Neuer Chefdirigent: Eliahu Inbal freut sich auf Zusammenarbeit mit der Tschechischen Philharmonie

Eliahu Inbal (Foto: ČTK)

Die Tschechische Philharmonie hat am Montag ihren neuen Chefdirigenten vorgestellt: Eliahu Inbal. Der Dirigent aus Israel wird den Posten im Herbst 2009 übernehmen.

Eliahu Inbal  (Foto: Autorin)
Die Tschechische Philharmonie hat seit September vergangenen Jahres keinen Chefdirigenten, denn damals ist Zdeněk Mácal unerwartet von diesem Amt zurückgetreten. Jetzt aber ließ Eliahu Inbal, der seit 2007 Chefdirigent im Teatro La Fenice in Venedig ist und der seit diesem Jahr denselben Posten im Tokio Metropolitan Orchestra bekleidet, verlauten, er freue sich schon auf die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Philharmonie. Denn Prag kenne er, so der Dirigent, eigentlich schon seit langem.

„Ich kannte Prag vor Jahren schon, es war ein Teil von mir. Denn ich las so viel über die Stadt, ich las die Geschichten über die jüdische Gemeinde in Prag, ich las viel über die jüdische Kultur in Prag. Ich las Kafkas Bücher, die mir ein Prag-Erlebnis vermittelten. Natürlich kannte ich auch die tschechische Musik: Dvořák, Janáček, Martinů oder Suk. Ich interessierte mich sehr früh für Fotografie und als Sammler kaufte ich Fotografien von Josef Sudek und Jaromír Funke. Dies alles stellte für mich das Bild von Prag dar, bevor ich überhaupt in Prag gewesen war. Als ich dann zum ersten Mal Prag besuchte, hatte ich den Eindruck, als ob ich da schon immer gewesen wäre.“

Eliahu Inbal sagte, es sei wichtig, die Sprache des Orchesters zu verstehen. Seinen Worten zufolge hat die Tschechische Philharmonie etwas Spezifisches, was man weiter entwickeln sollte. Der neue Chefdirigent beabsichtigt, mit dem Orchester alle Sinfonien von Gustav Mahler aufzunehmen. In den ersten zwei Jahren der Zusammenarbeit möchte er im Repertoire der Philharmonie unter anderem die Werke von Bohuslav Martinů betonen. In wie weit kann Inbal Einfluss auf den dramaturgischen Plan des Ensembles nehmen?

Eliahu Inbal  (Foto: ČTK)
„Ich habe, wie in meinem Vertrag verankert ist, einen großen Einfluss, ich kann alles entscheiden. Aber es gibt da einen Generalmanager, den Philharmoniedirektor Václav Riedelbauch, der selbst Komponist und ein großer Musikkenner ist. Und er weiß, was das Publikum und die Stadt vom Orchester erwarten. Es ist viel vernünftiger, wenn ich ihm das Grundkonzept überlasse. Ich kümmere mich darum, das Konzept in die Tat umzusetzen. Ich finde es nicht bestimmt nicht richtig beispielsweise zu sagen, ab heute soll die Philharmonie nur noch Mozart und Schubert spielen. So etwas wäre nicht angemessen. Ich glaube, dass eine Ausgewogenheit zwischen traditionellen und modernen Werken, zwischen tschechischer und nicht tschechischer Musik wichtig ist.“

Für den 72jährigen Dirigenten ist die Tschechische Philharmonie kein unbekanntes Orchester. Er hat mehrere von dessen ehemaligen Chefdirigenten gut gekannt und hatte in der Vergangenheit auch die Gelegenheit, die Philharmoniker zu leiten. Da er die Muttersprache der Musiker für wichtig hält, denkt der Künstler daran, Tschechisch zu lernen:

„Ich habe vor die Sprache zu lernen. Aber ob ich die Zeit dazu finde, das werde ich noch sehen. Denn ich bin dauernd unterwegs und bei Konzerten, aber vielleicht schaffe ich das.“