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Russland drosselt Öl-Lieferungen an Tschechien nach Raketenabkommen

Russland hat unmittelbar nach der Unterzeichnung des tschechisch-amerikanischen Abkommens zur Errichtung eines Raketenabwehrradars seine Öllieferungen nach Tschechien deutlich gedrosselt. Das bestätigte der tschechische Regierungsbevollmächtigte Václav Bartuška am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er widersprach Spekulationen tschechischer Medien, wonach die Drosselung eine Revanche Russlands auf die Anfang Juli vereinbarte Stationierung des US-Radars in Böhmen sein könnte.

Tschechien forderte Russland in einer offiziellen Note auf, die Gründe für die Einschränkung zu nennen. Eine Regierungssprecherin in Prag sagte, der Ausfall könne auch auf technischen Problemen beruhen. Nach Berechnungen der Online-Ausgabe des Prager Wirtschaftsmagazins „Euro“ würden bei weiter gedrosselter Zufuhr im Juli statt der vereinbarten 500 000 Tonnen nur 300 000 Tonnen Öl über die „Druschba“-Pipeline (Freundschaft) nach Tschechien gepumpt. Es bestünden aber ausreichende Alternativen, um Öl über eine Leitung aus Ingolstadt (Bayern) zu erhalten, falls die Lieferausfälle andauerten.

Der tschechische Regierungsbevollmächtigte Bartuška bezeichnete ein technisches Problem für die jüngste Drosselung als wenig wahrscheinlich. „Das müsste schon ein sehr spezielles Problem sein, weil die Lieferungen an Nachbarländer wie Polen problemlos laufen.“ Einen Erpressungsversuch von russischer Seite schloss er aus.

Bursík kritisiert Topolánek für Negativ-Haltung der ODS zum Lissabon-Vertrag

Der tschechische Vizepremier und Grünen-Chef Martin Bursík hat am Sonntag den Premierminister und ODS-Vorsitzenden Mirek Topolánek für die ablehnende Haltung mehrerer ODS-Politiker zum Lissabon-Vertrag kritisiert. Er könne es sich nicht vorstellen, dass das Dokument nicht bis zum Ende des Jahres in Tschechien ratifiziert werde, sagte Bursík in Anspielung darauf, dass es gerade die Tschechische Republik sein wird, die am 1. Januar 2009 die EU-Ratspräsidentschaft von Frankreich übernehmen wird. Es sei höchst selten der Fall, dass er den Regierungschef in den Medien schelte, aber die negative Haltung mehrerer Bürgerdemokraten zum Lissabon-Vertrag sei eine Sache, die er öffentlich anprangern müsse, untermauerte Bursík seine Kritik.

Vizepremier Bursík sieht Finanzüberprüfung von Jiří Čunek als dessen Entlastung an

Die Überprüfung der finanziellen Finanzlage von Vizepremier Jiří Čunek gebe ihm keine Argumente an die Hand, dessen Rücktritt aus dem Kabinett zu fordern. Das erklärte Amtskollege und Grünen-Chef Martin Bursík am Sonntag im Tschechischen Fernsehen (ČT). Nach Meinung von Bursík, der sich am Samstag mit der Kurzfassung der vom amerikanischen Detektivbüro Kroll vorgenommenen Finanzüberprüfung vertraut gemacht hat, würden sich darin die gegen Čunek bestehenden Vorwürfe nicht bestätigen. Der Christdemokratenchef war mehrfach verdächtigt worden, in seiner Amtszeit als Bürgermeister von Vsetín öffentliche Gelder und staatliche Sozialleistungen unrechtmäßig erworben zu haben. Bursík und Premierminister Mirek Topolánek sind bereits am Samstag von Außenminister Karel Schwarzenberg über das vorläufige Ergebnis der Finanzüberprüfung informiert worden. Schwarzenberg hat die Revision in Auftrag gegeben und selbst bezahlt. Das endgültige Ergebnis soll in der kommenden Woche bekannt gegeben werden.

Der Außenminister hat sein Verbleiben im Kabinett von Premier Topolánek an diese Finanzüberprüfung geknüpft, da er von der Richtigkeit der Einstellung eines gerichtlichen Verfahrens gegen Čunek, das wegen der Vorwürfe geführt wurde, nicht vollends überzeugt war. Sollten sich diese Vorwürfe allerdings doch noch als berechtigt herausstellen, will Schwarzenberg einer früheren Vereinbarung zufolge als Außenminister zurücktreten.

