestellt hat.“

Auch Bernhard Henze aus Köhra votiert für die Kurzwelle, aber mit Einschränkung:

„Als ‚alter Hase’ benutze ich natürlich die Kurzwelle. Nur wenn der Empfang einmal sehr schlecht sein sollte, höre ich den Beitrag noch einmal im Internet an, da ich Programmhörer bin.“

Den Nostalgie-Aspekt des Kurzwellenrundfunks betont Michael Lindner aus Triptis:

„Obwohl der Empfang über das Internet absolut sauber und problemlos ist, macht das doch keinen richtigen Spaß, wenn man sich schon über 38 Jahre der guten alten Kurzwelle verschrieben hat. Das Internet bleibt für mich nach wie vor nur ein willkommener Ersatz, wenn es um den Radioempfang geht. Und zwar nur dann, wenn die Kurzwellen einmal streiken sollten.“

So hält es auch Heinrich Eusterbrock aus Kaufbeuren, der aber gleich anfügt:

„Da fällt mir ein: Ich sollte mir doch noch mal Ihre Homepage anschauen.“

Das sollten Sie! Unsere Internetseiten finden Sie unter der Adresse www.radio.cz. Und für alle, die das Internet partout ablehnen sollten, werden unsere Sendungen selbstverständlich auch weiterhin über Kurzwelle ausgestrahlt. So sehr es Sie auch nach wie vor beschäftigt: Damit wird das Thema Kurzwelle versus Internet im Hörerforum vorerst beendet, so dass in Zukunft auch Ihre inhaltlichen Fragen und Anmerkungen wieder mehr Raum einnehmen können.


Foto: Europäische Kommission
Ein Thema, dem wir uns auch in den nächsten Monaten noch öfter widmen werden, ist Europa. Und das nicht nur weil Tschechien derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Sie haben es schon in vielen unserer Sendungen gehört: Der EU-Reformvertrag von Lissabon wird in Tschechien sehr kontrovers diskutiert. Tschechien ist übrigens das einzige EU-Mitgliedsland, das über das Dokument noch nicht endgültig entschieden hat. Engelbert Borkner aus Hildesheim kann das nicht verstehen:

„Die immer wieder verschobene Abstimmung über den Lissabon-Vertrag weitet sich ja langsam zu einer unendlichen Geschichte aus. Allmählich müsste doch mal eine Entscheidung fallen. Warum macht man es sich denn in Tschechien so schwer für oder gegen Europa zu entscheiden? Ich habe manchmal den Eindruck, man möchte gerne die Errungenschaften und finanziellen Wohltaten kassieren, ansonsten aber Europa die kalte Schulter zeigen. Auf europäischer Ebene schüttelt man doch mittlerweile auch nur noch den Kopf über die Unfähigkeit Tschechiens, Nägel mit Köpfen zu machen.“

Auch einige tschechische Politiker sehen das ähnlich. Der Bildungsminister Ondřej Liška von den Grünen zum Beispiel nannte den langwierigen Prozess eine „Tragikomödie auf tschechische Art“. Nun ist allerdings zumindest ein wenig Bewegung in den Ratifizierungsprozess gekommen. Das Abgeordnetenhaus, die untere Kammer des tschechischen Parlaments hat den Lissabon-Vertrag gebilligt. Es fehlt aber noch die Zustimmung der oberen Kammer, des Senats, und die Unterschrift von Staatspräsident Václav Klaus. Der ist bekanntlich ein Kritiker des Dokuments und hat bereits angekündigt seine Zustimmung zu verweigern. Der Lissabon-Vertrag wird uns also sicher auch in Zukunft noch beschäftigen, vielleicht auch demnächst wieder im Hörerforum. Denn für heute sind wir wieder am Ende angelangt. Es bleibt mir vorerst nur noch einmal Danke zu sagen für ihre zahlreichen Zuschriften. Die können Sie auch weiterhin an die folgenden Adressen schicken: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Oder per Email an [email protected]. Machen Sie es gut und hoffentlich auf ein Wiederhören in zwei Wochen.