Deutschland im Mittelpunkt auf der fünfzigsten Maschinenbaumesse in Brünn
Diese Woche findet in Brünn die fünfzigste Internationale Maschinenbaumesse statt. Sie ist nach wie vor die wichtigste derartige Veranstaltung in Ost- und Mitteleuropa. Erstmals steht die Messe in diesem Jahr im Zeichen einer Länderpartnerschaft. Ausgewählt hat man dazu Tschechiens wichtigsten Handelspartner: Deutschland. Mit über 200 Ausstellern ist das Nachbarland auf der Maschinenbaumesse in Brünn auch die mit Abstand größte Gastnation. Der Freistaat Sachsen präsentiert seine Unternehmen auf einem gemeinsamen Stand. Radio Prag hat sich vor Ort ein Bild gemacht.
Dort stellt auch das kleine Unternehmen „MX Saxony“ aus. Firmenchef Joachim Müller erklärt seine Produkte:
Herr Müller, sie stellen unter anderem Schweiß- und Montagetische her. Können Sie uns die Besonderheiten dieser Tische erklären?`
„Diese Schweiß- und Montagetische die wir hier für den tschechischen, slowakischen, überhaupt den osteuropäischen Markt präsentieren, richten sich vor allem an die Nutzer kleinerer Unternehmer, die über sehr begrenzte Investitionsmittel verfügen und dann je nach Auftragseingang auftragsbezogen aufrüsten. Die Grundkonzeption dieses Schienen- und Nutensystems orientiert sich einfach daran, dass der Tisch in seinen inneren Konturen dem Werkstück folgen soll und nicht das Werkstück fest gefügten Maßstäben. Ich biete eine große Anzahl an. Alles sehr zweckgebunden und sehr vielseitig kombinierbar. Einfach, dass Zubehör niemals unbenützt bleibt.Können Sie uns vielleicht einige spezielle Funktionen dieses Schweiß- und Montagetisches, vor dem wir hier stehen, erklären?
„Das System ist uneigeschränkt 3-D-fähig. Ich kann also aus der reinen ebenen Arbeitsfläche an den Seitenwänden noch aufbauen, dort die mannigfaltigsten Spann- und Positioniermittel platzieren. Das System ist selbsterklärend, so dass es ganz besonders anwenderfreundlich ist.“Sie produzieren Ihre Produkte in Deutschland?
„Ja, das sind reine deutsche Produkte. Deshalb kann ich auch für uneingeschränkte Qualität garantieren.“
Sie sind heute auf der Brünner Maschinenbaumesse. Sind Sie zum ersten Mal hier?
„Ich bin als Unternehmen das erste Mal hier. Ich kenne aber diese Messe aus der Zeit, als ich angestellt war und für verschiedene Unternehmen tätig war sehr gut. Seit Anfang der 1990er-Jahre bin ich für deutsche Unternehmen in Tschechien unterwegs, um Kontakte zu knüpfen.“
Wie sehen Sie die Bedingungen beim Verkauf ihrer Produkte in der Tschechischen Republik?
„Die sehe ich recht positiv. Tschechien als Produzentenmarkt aber auch als Nutzermarkt entwickelt sich.“
Nebenan präsentiert die Firma Havlat ihre Erzeugnisse. Produktionsleiter Ruben Hausmann präsentiert sein Unternehmen
Herr Hausmann, Sie sind für das Unternehmen Havlat hier auf der Maschinenbaumesse in Brünn. Welche Produkte stellt Ihr Unternehmen her.
„Unser Unternehmen stellt Produkte her im Bereich des allgemeinen Maschinenbaus, der Energietechnik und der Turbinenschaufeln. Wir kommen aus Zittau. Unser Hauptfirmensitz ist in Großschönau, dem südöstlichsten Zipfel von Deutschland, an der Grenze zu Tschechien und zu Polen, im so genannten Dreiländereck. Unser Unternehmen hat 220 Mitarbeiter plus 50 Auszubildende.“
Es ist in aller Munde dass viele Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern. Gerade Sie sind knapp am Grenzgebiet. Kommt das für Sie nicht auch in Frage?
„Das haben wir nicht vor. Wir wollen unbedingt in unserer Region bleiben und eher den Weg gehen, dass tschechische beziehungsweise polnische Arbeitnehmer zu uns kommen, aber das gestaltet sich als recht schwierig, weil die Fachkräftesituation recht angespannt ist. Unsere Zahl an Lehrlingen verdeutlicht, dass wir also eine eigene Ausbildung betreiben und unseren Nachwuchs sagen wir einmal zu 80 Prozent auch aus der eigenen Ausbildung rekrutieren.“ Haben Sie schon Lehrlinge aus dem benachbarten Ausland, oder Mitarbeiter aus Polen und Tschechien?
„Sehr wenige. Wir hatten einmal ein, zwei Mitarbeiter aus Tschechien bei uns, mal ein, zwei Mitarbeiter aus Polen. Wir hatten keine Probleme mit der sprachlichen Verständigung, weil diese Herren die entsprechenden Deutschkenntnisse mitbrachten. Aber wir würden uns noch mehr Interesse wünschen.“Immer wieder wird darüber diskutiert, dass es noch ganz wenige Länder gibt, darunter neben Österreich auch Deutschland, die ihren Arbeitsmarkt für die so genannten neuen EU-Mitgliedsstaaten noch nicht vollständig geöffnet haben. Wie ist Ihre Meinung dazu?
