Neuer Leiter von Tandem Regensburg will deutsch-tschechischen Jugendaustausch auf breitere Beine stellen

Thomas Rudner (Foto: www.tandem.org)

Das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch im bayerischen Regensburg - vielen besser bekannt unter dem Namen TANDEM - hat einen neuen Leiter: Thomas Rudner. Über seine Pläne bei TANDEM und die bisherige Entwicklung im Bereich des tschechisch-deutschen Jugendaustauschs hat sich Silja Schultheis mit ihm unterhalten.

Herr Rudner, Sie bringen ja für Ihre neue Aufgabe als Leiter von TANDEM Regensburg bereits langjährige Erfahrungen aus der Jugendarbeit mit. Sie waren mehrere Jahre als Bildungsreferent beim Landesjugendring Baden-Württemberg und bei der DGB-Jugend Bayern. Worin sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrer neuen Tätigkeit?

Ich denke, dass es eine sehr große Herausforderung ist, den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Tschechien auf breitere Beine zu stellen. Ich denke, dass es da noch viele Möglichkeiten gibt, gerade in der außerschulischen Jugendarbeit, um noch mehr Begegnungen zustande zu bringen. Ein zweiter Punkt ist, dass wir in einigen Projekten, die bei Tandem laufen, die eine oder andere Neuerung uns ausdenken werden. Wir werden zum Beispiel im Bereich berufliche Praktika gemeinsam mit unseren Partnern überlegen, ob wir da nicht so etwas wie grenzüberschreitende Module für Berufsausbildung entwickeln können.

Tandem hat sich in den knapp zehn Jahren seines Bestehens auch über den "klassischen" Jugendaustausch hinaus bereits einen Namen gemacht, etwa durch das Jugendinformationsportal www.ahoj.info, durch die Entwicklung einer eigenen Methode zur Sprachanimation oder eben durch das Austauschprogramm für Berufspraktikanten, das Sie erwähnten. In welchen Bereichen wollen Sie noch mehr Begegnungen schaffen?

Also, zum einen denke ich, dass es im klassischen Bereich der Jugendbegegnungen zwischen Jugendverbänden auf der deutschen und tschechischen Seite noch viele Möglichkeiten gibt. Ich denke, dass man nach zehn Jahren Tandem davon ausgehen muss, dass diejenigen, die auf der deutschen Seite die Errichtung von Tandem mitbekommen haben, dass die alle nicht mehr da sind bzw. dass es viele Wechsel gegeben hat und wir einfach noch mal neu dafür werben müssen. Ich denke, dass vielen in der Jugendarbeit gar nicht bekannt ist, welche Möglichkeiten es da gibt. Ein weiterer Punkt ist das neue Projekt, das Tandem im März begonnen hat: "Von klein auf"/"Od malicka", den Austausch im Vorschulalter. Das müssen wir jetzt mal beobachten, wie sich das entwickelt. Ich glaube, dass sich das sehr gut entwickeln wird, die Resonanz auf die ersten Informationsveranstaltungen war sehr groß. Und ich kann mir vorstellen, dass wir da einen großen Schritt machen können, was gerade im grenznahen Bereich die Entwicklung von Vorurteilen angeht, diese zu verhindern und schon im frühen Kindesalter sich gegenseitig kennen zu lernen, über die Grenze hinweg.

Insbesondere die Jugend und der Jugendaustausch wurden in der deutsch-tschechischen Erklärung von 1997 von Politikern beider Seiten zu einer der wesentlichen Pfeiler im bilateralen Verhältnis erklärt. In den Jugendlichen sah man die Hoffnung, fest verankerte Vorurteile beider Seiten allmählich abzubauen. Das war 1997. Wo stehen wir Ihrer Meinung nach heute?

Ich denke, dass sich da schon Einiges getan hat. Aber da ja immer wieder neue Generationen nachwachsen, glaube ich, dass das nicht eine Sache ist, die auf einmal erledigt ist. Und wenn wir wollen, dass Europa wirklich zusammen wächst, müssen wir gerade im Jugendbereich immer wieder von vorne die gleiche Arbeit machen und dazu beitragen, dass sich Vorurteile abbauen oder gar nicht erst entwickeln. So wie wir das auch mit dem Vorschulprojekt machen wollen.

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