Via Carolina: Ein alter Handelsweg wird per Autobahn neu erschlossen

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Via Carolina - so wird eine alte Wegverbindung bezeichnet, auf der man einst hoch zu Ross zwischen den historischen Städten Prag in Böhmen und Nürnberg in Bayern verkehrte. Unsere heutige Zeit aber setzt auf schnellere Transportmittel. Deshalb wurde der Verkehrsfreigabe der Autobahnen D5 und A6, die am vergangenen Freitag am tschechisch-deutschen Autobahnübergang Rozvadov / Waidhaus erfolgte, eine große Bedeutung beigemessen.

"Karl IV. würde mit dem Kopf schütteln und sagen: Es wurde ja auch endlich Zeit, dass ihr die E 50, diese Magistrale zwischen Paris und Prag fertig kriegt!"

Mit diesen Worten sprach der deutsche Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, am Freitag all jenen aus der Seele, die auf dem Straßenweg endlich zügig von Bayern nach Prag oder entgegengesetzt von der tschechischen Hauptstadt in das deutsche Autobahnnetz gelangen wollen. Im Gespräch für Radio Prag relativierte der Minister dann aber seine Aussage über die 24 Jahre währende Bauzeit der insgesamt 185 km langen Autobahnen D5 und A6 von Prag bis zum Autobahndreieck Oberpfälzer Wald:

Wolfgang Tiefensee
"Lange dauern, das ist ein relativer Begriff, wenn man bedenkt, dass der Eiserne Vorhang erst vor einigen Jahren gefallen ist. Zudem sind es gigantische Aufgaben, die neuen EU-Staaten anzuschließen an das westeuropäische Straßen- und Schienennetz, und die Binnenwasserstraßen auch nicht zu vergessen. Vergleichsweise riesige Beträge sind aufzuwenden, die bei unseren neuen EU-Mitgliedsstaaten zum Teil nur schwer aufzubringen sind. So betrachtet, sind wir vergleichsweise zügig vorangekommen. Das war aber auch dringend nötig, denn ohne diese Autobahnen schleicht sich der Verkehr durch die Städte und Gemeinden. Nun aber kommt es zu einer deutlichen Entlastung, während die wirtschaftlichen, die kulturellen und die touristischen Räume zusammenwachsen. Und darüber bin ich sehr froh."

Günther Beckstein
Die Tatsache, dass der Straßenverkehr von Prag nach Bayern in den zurückliegenden 20 Jahren enorm zugenommen hat, wusste der Bayerische Staatsminister des Innern, Günther Beckstein, zu bestätigen:

"Der Verkehr hat zugenommen. Heutzutage ist es nicht mehr der Fall, dass man an der Grenzkontrolle im Stau steht, sondern man steht jetzt auf der Straße im stundenlangen Stau. Und zwar deshalb, weil der Verkehr in den letzten 20 Jahren um das Zwanzigfache zugenommen hat."

Die Bedeutung der ersten direkten Autobahnverbindung zwischen dem ost- und westeuropäischen Autobahnnetz hob auch der tschechische Verkehrsminister Ales Rebicek hervor:

Ales Rebicek
"Mit dem heutigen Tag sind wir der gesamten Autobahnstrecke zwischen Prag und Nürnberg wieder einen Schritt näher gekommen, also jenen zwei Großstädten, die durch die historische Trasse Via Carolina verbunden werden, die heute einen Teil der Europastraße 50 bildet. Sie erneuert die Vision des böhmischen Königs und römischen Kaisers Karl IV., die böhmischen Länder wirtschaftlich, politisch und kulturell an den europäischen Westen anzubinden, der heute durch die Europäische Union repräsentiert wird."

Um alte Visionen und neue Hoffnungen vollkommen wahr werden zu lassen, muss auf bayerischer Seite noch das Autobahnteilstück vom Dreieck Oberpfälzer Wald bis nach Amberg-Ost gebaut werden. Dazu versicherte Minister Tiefensee:

"Wir werden im Jahr 2008 das letzte Teilstück der A6 westlich der A 93 fertig stellen. Es umfasst etwa 20 km und ist ein sehr komplizierter Streckenabschnitt, den wir bereits jetzt mit Hochdruck bearbeiten. Im Jahre 2008 ist er definitiv fertig."