Strom wird billiger – Endverbraucher zahlen drauf!

Foto: Europäische Kommission

Die Wirtschaftskrise hat Europa voll erfasst. Auch der Motor der tschechischen Wirtschaft beginnt zu stottern. Zu allem Ungemach erwartet Tschechien im nächsten Jahr nun die stärkste Strompreiserhöhung seit sechs Jahren.

Die drei größten Stromanbieter Tschechiens haben für 2009 eine Erhöhung ihrer Preise angekündigt. Wie hoch die ausfällt, ist aber von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Die Kunden von Pražská energetika (PRE) trifft es noch am wenigsten hart. Der Prager Energieversorger hat angekündigt, dass die Teuerung nicht mehr als 9 Prozent betragen wird. Das halbstaatliche Unternehmen ČEZ will die Preise etwa um ein Zehntel erhöhen. Am tiefsten in die Tasche greifen müssen die Kunden von E.ON, dem größten Stromanbieter in Mähren und Südböhmen. Privathaushalte müssen dort im kommenden Jahr 16,4 Prozent mehr bezahlen, Kleinunternehmen sogar um 18 Prozent mehr. Der Pressesprecher von E.ON, Vladimír Vácha, verteidigt die Preiserhöhung so:

„Der Hauptgrund ist die Steigerung der Preise für Strom an den Börsen.“

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Denn dort kaufen die Energieunternehmen den Strom. Der Chef des Energie-Regulierungsamtes, Josef Fiřt, lässt diese Erklärung aber nicht gelten:

„Die Energiepreise sind erheblich gesunken. Momentan bewegen sie sich um 60 Euro für eine Megawattstunde. Noch vor etwa zwei bis drei Monaten kostete die Megawattstunde fast 90 Euro.“

Von Seiten der Stromanbieter war allerdings zu hören, dass die Energiepreise damit immer noch höher lägen als vor einem Jahr. Ein weiterer Grund für die Preiserhöhung dürfte sein, dass man einem Einnahmenausfall im Zuge der Finanzkrise vorbeugen will. Denn das langsamere Wirtschaftswachstum könnte auch eine Senkung des Energieverbrauchs zur Folge haben.

Zu spüren bekommen werden die Tschechen die Teuerung freilich erst, wenn die Stromrechnung für 2009 in Haus kommt. Ein durchschnittlicher Haushalt muss dann, je nach Stromanbieter, zwischen etwa 950 und 1600 Kronen jährlich mehr berappen. Das sind etwa 40 bis 70 Euro. Noch härter wird es aber wohl Kleinunternehmen treffen, die für ihre Produktion auf elektrischen Strom dringend angewiesen sind, wie etwa Hersteller von Textilien. Von Seiten der Tschechischen Handelskammer wurde daher die Regierung aufgefordert, den ungehemmten Preiserhöhungen einen Riegel vorzuschieben. Regierungschef Mirek Topolánek merkte allerdings an, dass dem Staat dazu direkte Mittel fehlten. Man könne lediglich auf die staatlich regulierten Gebühren für den Stromvertrieb Einfluss nehmen. Und genau dies mache die Regierung auch permanent.

Industrieminister Martin Říman sieht damit die Stromkunden am Zug:

„Die Märkte sind liberalisiert. Jeder Kunde kann sich seinen Energieanbieter selbst aussuchen und frei von einem Anbieter zum anderen wechseln.“