Pyramidonales über die schöne Tschechoslowakei

Im MusikCzech drehen wir heute einmal die Perspektive um – nicht Musik aus Tschechien steht auf dem Programm, sondern Buntes über Böhmen vom Nachbarn Österreich.

Wie Böhmen noch bei Öst´reich war vor fünfzig Jahr, vor fünfzig Jahr, hat sich mein Vater g´holt aus Brinn a echte Wienerin…“

Wie Böhmen noch bei Öst´reich war, da konnte man nicht nur in Brünn echte Wienerinnen finden, sondern vor allem auch in Wien an jeder Ecke echtes Böhmakeln hören, wie es Peter Alexander hier vorgemacht hat. Rund eine Viertelmillion Tschechen sollen um die Jahrhundertwende herum in Wien gelebt haben. Mit ihrem seltsamen Idiom und dem Klischeekranz aus Polka, Bier und Mehlspeisküche waren die Tschechen in Österreich dankbares Objekt für Kabarett und Schlager – und das weit über die Zeit und die Grenzen der Monarchie hinaus:

Böhmen-04 1:02

In New York kam neulich von fern ein Briefchen an,

und dieses, das begann: Verehrter Gentleman,

Sie fragens voll Inbrunst: Wie geht´s, how do you do?

Drauf schreib ich Ihnen hier: I thank you, děkuji!

Glauben Sie aber eins dem treuen Freunde Březina:

Oh Mister Svoboda, was machens da in USA?



Oh Mister Svoboda, fahrns gleich zurück nach Europa! Oh Mister Svoboda, wo bleibt dort das et ceterea?

Das Pilsner und die Knödeln, die Polka und die Mädeln –

wo gibt’s denn sowas überhaupt in ganz Amerika?

Sie gehörns mit dem Benehmen natierlich nur nach Bähmen –

was machens also da, pan Svoboda?

Fritz Muliar war das – der Berufsböhme der österreichischen Bühne,

mit seinem schlagenden Beweis, dass der Böhme eben nur in Böhmen

glücklich werden kann – bei knedličky und Powidltatschkerln:

Powdiltatschkerln aus der schönen Tschechoslowakei

schmecken noch viel besser als die feinste Bäckerei.

Denn so ein Tatschkerl, so ein powidales,

das ist doch wirklich etwas Pyramidonales!

Und immer denk ich, wenn ich Božena erblick:

Powdiltatschkerln, -tatschkerln ist das allerhöchste Glück!

Der Wiener Hermann Leopoldi singt hier die Hymne für die Königin der böhmischen Mehlspeisen – ein Lied, das zugleich zeigt, welcher Witz und welche Sprachakrobatik im Schlager der Vorkriegszeit zu finden war. Und wenn sich der Sänger durch die Frauenwelt nascht, dann klingt auch ganz arglos an, dass Essen und Erotik mehr gemeinsam haben als nur den Anfangsbuchstaben. Powidltatschkerln – ein Schelm, wer da nichts Böses denkt…

Mittags bin ich bei der Mitzl eingeladen auf ein Schnitzel,

und dazu Salat mit Mayonnaise.

Und nach einer kleinen Pause gibt’s bei Margit eine Jause -

Speck mit Paprika und Stückerl Käse.

Gleich darauf um sechs Uhr zehne ess ich bei der schönen Helene

ein Stück Ganserl und ein Schweinskarree.

Doch wenn dann um halber acht mir Božena die Tür aufmacht,

was glauben Sie, was ich da als erstes seh?

Powdiltatschkerln aus der schönen Tschechoslowakei

schmecken noch viel besser als die feinste Bäckerei.

Denn so ein Tatschkerl, so ein powidales,

das ist doch wirklich etwas Pyramidonales!

Und immer denk ich, wenn ich Božena erblick´:

Powdiltatschkerln, -tatschkerln ist das allerhöchste Glück!