Fußball-Europapokal: Nur ein Sieg, aber tschechische Teams noch im Rennen um Play-offs
Der gerade abgeschlossene Spieltag in den europäischen Fußballwettbewerben lief für die tschechischen Teams nicht gut – mit einer interessanten Ausnahme.
Die gute Nachricht vorweg: Alle tschechischen Fußballvereine sind noch im Rennen um die Play-off-Phase der europäischen Fußballwettbewerbe – zumindest rein rechnerisch.
Den einzigen Sieg aller vier Teilnehmer aus Tschechien in dieser Woche fuhr der FK Mladá Boleslav ein. In der Conference League, also der niedrigsten Spielklasse, gelang am Donnerstag ein 1:0-Heimerfolg gegen Jagiellonia Białystok aus Polen. Den Treffer des Abends erzielte Innenverteidiger Patrik Vydra. Damit gelang der zweite Sieg in Folge in dem Wettbewerb, nach drei Niederlagen zum Auftakt. Und Stürmer Vasil Kušej, der den Treffer vorbereitet hatte, merkte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks an:
„Wir haben meist auch schon in den früheren Spielen der Saison unsere Torgelegenheiten gehabt. Nur haben wir das nicht umgemünzt, da fehlte uns das Glück. Ich muss jetzt auf Holz klopfen, aber der Fußballgott steht uns gerade bei. Wir hoffen, dass es so weitergeht.“
In der Gesamttabelle aller 36 Vereine der Conference League liegt Mladá Boleslav / Jungbunzlau mittlerweile auf einem Platz, der zur Teilnahme an den Play-offs um das Achtelfinale berechtigt. Mit einem Sieg am letzten Spieltag beim norwegischen Klub Molde FK würden die Mittelböhmen dieses Ziel auf jeden Fall erreichen, bei einem Unentschieden müssten sie auf die Ergebnisse aus den anderen Spielen hoffen.
Während man also bei Mladá Boleslav das Verwandeln von Chancen wiederentdeckt hat, liegt genau darin der Knackpunkt bei Slavia Prag in der Europa League. Am Donnerstag verloren die Hauptstädter mit 1:2 zu Hause gegen den RSC Anderlecht aus Belgien. Und Slavia muss nun die letzten beiden Gruppenspiele dieser Saison in dem Wettbewerb gewinnen, um noch die Play-offs zu erreichen. Einmal mehr war der tschechische Verein in der Begegnung mit Anderlecht in fast allen Belangen überlegen gewesen, nur nicht in den entscheidenden. Trainer Jindřich Trpišovský:
„Der Gegner war besser in den schwierigen Eins-gegen-eins-Situationen und hatte im letzten Drittel vor dem Tor mehr Qualität. Außerdem sind die Spieler des Gegners technisch sehr beschlagen. Nach den beiden Gegentoren in der ersten Halbzeit haben wir in der zweiten Hälfte gedrückt. Aber bei zwei Toren Rückstand darf man im Europapokal nicht mehr mit einem Punktgewinn oder etwa einem Sieg rechnen. Wir sind enttäuscht, dass wir aus unseren Heimspielen nur einen Punkt geholt haben.“
Vor allem zahlt Slavia den Preis für seine schlechte Chancenverwertung. In den Spielen gegen Athletic Bilbao, Eintracht Frankfurt, Fenerbahçe Istanbul und Anderlecht schossen die Prager 70 Mal aufs Tor, aber nur zwei Treffer sprangen dabei heraus.
„Der Torabschluss und das Verhalten im Strafraum sind das Problem. Denn die vielen Schüsse und Torgelegenheiten in den vergangenen vier Spielen der Europa League sprechen von unserer Dominanz. Aber man muss das in Treffer ummünzen. Das klappt nicht, irgendwie ist es im Europapokal diese Saison für uns verhext“, so Verteidiger Roman Holeš.
Während Slavia als aktueller Tabellenführer der tschechischen Liga um seinen Verbleib in Europa hart kämpfen muss, steht Viktoria Pilsen in der Tabelle relativ gut da. Beinahe wäre am sechsten Spieltag der Europa League am Donnerstagabend sogar eine Überraschung gegen Manchester United möglich gewesen. Denn die Westböhmen gingen kurz nach der Halbzeitpause durch Nationalstürmer Matěj Vydra in Führung…
„Wir haben das 1:0 gemacht, doch dann haben sie den Druck erhöht und bestätigt, dass sie zur Spitzenklasse gehören. Auf jeder Spielerposition haben sie hohe Qualität. Zunächst verwandelte Manchester einen Konter in ein Tor und dann noch eine Standardsituation. Das ärgert mich am meisten, dass der Siegtreffer nach einem Freistoß fiel“, klagte Mittelfeldspieler Lukáš Červ nach der Partie.
Insgesamt aber zeigten sich die Spieler aus Plzeň / Pilsen stolz darauf, dem Traditionsverein aus England lange erfolgreich Widerstand geleistet zu haben. Manchesters Doppeltorschütze, der dänische Angreifer Rasmus Höjlund, ist der Wechselsumme nach im Übrigen so teuer wie der ganze Kader von Viktoria zusammen. Für Pilsen war es die erste Niederlage in der Gruppenphase der Europa League in dieser Saison. In den noch ausstehenden beiden Begegnungen dürfte dem Verein sogar ein Unentschieden reichen, um in die Play-offs einzuziehen.
Von den tschechischen Klubs am stärksten vom Ausscheiden bedroht ist hingegen Sparta Prag. Der amtierende Landesmeister verlor am Mittwoch in der Champions League mit 2:4 bei Feyenoord Rotterdam. Um noch in der Tabelle entscheidend nach oben zu rücken, müsste Sparta abschließend sowohl zu Hause gegen Inter Mailand als auch auswärts bei Bayer Leverkusen gewinnen. Das dürfte jedoch sehr schwierig werden.