Allein Pilsen hält die Fahne hoch: Tschechische Fußballteams im Europapokal
Für die tschechischen Fußballvereine sind in den europäischen Pokalwettbewerben alle Entscheidungen gefallen. Nur Viktoria Pilsen schaffte den Einzug in die Play-off-Phase.
Sparta Prag in der Champions League sowie Slavia Prag und Viktoria Pilsen in der Europa League – sie alle hatten vor dem siebten Spieltag in diesen beiden europäischen Pokalwettbewerben noch gewisse Hoffnungen. Nur aber der Verein aus Westböhmen feierte einen Erfolg. Nach einem überzeugenden 2:0-Heimsieg am Donnerstagabend gegen Anderlecht Brüssel hat sich Plzeň / Pilsen vorzeitig mindestens für die Play-off-Runde qualifiziert. Die anderen tschechischen Klubs – inklusive dem FK Mladá Boleslav in der Conference League – blieben in der Gruppenphase hängen.
Für Viktoria Pilsen, die nicht ganz so namhafte Mannschaft, ist es ein großer Erfolg. Trainer Miroslav Koubek jubelte nach der Begegnung mit Anderlecht:
„Es ist wohl ein weiterer historischer Eintrag in die Chronik des Vereins. Denn man muss den Einzug in die weitere Phase des Europapokals immer als Erfolg werten. Im vergangenen Jahr ist uns dies in der Conference League geglückt, nun haben wir das auch eine Spielklasse höher geschafft – im zweithöchsten europäischen Wettbewerb. Wir können also stolz sein.“
Mit etwas Glück könnten die Pilsner sogar am letzten Spieltag noch den Sprung direkt ins Achtelfinale der Europa League schaffen. Sie haben derzeit zwölf Punkte und liegen in der Tabelle auf Platz elf der insgesamt 36 Mannschaften. Um einen der ersten acht Plätze zu erreichen, der den Achtelfinaleinzug bedeuten würde, müsste die Viktoria am Donnerstag kommender Woche bei Athletic Bilbao gewinnen. Doch Mittelfeldspieler Lukáš Červ rät, den Ball lieber flach zu halten..
„Natürlich können wir noch um die besten acht Plätze ringen. Aber wir wissen auch, welch starken Kader Bilbao hat. Es handelt sich um eines der Top-Teams der spanischen Liga. Das heißt, dass wir auch mit einem gewissen Respekt dort hinfahren. Aber zugleich werden wir natürlich um unsere Chance kämpfen“, so der 23-Jährige.
Ausgekämpft in der Europa League hat es sich hingegen für Slavia Prag. Ebenfalls am Donnerstagabend unterlag der derzeitige Tabellenführer der tschechischen Liga mit 0:2 bei PAOK Thessaloniki. Slavia hat also weiterhin nur vier Punkte und dadurch keine Chance mehr, unter die 24 besten Teams des Wettbewerbs zu gelangen. Die Hoffnung zumindest auf die Play-off-Runde ist damit gestorben. Und erneut war es eine Niederlage, die so nicht hätte kommen müssen. Die Prager hatten Chancen, doch die Tore fielen auf der anderen Seite. Ein Schema, das Trainer Jindřich Trpišovský nur allzu gut kennt…
„Wir haben in den vergangenen fünf Spielen in der Europa League nur zwei Tore geschossen. Dabei liegen wir bei der Zahl der Chancen, die wir uns herausarbeiten, an der Spitze in Europa. Wir sind sehr enttäuscht, es hat viel Kraft gekostet. Natürlich sind auch das wieder Erfahrungen. Aber Fußball spielt man, um möglichst weit zu gelangen, Erfolge zu feiern und nicht um fünf Spiele hintereinander zu verlieren“, sagte der Slavia-Coach.
Dabei war der Start in den Wettbewerb im Spätsommer noch gut gelungen – mit einem 2:0-Auswärtssieg bei Lugogorez Rasgrad aus Bulgarien und einem Unentschieden zu Hause gegen Ajax Amsterdam. Dann folgten zwei 0:1-Niederlagen auswärts bei Athletic Bilbao und Eintracht Frankfurt. Entscheidend seien jedoch die anschließenden beiden Partien gewesen, schilderte Trpišovský bei der Pressekonferenz nach dem Spiel in Griechenland:
„Ich war überzeugt, dass wir in den folgenden Heimspielen gegen Fenerbahçe Istanbul und Anderlecht Brüssel vier bis sechs Punkte holen. Ich halte die 1:2-Niederlage gegen Fenerbahçe für den größten Knackpunkt. Zur Halbzeit hätten wir schon 3:0 führen müssen, stattdessen macht Istanbul fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den Siegtreffer.“
Und so muss Slavia auf die nächste Saison hoffen – genauso wie Erzrivale Sparta Prag. Der amtierende tschechische Meister verlor am Mittwoch in der Champions League im eigenen Stadion mit 0:1 gegen Inter Mailand. Damit ist es auch rein rechnerisch für Sparta nicht mehr möglich, noch die Play-off-Runde zu erreichen. Doch Trainer Lars Friis zeigte sich angetan von dem Einsatz seiner Mannschaft:
„Ich bin froh über unsere Leistung und habe gesehen, was die Spieler alles investiert haben. Ansonsten muss man einfach die Qualität des Gegners im Blick haben. Es handelt sich um ein Team, das sicher um den Gewinn der Champions League mitstreiten wird.“
Friis sprach von einer Weiterentwicklung seines Teams. Dabei wies er auf die anderen beiden Auftritte gegen Top-Mannschaften hin, nämlich die 0:6-Heimniederlage gegen Atletico Madrid und das 0:5 bei Manchester City. Im Übrigen wird der Betrieb in der tschechischen Liga erst am übernächsten Wochenende wieder aufgenommen.