Fußball: Slavia Prag und Sparta Prag auf europäischer Ebene nur zweitklassig

Slavia Prag - Ferencváros Budapest

Tschechische Fußballvereine werden in der gerade begonnenen Saison nicht an der Champions League teilnehmen. Das ist das ernüchternde Fazit der Resultate vom Dienstag, denn nach diesen sind die Traditionsvereine Slavia Prag und Sparta Prag in der dritten Qualifikationsrunde des Wettbewerbs gescheitert.

Lukáš Masopust  (links) | Foto: Kateřina Šulová,  ČTK

Sie war bestens angerichtet, die Stimmung kurz vor dem Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League: 15.000 Slavia-Fans waren am Dienstagabend bereit, ihre Mannschaft mit Leidenschaft und Hingabe zu unterstützen, um die Wende noch zu schaffen. Denn im Hinspiel, sechs Tage zuvor in Budapest, hatte der tschechische Meister nach schwacher Vorstellung mit 0:2 gegen Ferencváros verloren. Dies vor allem aufgrund von zwei groben individuellen Fehlern, die der ungarische Champion schonungslos bestrafte.

Im Rückspiel machte Slavia daher von Anfang an Druck. Und daraus schlug man noch in der ersten Halbzeit Kapital: In der 36. Minute netzte der offensive Mittelfeldspieler Lukáš Masopust nach einer präzisen Eingabe des Senegalesen Abdallah Sima zum 1:0 für die Rot-Weißen ein. Das Stadion kochte, doch der zweite Treffer wollte einfach nicht fallen. Das bedauerte auch Defensivspieler Jakub Hromada:

Slavia Prag | Foto: Kateřina Šulová,  ČTK

„Wir wussten, dass wir heute von unseren tollen Fans angefeuert werden. Und wenn uns in der zweiten Halbzeit noch ein Tor gelungen wäre, hätte uns das sehr geholfen.“

Slavia konnte jedoch nach dem Seitenwechsel eine Vielzahl guter Chancen nicht nutzen, ebenso wenig die Unterzahl der Magyaren, die aufgrund einer Roten Karte in den letzten zehn Minuten nur noch zu zehnt spielten. So blieb es beim mageren 1:0, was auch bei Kapitän Stanislav Tecl großen Frust auslöste:

„Das war ein Gegner, den wir hätten ausschalten müssen. Als wir zur Halbzeit 1:0 führten, dachte ich, dass wir danach noch zweimal ins Tor treffen vor der Nordtribüne, auf der unsere Fans stehen. Leider hat es nicht geklappt. Heute haben wir uns aber nichts vorzuwerfen, das Ausscheiden haben wir uns im Hinspiel eingebrockt.“

Jan Kuchta  (links) | Foto: Kateřina Šulová,  ČTK

Tecl selbst stand nur 65 Minuten auf dem Rasen, für ihn kam Sturmkollege Jan Kuchta ins Spiel. Doch auch er konnte nichts Entscheidendes mehr bewegen:

„Das Ausscheiden schmerzt sehr, denn wir waren der Favorit in diesem Duell. Das Match in Budapest aber haben wir selbst vergeigt. Chancen für die Wende hatten wir heute genug. Das ist umso ärgerlicher, als sich unsere Fans das auch verdient hätten. Ich hoffe nur, dass sie uns noch weiter unterstützen.“

Und dies bereits in acht Tagen, wenn auch in einem anderen Wettbewerb. Denn in der abschließenden Play-off-Runde der Qualifikation zur Europa League empfängt Slavia dann den polnischen Meister Legia Warschau. Sollten die Prager auch da scheitern, starten sie nur in der neuen Conference League.

AS Monaco - Sparta Prag | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Einen Platz in der Gruppenphase der Europa League kurioserweise schon sicher hat der tschechische Vizemeister Sparta Prag. Auch er versuchte, sich über die Vorrunde für die Champions League zu qualifizieren. Dies allerdings in der Gruppe von Mannschaften aus stärkeren europäischen Ligen, die nicht Meister ihres Landes geworden sind. Und das sind in der Regel die schwereren Brocken, weil der Qualitätsunterschied zwischen der tschechischen und den großen Ligen enorm ist. Dies bekam Sparta dann auch gegen den französischen Club AS Monaco zu spüren. Die Prager verloren beide Partien – 0:2 zu Hause und 1:3 am Dienstagabend an der Côte d´Azur. Nationalspieler David Pavelka konnte daraufhin nur konstatieren:

„Mich hat die taktische Reife und die Physis unseres Gegners überrascht. Ich muss gestehen, dass mich die Spielweise von Monaco beeindruckt hat.“

Pavel Vrba | Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk

Dem konnte auch Trainer Pavel Vrba nicht widersprechen. Mit Viktoria Pilsen hat der 57-Jährige insgesamt drei Mal den Einzug in die Champions League geschafft. Nach dem Fehlversuch mit Sparta weiß er zumindest, wo er nun den Hebel ansetzen muss:

„Jetzt ist es wichtig, den nationalen Titel zu gewinnen. Denn ich meine, dass die Qualifikation für die Champions League über die Gruppe der Landesmeister viel einfacher ist. Dort trifft man auf die Titelträger der ungarischen, bulgarischen oder rumänischen Liga. Und diese Teams sind nicht so stark wie beispielsweise Monaco.“

Ob Vrba damit Recht hat, muss man nach den jüngsten Ergebnissen jedoch bezweifeln. Und so scheint es nur einen Weg zu geben: Die tschechischen Vereine müssen für den Erfolg wieder mehr investieren.

Autoren: Lothar Martin , Jakub Kanta , Jaroslav Plašil
schlüsselwort: