Vor einem Monat hatte der deutsche Technologiekonzern Siemens bekannt gegeben, dass er im Rahmen einer größeren Umstrukturierung auch sein Schienenfahrzeugwerk in Prag bis Mitte nächsten Jahres schließen oder aber verkaufen werde. Das hat zur Folge, dass die knapp 1000 Beschäftigen des Werks ab Juli 2009 womöglich ohne Arbeit dastehen werden. Mit Sicherheit aber nicht mit leeren Händen, wie die Verhandlungen zwischen der Prager Firmenleitung und der Gewerkschaft am Montag ergeben haben. Lothar Martin mit den Einzelheiten.
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Als der Sprecher der tschechischen Siemens-Niederlassung in Prag, Petr Sedláček, vor einem Monat gegenüber Radio Prag bestätigte, dass der Mutterkonzern das Bahnwerk im Prager Stadtteil Zličín aufgeben werde, betonte er zugleich, dass Siemens den dann vertragslosen Beschäftigten „eine Abfindung zahlen werde, die über den gesetzlich festgeschriebenen Rahmen hinaus gehen werde.“ Das tschechische Arbeitsgesetz schreibt vor, dass einem gekündigten Arbeitnehmer zwei volle Monatsgehälter als Abfindung bzw. Überbrückungsgeld zu zahlen sind. Betrachtet man jetzt die Ergebnisse der mehrwöchigen zähen Verhandlungen, die zwischen der Firmenleitung und der Metallarbeitergewerkschaft Kovo geführt wurden, dann kann man festhalten: Siemens hat sein Versprechen gehalten. Nach dem Abschluss der Verhandlungen verkündete der Vorsitzende der Fachgewerkschaft Kovo, Josef Středula jedenfalls mit sichtlicher Genugtuung:
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„Als Abfindung erhalten die Beschäftigten eine Fortzahlung von 16 Monatsgehältern. Des Weiteren bietet die Firma allen Beschäftigten die Möglichkeit einer Umschulung an, und zwar für die Dauer von drei Monaten. An dieser Umschulung wird sich Siemens mit einem Kostensatz von 15.000 Kronen pro Person beteiligen. Außerdem hat sich die Firma verpflichtet, dass sie bis zum 30. Juni 2009 keine Kündigungen aus organisatorischen Gründen tätigen wird.“
Die Einigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern war jedoch erst auf Druck der Gewerkschafter zustande gekommen. Die hatten das ursprüngliche Angebot, dass eine Fortzahlung von zwölf Monatsgehältern und die Garantie der Unkündbarkeit bis zum 30. Juni 2009 vorsah, abgelehnt. Jetzt aber, so Středula zufrieden, werde den Beschäftigten der Abgang sogar noch mit einem weiteren Zubrot versüßt:
„Die Arbeitnehmer erhalten im August zuzüglich zu ihrem Lohn noch eine Prämie in Höhe von 35 Prozent ihres durchschnittlichen Monatslohns. Diese Prämie wird sich in jedem der folgenden Monate noch um jeweils fünf Prozentpunkte erhöhen, und zwar bis zum Juni 2009.“