Filmregisseurin Věra Chytilová erhält goldene Medaille der tschechischen Akademie der Künste

Věra Chytilová (Foto: ČTK)

Am 2. Februar feierte die bedeutende tschechische Filmregisseurin Věra Chytilová ihren 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde ihr am Dienstag die goldene Medaille der tschechischen Akademie der Künste verliehen. Die Auszeichnung überreichte der Künstlerin der Vizerektor der Akademie der Künste Miloslav Klíma im Gebäude der Film- und Fernsehfakultät der Akademie in Prag.

Věra Chytilová  (Foto: ČTK)
Der Akademie der Künste ist Věra Chytilová seit Jahrzehnten verbunden. An der Film- und Fernsehfakultät der Akademie studierte sie einst Regie. Heute leitet sie dort trotz des hohen Alters das Institut für Regie. Die Regisseurin sieht sich noch nicht am Ziel ihrer Berufslaufbahn, sondern blickt in die Zukunft.

„Ich will nicht entscheiden, was das Wertvollste in meiner Karriere als Filmregisseurin war. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht mehr so genau, was ich alles gemacht habe. Ich bin noch nicht wirklich zufrieden, sondern will noch etwas tun. Mein Interesse an den Dingen ist ungebrochen, und ich denke viel über das Geschehen in der Welt nach.“

Nicht nur bei der Ausbildung des Nachwuchses, sondern auch als Regisseurin ist Věra Chytilová nach wie vor aktiv. Pünktlich zu ihrem 80. Geburtstag lief im tschechischen Fernsehen ihr neuer Film „Gepeinigte Liebe“ - eine aufrüttelnde Auseinandersetzung mit dem Thema der Gewalt in der Familie. Věra Chytilová hat sich nie gescheut, mit ihren Filmen heikle Themen anzusprechen. Künstlerisch entwickelte sie einen unverwechselbaren persönlichen Stil.

Während des Tauwetters in den Jahren vor dem Prager Frühling 1968 stand Věra Chytilová den Regisseuren der so genannten „Tschechischen Neuen Welle“ nahe, zu denen auch Miloš Forman und Jiří Menzel zählen. Die Filme der Neuen Welle setzten originelle Mittel, wie improvisierte Dialoge von Laiendarstellern, absurde Szenen und schwarzen Humor ein. Věra Chytilová drehte damals ihren wohl bekanntesten Film „Tausendschönchen“, den es auch in deutscher Version gibt. Derzeit plant die Regisseurin einen Film über die große tschechische Schriftstellerin Božena Němcová.

Věra Chytilová feierte ihren 80. Geburtstag  (Foto: ČTK)
„An Božena Němcová fasziniert mich die Biographie, mich interessiert der Bogen ihres Lebens. Auch deswegen, weil manche der Ziele, die sie verfolgte, bis heute nicht erreicht sind. Zum Beispiel ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch immer keine Selbstverständlichkeit.“

In der Zeit der totalitären Herrschaft der Kommunisten musste die Regisseurin gegen den Widerstand der staatlichen Organe kämpfen. Aber auch mit der 1989 errungenen Freiheit sei nicht alles eitel Wonne, meinte die Regisseurin bei der Preisverleihung:

„Demokratie sollte ein toleranter Meinungsaustausch sein, und nicht ein Schlagabtausch, nicht ein Kampf. Wichtig ist die Fähigkeit, den anderen geduldig anzuhören und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Dazu sind wir nicht imstande. Wir haben immer nur unseren eigenen Standpunkt im Auge.“

Geboren wurde Věra Chytilová am 2. Februar 1929 im mährischen Ostrava. Weitere bekannte Filme der Regisseurin sind „Prag – unruhiges Herz“, „Große Fallen, kleine Fallen“ und "Geschichte der Wände oder Wie eine Siedlung entsteht“.