Disziplinlosigkeiten ramponieren Ruf von Sparta Prag - Clubführung greift endlich durch

Tomas Repka (Foto: CTK)

Auch im Sport sieht man häufig ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wenn man sich jedoch das Bild vor Augen hält, das besonders in jüngster Zeit von Spielern, Trainern und Anhängern des tschechischen Fußballrekordmeisters Sparta Prag geboten wird, dann muss man allerdings schon sehr nachdenklich werden. Innerhalb nur weniger Wochen hat der Traditionsclub seinen guten Ruf gleich mehrfach aufs Spiel gesetzt, weil die Clubverantwortlichen bei der Disziplinierung der Spieler schlichtweg versagt haben.

Tomas Repka  (Foto: CTK)
Die Tolerierung früherer Disziplinlosigkeiten bekommt die Führungsetage des AC Sparta nun von den so genannten Stars reihenweise "zurückgezahlt". Beim Duell von Sparta mit dem städtischen Rivalen Viktoria Zizkov hatten die unentwegten Randalierer unter den so genannten Sparta-Fans durch das Werfen von Feuerwerkskörpern kurz vor dem Abpfiff fast noch einen Spielabbruch provoziert, obwohl ihr Team 4:1 führte. Mittelfeldspieler Pavel Horvath, bekannt für viele überzogene Späßchen, fiel in dieser Situation nichts Besseres ein, als den radikalen Kern der Fans mit dem angedeuteten Hitler-Gruß zu besänftigen. Die konsequent harte Rekordstrafe durch den Disziplinarausschuss des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS): 200.000 Kronen (ca. 7.200 Euro) Geldbuße für Horvath.

Beim jüngsten Ligapunktspiel von Sparta Prag in Teplice brannten jedoch gleich mehreren Akteuren des Renommierclubs in der Nachspielzeit die Sicherungen durch. Trainer Michal Bilek reagierte auf ein seiner Meinung nach vom Schiedsrichter nicht geahndetes Handspiel eines Teplitzer Spielers im Strafraum mit wütendem Ballwegschlagen. Als er daraufhin von Referee Radek Kocian auf die Tribüne verbannt wurde, beschimpfte Sparta-Kapitän Tomas Repka den Schiri mit vulgären Beleidigungen, wofür er die rote Karte sah. Aber damit nicht genug. Repka griff zudem einen Teplitzer Funktionär tätlich an und schlug auch noch auf die Kamera des Tschechischen Fernsehens ein, die seinen unrühmlichen Abgang in Wort und Bild für die Fußballnation festhielt. Auch der bereits ausgewechselte Spieler Martin Abraham und Co-Trainer Horst Siegl hatten ihre Nerven nicht im Griff und wurden ebenso mit "Rot" bzw. dem Tribünenplatz bestraft. Dieses für Hunderttausende Fußballfans in ganz Tschechien via Live-Übertragung zu erlebende Fehlverhalten gleich mehrerer Sparta-Akteure konnte die Clubführung nun nicht mehr auf sich beruhen lassen. Deshalb sprach sie schon am Tag danach zum Teil harte Strafen gegen die Sünder aus:

Tomas Repka  (Foto: CTK)
"Die Clubführung von Sparta Prag hat Tomas Repka und Martin Abraham mit einer Geldbuße von je 150.000 Kronen sowie den Trainerassistenten Horst Siegl mit einer Geldbuße von 50.000 Kronen belegt. Gleichzeitig hat die Clubführung Trainer Michal Bilek nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass er persönlich die Verantwortung dafür trage, dass sich ein solches Verhalten unserer Spieler nicht wiederholen darf. Wir sind zwar der Meinung, dass der Schiedsrichter das Spiel nicht im Griff hatte und werden deshalb auch Protest gegen die Art und Weise der Spielleitung einlegen, doch die Reaktionen, die einige Spieler und Mitglieder des Trainerstabs zum Ende des Spiels an den Tag legten, sind für uns einfach unzulässig", informierte das Club-Vorstandsmitglied Lukas Pribyl die Medien.

Die hohen Geldbußen des Vereins sind jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der im Fall von Sparta-Kapitän Tomas Repka schon mehrfach aufgeglüht ist. Denn Repka ist ein Wiederholungstäter, der seine Nerven in kniffligen Situationen oft nicht im Griff hat und damit sowohl Sparta als auch der tschechischen Nationalmannschaft schon häufig einen Bärendienst erwiesen hat. Aber weshalb ist dann solch ein Spieler auch noch der Kapitän des tschechischen Landesmeisters? Eine Frage, die sich die Clubverantwortlichen selbst beantworten müssen. Derweil fordern ehemalige Nationalspieler und Fußballprominente eine exemplarisch drastische Strafe gegen Repka vom Disziplinarausschuss des Verbandes. Wird es sie am Donnerstag geben, wenn der Ausschuss wegen des Eklats von Teplice zusammentritt? Die tschechische Sportöffentlichkeit ist darauf gespannt wie nie zuvor.

Autor: Lothar Martin
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