Gewerkschafter wollen für 2009 zehnprozentige Lohnerhöhung durchsetzen

Nach Vorstellung führender Gewerkschafter in Tschechien sollten die Reallöhne im Land im kommenden Jahr um mindestens vier Prozent ansteigen. Das würde eine Lohnerhöhung von rund zehn Prozent erforderlich machen. Der nationale Dachverband der Gewerkschaftsverbände (ČKMOS) werde seinen Mitgliedsverbänden daher empfehlen, mit dieser Forderung in die bevorstehenden Tarifverhandlungen zu gehen, sagte der Vorsitzende des Dachverbandes, Milan Štěch, am Sonntag in einer Debatte des Tschechischen Fernsehens (ČT). Die tschechische Regierung dagegen rechnet nur mit einer Lohnerhöhung um 1,5 Prozent.

Janota vom Finanzministerium: Renten sollten im Januar um bis zu 3,4 Prozent erhöht werden

Die Renten in Tschechien sollten ab Januar nächsten Jahres um durchschnittlich 3,2 bis 3,4 Prozent angehoben werden. Der tatsächliche Zuwachs sei hierbei von der Höhe der Inflation abhängig, erklärte der stellvertretende Finanzminister für Haushaltsfragen, Eduard Janota, am Sonntag in einer Diskussionsrunde des Tschechischen Fernsehens (ČT). Wegen der unerwartet hohen Preiserhöhungen seit Beginn dieses Jahres wird bereits im August eine außerordentliche Rentenerhöhung durchgeführt. Jeder Rentner wird dann monatlich 470 Kronen (ca. 20 Euro) mehr erhalten.

Holub von ČNB: Inflation in Tschechien wird im Oktober zurückgehen

Der drastische Anstieg der Verbraucherpreise in Tschechien wird vermutlich im Oktober auf ein Normalmaß zurückgehen. Diese Einschätzung traf der Direktor der Sektion für Währung und Statistik bei der Tschechischen Nationalbank (ČNB), Tomáš Holub, am Sonntag bei einer Diskussionsrunde im Tschechischen Fernsehen (ČT). Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres hätte sich die zu Beginn dieses Jahres eingeführte Steuerreform bereits auf die Preise niedergeschlagen, begründete Holub seine Einschätzung. Andere Finanzexperten waren bisher von einem Rückgang der Inflation erst zu Jahresende ausgegangen.

Unwetter in Mähren: Überschwemmungen, Konzertausfall, Zugverspätung

Heftige Gewitter mit starken Windböen haben in der Nacht zu Sonntag besonders in Mähren für Überschwemmungen und Verkehrsstörungen gesorgt. Im Südmährischen Landkreis mussten die Feuerwehren wiederholt ausrücken, um überschwemmte Keller und Straßen abzupumpen. Zahlreiche Bäume wurden geknickt. Auf dem Flugplatz in Břeclav musste das Festival Creamfields am Samstag ab 21 Uhr unterbrochen werden, weil durch das Gewitter Teile der Anlage zerstört wurden. Die rund 10.000 Besucher konnten so nicht mehr zur Musik der drei DJ-Stars Sasha, John Digweed und Ferry Corsten tanzen. Auch das Konzert der tschechischen Band Monkey Business fiel buchstäblich ins Wasser. Erst kurz vor fünf Uhr morgens konnte die Bahnstrecke Ostrava / Ostrau – Přerov wieder für den Zugverkehr freigegeben werden. Umgeknickte und entwurzelte Bäume hatten sie für mehr als zwei Stunden unbefahrbar gemacht. Neun Fernzüge hatten deshalb Verspätungen von bis zu zweieinhalb Stunden. Die Unwetterwarnung der Meteorologen gilt noch bis Sonntagabend 23 Uhr.

Großbrand in Slavkov zerstörte Gebäude eines alten Industrieareals

In Slavkov bei Brno / Brünn sind am Samstagabend mehrere Gebäude eines ehemaligen Industrieareals ausgebrannt. Wertvolle Einrichtungen wurden zerstört, darunter eine Mehrzweckhalle für Beachvolleyball. Der entstandene Sachschaden wird ersten Schätzungen zufolge mit 2,5 Millionen Kronen (ca. 106.000 Euro) beziffert, sagte am Sonntag ein Sprecher der südmährischen Feuerwehr. In ganz Tschechien wurden am Samstag 72 Brände registriert, die einen Schaden von fast 13,5 Millionen Kronen (über 550.000 Euro) verursacht haben.

