Bayreuth und Prag 6 geben sich die Hand – der Beginn einer Städtepartnerschaft

Rund 250 Kilometer, eine Staatsgrenze und historisch unruhige Zeiten liegen hinter und zwischen ihnen - Prag und Bayreuth. Doch nun sind die beiden Städte näher aneinander gerückt. Nicht auf der Landkarte zwar, aber auf der Ebene der Verständigung. Das Oberfränkische Bayreuth und der Stadtteil Prag 6 haben eine Städtepartnerschaft unterzeichnet.

Ein gemeinsamer langer Blick in die Kameras, zwei Unterschriften auf einem Memorandum, ein fester Händedruck, das feierliche Anstoßen mit einem Glas Sekt – und schon war die Partnerschaft zwischen der oberfränkischen Wagnerstadt Bayreuth und dem Prager Stadtteil 6 besiegelt. Der Bayreuther Bürgermeister Michael Hohl und sein Prager Amtskollege Tomáš Chalupa haben eine Städtepartnerschaft beschlossen. Ein Akt, so bedeutend, dass es sich auch der deutsche Botschafter in Prag, Helmut Elfenkämper, nicht nehmen ließ, dabei zu sein:

„Ich freue mich über jede Städtepartnerschaft, die zustande kommt. Und hier haben wir es mit einem Stadtteil von Prag zu tun, der bedeutend ist durch seine Kulturarbeit, durch seine Bildungsarbeit. Bei Bayreuth brauche ich das nicht weiter zu erläutern: die Universität, das Richard-Wagner-Festival usw. – die Ausstrahlung von Bayreuth als Kulturstandort. Wenn eine solche Städtepartnerschaft hier in Prag besiegelt wird und ich eingeladen bin, dann komme ich natürlich sehr gerne.“

Die Initiative für die Zusammenarbeit ging von der Vorsitzenden der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft in Bayreuth, Kristina Jurosz, aus. Sie ist selbst in Prag geboren und später vertrieben worden. In Bayreuth teilt sie dieses Schicksal mit mehreren tausend Menschen. Aber es sind nicht nur die jüngste Geschichte und die Kultur, welche beide Städte teilen. Bayreuth und Prag verbindet auch eine Geschichte, die Jahrhunderte zurückreicht. Nicht selten hoben beide Städte die Waffen gegeneinander. Insofern hat die neue Städtepartnerschaft auch eine gewisse historische Symbolik, meint der Bürgermeister von Prag 6, Tomáš Chalupa:

„Wenn ich von der historischen Symbolik spreche, dann meine ich nicht nur die tragischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Die Chroniken unserer Städte sind voll mit Ereignissen, die beide Städte betreffen. Leider nicht nur fröhliche Ereignisse. Die Hussisten haben im 15. Jahrhundert Bayreuth niedergebrannt. Auf der anderen Seite sind bayreuther Soldaten 1620 in der Schlacht am Weißen Berg hier aufmarschiert. Meinem Amtskollegen aus Bayreuth und mir war gleich klar, dass wir über diese Vergangenheit hinweg eine Brücke bauen müssen.“

Tomáš Chalupa  (links)
Und wie soll diese "Brücke in die Zukunft" aussehen? Wie werden die Bürger von Bayreuth und Prag 6 die Städtepartnerschaft zu spüren bekommen? Bürgermeister Hohl:

„Beginnen werden wir mit unseren Schulen. Das heißt, wir werden unsere Schulen anregen, den Kontakt nach Prag 6 zu suchen und einen Schüleraustausch zu organisieren. Dabei wird die Stadt natürlich Hilfestellung leisten. Es ist aber genauso wichtig, dass wir unsere ´Best-Ager´, die Senioren, ansprechen und motivieren Prag 6 und die Stadt Prag zu erkunden und zu entdecken. Ich war gestern abend mit meiner Frau unterwegs und wir haben so viele Dinge gesehen, bei denen ich einfach den Wunsch haben, dort nochmals einzutauchen. Die Stadt atmet Geschichte, die Stadt atmet Kultur – es gibt unglaublich viel zu entdecken und ich glaube, dass wir gar nicht groß Überzeugungsarbeit in Bayreuth leisten müssen. Die Leute werden kommen und werden sich begegnen und das ist ja genau was wir wollen, davon lebt ja eine Partnerschaft.“

Und um die Partnerschaft zu bekräftigen gab es aus Bayreuth am Ende noch ein Geschenk für den Gastgeber:

„Und, lieber Freund Chalupa, wenn die politische Situation und die Aufgaben und Pflichten mal ganz arg drücken, dann machen sie ihn einfach voll“, sagte Bürgermeister Hohl und übergab seinem Prager Kollegen Chalupa einen Bierkrug ungewöhlich großen Umfangs.