Umstrittene Aeroflot bestätigt Kaufabsicht für die ČSA

Trotz der vielen Warnungen, dass in Krisenzeiten Vieles billiger gehandelt wird, will die tschechische Regierung die Privatisierung weiter vorantreiben. Ganz oben auf der Liste steht die staatliche Fluggesellschaft ČSA. Sie steht seit dem 19. Januar zum Verkauf. Und die ersten potenziellen Käufer haben sich auch schon gemeldet; darunter die russische Aeroflot. Eine mögliche Übernahme der tschechischen Airlines durch die halbstaatliche Fluggesellschaft aus Moskau stößt hierzulande aber auf erheblichen Widerstand.

Flughafen Prag-Ruzyně
In einer am Montag verbreiteten Pressemitteilung hat der Chef der tschechischen Sozialdemokraten (ČSSD), Jiří Paroubek, den Verkauf der nationalen Fluggesellschaft ČSA an die russische Aeroflot kritisiert. Der Verkauf an den russischen Bären könne eine Bedrohung für die Beschäftigten darstellen und ebenso die Sicherheit des Luftverkehrs gefährden. Außerdem kritisierte Paroubek, dass die Eigentumsstrukturen der Aeroflot nicht sehr transparent seien. Mit dieser Meinung steht der Oppositionsführer nicht allein.

„Das ist eine Privatisierung tschechischen Staatseigentums in die Hände von Firmen, die vom russischen Staat beherrscht werden“, verweist der Analytiker der Firma Cyrus, Jan Procházka, auf mögliche politische Interessenskonflikte, die mit einem Verkauf an die Aeroflot einhergehen könnten.

Filip Gaspar, der Präsident der tschechischen Pilotenvereinigung von ČSA, bestätigt die Sicherheitsbedenken, die in der Luftfahrtbranche gegenüber Aeroflot bestehen:

„Wir haben natürlich Einwände zur Sicherheit des Flugbetriebs vorzubringen. Sowohl russische Staatsanwälte als auch unsere Kollegen von Aeroflot haben im vergangenen Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass Sicherheitsstandards wiederholt nicht eingehalten wurden.“

In einen Zeitungsbericht haben russische Journalisten im vergangenen Jahr aufgedeckt, dass auch Vetternwirtschaft bei Aeroflot durchaus gang und gäbe ist. Einer von ihnen veröffentlichten geheimen Liste zufolge seien im Vorjahr zirka 150 russische Politiker, Beamte und Manager nebst ihren Verwandten mehrfach kostenlos mit Maschinen von Aeroflot geflogen.

Trotz des schlechten Rufs, den die Aeroflot in halb Europa und ganz besonders in Tschechien hat, hat der russische Flugriese am Dienstag erstmals seine Karten offen gelegt. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen (ČT) hat Aeroflot-Generaldirektor Waleri Okulow seine Kaufabsicht für die ČSA bestätigt. Dafür werde Aeroflot ein gutes Angebot auf den Tisch legen. Die ČSA solle ein tschechisches Transportunternehmen bleiben und unter russischer Beteiligung außer nach Nord- und Südeuropa vor allem in den weiten Osten fliegen. Diese erste Offerte kann die Zweifel an dem russischen Unternehmen jedoch nicht ausräumen. Erst recht nicht nach dem jüngsten Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine. Die Privatisierung der ČSA, die in zwei Etappen verläuft, soll im September abgeschlossen werden.