Dänischer Film „Terribly Happy“ gewinnt Hauptpreis bei Filmfestival in Karlsbad

Der dänische Filmregisseur Henrik Ruben Genz hat mit seinem grotesken Drama „Terribly Happy“ den Hauptpreis des 43. Internationalen Filmfestivals in Karlovy Vary / Karlsbad gewonnen. Genz nahm den großen Kristallglobus, der mit einer Prämie von 30 000 Dollar (18 811 Euro) verbunden ist, am Samstagabend bei der Schlussgala des Festivals im tschechischen Kurbad entgegen. Im Wettbewerbsprogramm hatten bei den am 4. Juli gestarteten Festspielen 14 Filme ihre Weltpremiere erlebt.

Genz erzählt in „Terribly Happy“ die Geschichte eines jungen Kopenhagener Polizisten, der in die Provinz Jütland versetzt wird und dort auf Eigenbrötler und die Geheimnisse des Kleinstadtlebens trifft. Mit Anspielungen auf andere Genres wie Horror und Western gelang es Genz, einen eigenen, verstörenden Stil zu schaffen, lobte die Festivalleitung den Film, der auf einer Novelle von Erling Jepsen basiert. Unter den international erfolgreichen Preisträgern der vergangenen Jahre waren Filme wie „Die fabelhafte Welt der Amélie“ (2001) und „Nirgendwo in Afrika“ (2002).

Zu den Stargästen des Festivals gehörten die Schauspieler Robert de Niro, Christopher Lee und Armin Mueller-Stahl, die mit Preisen für ihre Verdienste um das Weltkino ausgezeichnet wurden. Ein Sonderpreis für sein Lebenswerk wurde an den 75-jährigen tschecho-amerikanischen Regisseur und Drehbuchautoren Ivan Passer verliehen. In der Atmosphäre des historischen Kurorts sieht sich das Filmfest als Kontaktbörse für Filmemacher aus Ost und West. Gut 11 000 Fachbesucher hatten sich diesmal angemeldet. Insgesamt fanden die 235 gezeigten Filme knapp 144 000 Zuschauer. Im kommenden Jahr soll das kleinste der internationalen A-Festivals vom 3. bis 11. Juli stattfinden.

Festival Colours of Ostrava endet mit neuem Besucherrekord

Das internationale Musikfestival Colours of Ostrava, das am Sonntagabend mit dem Konzert der amerikanischen Gruppe Gogol Bordello zu Ende geht, hat einen neuen Besucherrekord verzeichnet. Der siebte Jahrgang des auf Rock, Ethnische und World Music ausgerichteten Festivals wurde an seinen vier Veranstaltungstagen von über 23.000 Leuten besucht. Stargäste waren unter anderem der norwegische Saxofonist Jan Gabarek und die irische Sängerin Sinéad O´Connor.

Tennis: Berdych unterliegt Robredo im Finale des Turniers von Bastad

Der tschechische Tennisspieler Tomáš Berdych hat am Sonntag das Finale beim ATP-Turnier im schwedischen Bastad verloren. In einer einseitigen Partie unterlag er dem Spanier Tommy Robredo in zwei Sätzen mit 4:6 und 1:6. Es war Berdychs erstes Endspiel bei einem diesjährigen Turnier.

89 und 68: Koller und Jágr tragen in Russland brisante Trikotnummern

Hochpolitische Trikotnummern haben sich in Russland der tschechische Fußballer Jan Koller und der tschechische Eishockeystar Jaromír Jágr bei ihren neuen Vereinen ausgesucht. Der Ex-Nürnberger Koller trug am Samstagabend in seiner ersten Partie für Samara in Jaroslawl (0:0) die „89“ auf dem Rücken – eine deutliche Anspielung auf die demokratische Wende von 1989, als sich Prag von Moskau abnabelte. Mit dieser brisanten Politisierung des Trikots steht der 35-Jährige nicht allein. Sein Landsmann Jágr trägt in Omsk die „68“ – in Erinnerung an den blutigen Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei 1968. Der 36-Jährige hatte die Nummer schon in der nordamerikanischen NHL, da sein Großvater Jaromír 1968 während des „Prager Frühlings“ ums Leben gekommen war.

Das Wetter

Am Montag wird es in Tschechien überwiegend wechselhaft sein. Die starken Regenfälle der letzten Tage lassen nach, die Tageshöchsttemperaturen werden bei 18 bis 22 Grad Celsius liegen.