„Also ich denke mal, nach den Vorbehalten, die wir zweifellos anfangs hatten, kann ich das heute eindeutig auch befürworten, weil diese Überschwemmung oder diese Flut von Fachkräften nicht eingesetzt hat. Die Befürchtungen, die da waren, dass deutsche Arbeitnehmer dadurch benachteiligt werden, sind ebenfalls nicht eingetreten. Ich denke, da braucht man keine Bedenken haben dazu.“
Im Rahmen der „German Days“ ist auch der Staatssekretär im sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, Hartmut Mangold, nach Brünn gekommen.
Herr Staatssekretär, wie kam es dazu, dass Sachsen an den German Days teilnimmt? Wie ist die Idee zu den German Days überhaupt entstanden?
„Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe dafür, warum wir hier sind: Der eine wichtige Grund ist gewissermaßen in Sachsen angelagert – der Maschinenbau ist die am meisten boomende Branche in Sachsen der 1990er und der 2000er Jahre. Auf der anderen Seite ist Brünn eine der wichtigsten Messen für genau diesen Bereich und die wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Sachsen und Tschechien hat sich so gut entwickelt in den letzten zehn Jahren wie kaum eine andere mittel-osteuropäische Partnerschaft, die Sachsen eingegangen ist. Inzwischen ist es so, dass wir ihm zehnten Jahr des sächsischen Messeauftritts davon reden können, alte Partnerschaften werden gepflegt, um gemeinsam den internationalen Markt zu erobern.“
Während der German Days präsentieren sich auch andere Regionen aus Deutschland hier in Brünn, und zwar Nordrhein-Westfalen und Bayern. Wie stehen Sie dazu? Sehen Sie diese Bundesländer als Konkurrenz für ihre eigene Präsentation an?
„Natürlich sind die deutschen Bundesländer miteinander in Konkurrenz. Aber das sehen wir nicht so kritisch. Zum einen sieht man so etwas immer sportlich, und zum anderen haben wir auch unterschiedliche Scherpunkte. Sachsen aber hat den großen Vorteil der Nähe und der langen traditionellen Beziehungen. Mit Tschechien verbindet uns zudem ein gemeinsames Interesse. Deshalb empfinden wir uns nicht als Konkurrenten, sondern sehen uns als Partner, und es gibt mittlerweile sogar zwischen der Universität Brünn und der Universität Chemnitz ein gemeinsames Ausbildungsprogramm für Ingenieure. Und zwar deshalb, weil beide Länder das gleiche Problem haben: Wir brauchen eine hohe Zahl von jungen Ingenieuren.“
Wie ich aus vielen Gesprächen mit Unternehmern, mit denen ich auf der Messe gesprochen habe, erfahren habe, ist der Fachkräftemangel auf beiden Seiten der Grenze in der tat ein Problem. Gibt es diesbezüglich noch weitere bilaterale Initiativen, um das Problem in den Griff zu kriegen?„Es gibt Fachkräfte-Probleme auf zwei Ebenen. Zum einen, wir haben einen Ingenieurmangel. Zum anderen werden aber auch Fachkräfte auf der Ebene der Facharbeiter gesucht. Da hat die Bundesrepublik, aber auch Sachsen das deutsche duale System anzubieten. Das heißt, wir bilden die Lehrlinge in den Berufsschulen und parallel dazu in den Unternehmen aus. Dafür werben wir mittlerweile auch bei tschechischen Unternehmen, wobei wir in enger Verbindung mit dem hiesigen Wirtschaftsministerium stehen. Uns geht es darum, dass man auch hierzulande überlegt, ob man nicht ähnliche Ausbildungsformen aufgreifen will.“
Eine weitere Frage, die mitunter dazu geeignet war, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Tschechien und Deutschland zu belasten, ist die Frage der Öffnung des Arbeitsmarktes in Deutschland. Während Tschechien seinen Arbeitsmarkt geöffnet hat für Arbeitkräfte aus allen EU-Ländern, gibt es in Deutschland gemeinsam mit Österreich noch Einschränkungen auch für Arbeitssuchende aus Tschechien. Wie stehen Sie zu diesem Problem?
„Der Freistaat Sachsen hat sich in der bundesdeutschen Diskussion deutlich dafür eingesetzt, dass es nicht noch einmal zu einer Verlängerung dieser Beschränkungen kommt, sondern dass diese Beschränkungen zum Ende des Jahres 2009 wegfallen. Also wir im Freistaat haben ein hohes Interesse an dieser Öffnung, weil wir glauben, dass sie beiden Seite nutzt.“
Glaubt man dem vor kurzem beschlossenen Aktionsprogramm der deutschen Bundesregierung zur Arbeitsmarktpolitik, soll es zwar Erleichterungen geben für hoch qualifizierte Fachkräfte, die generellen Schranken aber sollen bis 2011 geschlossen bleiben. Das heißt, aus sächsischer Sicht ist das nicht in Ihrem Sinne, oder?
„Wir sind zu diesem Thema mit der Bundesregierung und den anderen Bundesländern noch in der Diskussion. Da gibt es natürlich auch unterschiedliche Interessen in mehreren Bundesländern. Manche Bundesländer haben eine andere Wirtschaftsstruktur und sehen das Ganze dann kritischer. Daher kann ich für die sächsische Seite nur noch einmal wiederholen: Wir würden mit einer Öffnung zum Jahr 2009 durchaus leben können.“