Den meisten Prag-Touristen dürfte sie bekannt sein: die astronomische Uhr auf dem Altstädter Ring, auf Tschechisch Orloj, die zu jeder vollen Stunde, Menschenmassen vor das Altstädter Rathaus lockt. Vor fast genau 600 Jahren, im Jahr 1410, wurde sie damals als weltweit dritte astronomische Uhr ihrer Art konstruiert. Nahezu 200 Jahre später wurde Prag abermals zum Zentrum der Astronomen der Welt. Warum, das erfahren Sie im Beitrag von Patrick Gschwend.
Die astronomische Uhr auf dem Altstädter Ring
Erstens: Die Planeten kreisen in ellipsenförmigen Bahnen um die Sonne. Zweitens: Je weiter ein Planet von der Sonne entfernt ist, desto langsamer bewegt er sich. Heute weiß das fast jedes Kind. Doch als 1609, also vor genau 400 Jahren, der Astronom Johannes Kepler seine beiden Bahn brechenden Gesetze veröffentlichte, waren die Entdeckungen revolutionär. Ebenfalls 1609 entwickelte Galileo Galilei das erste Teleskop, das den Wissenschaftlern die Beobachtung der Himmelskörper auf höchst erfreuliche Weise erleichterte. Grund genug, die beiden 400-jährigen Jubiläen zu feiern, dachte man sich schon vor drei Jahren bei der Unesco. Man rief das Jahr 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie aus, das für die Europäische Union offiziell am 7. Januar auf dem Altstädter Ring in Prag eröffnet wird. Warum ausgerechnet in Prag? Ganz einfach: Kepler veröffentlichte hier seine beiden berühmten Gesetze. Von 1600 bis 1612 arbeitete er in Prag als Hofmathematiker von drei habsburgischen Kaisern. Der Präsident des nationalen tschechischen astronomischen Komitees, Jan Palouš, schildert, was die Besucher auf dem Altstädter Ring am 7. Januar erwartet:
Jan Palouš (Foto: Zdeněk Vališ)
„Den ganzen Tag über wird ein großer Ausstellungsstand auf dem Altstädter Ring stehen. Darin wird eine Exposition über Astronomie zu sehen sein. Die Besucher können dort Näheres über die Astronomie sowie die Naturwissenschaften im Allgemeinen erfahren. Außerdem sind ein Teleskop und verschiedenste astronomische Instrumente zu sehen. Bei dem jetzigen Wetter werden die Besucher die Sonne vermutlich nicht beobachten können, aber zumindest die Türme von Prag rund um den Veits-Dom.“
Am 7. Januar schaut die Welt aber auch aus einem anderen Grund nach Prag. Am selben Tag wird hier offiziell der Beginn der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft eingeläutet. Für Jan Palouš eine willkommene Gelegenheit, um den Blick auch auf die Wissenschaft zu lenken:
„Die Europäische Kommission kommt nach Prag und diese Gelegenheit wollen wir nutzen, um das Internationale Astronomische Jahr zu beginnen. Eröffnen wird es der Eurokommissar für Wissenschaft und Forschung, Janez Potočnik, und die Präsidentin der Internationalen Astronomie-Union, Catherine Cesarsky. Auch der tschechische Bildungsminister Ondřej Liška wird an der feierlichen Eröffnung teilnehmen.“
Die Eröffnungsveranstaltungen in Prag sind aber selbstverständlich noch nicht alles, was die beteiligten wissenschaftlichen Institutionen während des Internationalen Astronomischen Jahres geplant haben. Auch eine Reihe von Ausstellungen wird im Laufe des Jahres in der Tschechischen Republik zu sehen sein. Außerdem will man mit Schülerwettbewerben, Konferenzen und Festivals Jung und Alt für die Astrophysik begeistern.