Der Neue ist der Alte: Josef Středula wieder zum Vorsitzenden des Gewerkschaftsdachverbandes gewählt
Josef Středula ist wieder Vorsitzender des Gewerkschaftsdachverbandes ČMKOS. Nachdem er den Posten vor etwa drei Wochen überraschend verlassen musste, stellte er sich am Montag erneut zur Wahl. Als einziger Kandidat bekam er nur eine knappe Mehrheit von 57 Prozent der Stimmen.
64 der insgesamt 112 Delegierten hoben am Montag die Hand für den alten und neuen Vorsitzenden. Das reichte für eine Mehrheit – ist aber weit entfernt von den Ergebnissen, die Josef Středula zuletzt als Spitzenmann des Böhmisch-mährischen Gewerkschaftsdachverbandes ČMKOS (Českomoravská konfederace odborových svazů) einfuhr. Er selbst gestand dann auch nach der Wahl gegenüber den Reportern des Tschechischen Rundfunks ein:
„Es geht ja in der Demokratie darum, dass man aus Fehlern lernt. Und dieses Ergebnis gibt eine klare Richtung vor: Ich soll alles dafür tun, damit ich bald wieder ein größeres Maß an Vertrauen gewinne. Und ich glaube daran, dass mir das gelingen wird.“
Bei seiner letzten regulären Wiederwahl 2022 hatte Středula noch 88 Prozent der Delegiertenstimmen erhalten. Eingebüßt hat er mittlerweile aber nicht nur bei den eigenen Verbündeten. Auch für die Öffentlichkeit war es eher ein absurdes Spektakel, als Anfang März herauskam, dass der Gewerkschaftsboss in seiner eigenen Organisation mehrere Monate lang keinen Beitrag gezahlt hatte und seine Mitgliedschaft damit erloschen war. Somit musste er den ČMKOS-Führungsposten räumen.
Sofort hatte Středula aber angekündigt, in der außerplanmäßig angesetzten Spitzenversammlung erneut kandidieren zu wollen. Bei dieser Gelegenheit wurde Kritik an seiner Amtsführung laut. So sagt etwa der Vorsitzende der Schulgewerkschaft, František Dobšík:
„Bisher hatten wir das nicht nach außen dringen lassen. Aber bei unserer Hauptversammlung im vergangenen Jahr wurde abgewendet, dass wir aus dem ČMKOS austreten. Es gab diese Abkopplungstendenzen, denn unserer Meinung nach erfüllt der Dachverband – und das auch durch Herrn Středula – seine Aufgaben nicht. Wir sind eine eigenständige Gewerkschaft, die einfach einen gewissen Service braucht. Dieser fehlt uns bei manchen Dingen.“
Obwohl Středula am Montag als einziger Kandidat antrat, war das knappe Abstimmungsergebnis also keine Überraschung. Mehrere Gewerkschaften hatten zu Beginn der Versammlung sogar einen Aufschub der Wahl des Vorsitzenden gefordert, um mehr Zeit für die Suche nach anderen Kandidaten zu haben. Der Politologe Lukáš Jelínek kommentierte dies am Dienstag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Die ‚Operation Středulas Fall‘ ist gescheitert. Jene Gewerkschafter, die sie durch die Veröffentlichung der nicht gezahlten Beiträge in Gang gesetzt haben, vergaßen offenbar eines: dass es nicht reicht, am Stuhl zu rütteln, sondern dass man auch jemanden haben muss, den man dann darauf platziert. Der Erfolg Středulas bei der gestrigen Wahl zum Vorsitzenden des ČMKOS beruht nicht mehr auf der Kraft seiner Persönlichkeit, sondern nur auf dem Fehlen eines Herausforderers.“
Das scheint auch Středula selbst klar zu sein, und so kündigte er am Ende der Sondersitzung an, dass er im Verband nun auf eine engere persönliche Zusammenarbeit setze:
„Ich habe um Treffen gebeten nicht nur mit jenen, die gegen mich gestimmt haben, sondern mit den Vorsitzenden aller angegliederten Gewerkschaften. Außerdem will ich mit der ČMKOS-Führung die Mitglieder direkt in den einzelnen Organisationen besuchen. Ich persönlich verstehe es als wichtige Aufgabe, die Kommunikation zu verbessern. Ich will mir die Vorbehalte anhören und selbst auch berichten, was wir gemeinsam tun können. Denn alle haben das volle Recht, das zu erfahren.“
Středulas Mandat gilt nun für zwei Jahre, bis zur nächsten regulären Wahlversammlung. Neben seiner bisherigen Stellvertreterin Radka Sokolová steht dem Vorsitzenden neu auch Jiří Vaňásek zur Seite, der bisher die sozial-ökonomische Sektion des Verbandes geleitet hat.