Städtepartnerschaft zwischen Coswig und Lovosice bringt Menschen näher
In Europa tut man sich zurzeit schwer, einen gemeinsamen Nenner zu finden. So etwa in der Flüchtlingskrise, wie der jüngste EU-Gipfel deutlich machte. Ganz anders verhält es sich da auf regionaler Ebene. Zum Beispiel bei den Partnerschaften zwischen deutschen und tschechischen Städten. Zu diesem Thema hatte das Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Prag zu einem Seminar geladen.
„Diese Partnerschaft bereitet mir sehr viel Freude. Sie hat uns eine ganze Reihe wunderbarer Freundschaften beschert, vor allem bei den Bürgern untereinander. Wir konnten zudem viele gute Erfahrungen sammeln. Zum Beispiel darüber, was so alles in Tschechien vielleicht besser läuft als bei uns in Deutschland, aber auch umgekehrt. Also ich möchte diese Partnerschaft nicht missen.“
Der beim Seminar ebenfalls anwesende Direktor des Kulturzentrums von Lovosice, Vojtěch Krejčík, bestätigte, dass sich die Bürger seiner Stadt oft und gern mit den Einwohnern von Coswig treffen. Und das in vielfältiger Form:„Man trifft sich zu einer ganzen Reihen von Veranstaltungen und Aktionen. Da wären zunächst die Stadtfeste und die Weihnachtsmärkte in beiden Orten zu nennen. Wir besuchen uns gegenseitig zu Konzerten und Fußballturnieren. Es kommt dabei zum Erfahrungsaustausch unter den Sportvereinen, aber genauso unter den Seniorenverbänden sowie zwischen Schulen und Kindergärten. Man kann getrost sagen: Unsere Partnerschaft ist tiefgreifend und auf einem hohen Niveau.“
Das 21.000 Einwohner zählende Coswig bei Dresden und die am südlichen Ausläufer des Böhmischen Mittelgebirges gelegene Stadt Lovosice, die rund 10.000 Einwohner hat, sind 139 Kilometer voneinander entfernt. Mehr als 100 Kilometer konnten die Menschen beider Städte auf dem Weg zueinander bisher auf der Autobahn zurücklegen. Am Samstag kommen 13 Kilometer hinzu, wenn das letzte Teilstück der Autobahn D8 unmittelbar bei Lovosice endlich seiner Bestimmung übergeben wird. Das macht vieles leichter, sagt Neupold:„Es geht noch schneller. Das hilft vor allem bei den wichtigen Dingen, die eine Unterschrift mit sich bringen. So fahren wir beispielsweise am Morgen halb Neun in Coswig los und sind schon wieder gegen Mittag zurück. Die Fertigstellung der Autobahn vereinfacht alles.“
Vojtěch Krejčík betont indes, dass die Entfernung zwischen beiden Städten keine wesentliche Rolle spiele:„Auch wenn es diese Autobahn nicht gäbe, die 139 Kilometer haben für uns nie eine große Hürde dargestellt. Wir sind schon auf Fahrrädern nach Coswig gefahren. Wir haben es immer bis dorthin geschafft, und umgekehrt war es auch so.“
Und auch die Sprache stelle kein Problem dar. Immer fände sich jemand, der die Sprache des Anderen verstehe und beim Dolmetschen hilft, sagt Neupold. Jetzt aber soll auf Initiative Einzelner sogar Sprachunterricht auf beiden Seiten der Grenze angeboten werden – also Tschechisch-Kurse in Coswig und Deutschunterricht in Lovosice. Darüber freut sich Oberbürgermeister Neupold, auch wenn er selbst in punkto Verständigung seine ganz eigene Methode hat:
„Das ist natürlich Klasse. Das freut uns. Und ansonsten, was mich betrifft: Ich verständige mich mit Händen und Füßen … nach dem dritten Glas Wein.“