Tschechischer Stiftungsfonds für die Holocaust-Opfer zahlte Kompensationen für das konfiszierte Eigentum aus
Tschechischen Juden, denen während des Zweiten Weltkriegs aufgrund der Rassengesetze das Eigentum geraubt wurde, wurde nun vom tschechischen Staat eine finanzielle Kompensation ausgezahlt. Unter die Antragsteller wurden 100 Millionen Kronen (ca. 3,6 Millionen Euro) verteilt. Mehr von Martina Schneibergova.
"Im Verlauf der fünf Jahre haben wir 100 Millionen Kronen unter Antragsteller aus 27 Ländern der Welt verteilt. Insgesamt erhielten wir mehr als 1200 Entschädigungsanträge, von denen wir nach der notwendigen Überprüfung 516 Antragsteller entschädigt haben. Dieser Satz umfasst fünf Jahre Arbeit und vor allem Hunderte von Lebensgeschichten, die wir kennen gelernt haben."
Die Kompensation wurde aufgrund des geschätzten Preises der Immobilie von 1939 berechnet. Der letzte Betrag aus dem Entschädigungsprogramm wurde fast symbolisch einer in Israel lebenden Person ausgezahlt. Professor Felix Kolmer, der selbst ein Opfer des Holocaust ist, war als Verwaltungsratvorsitzender des Stiftungsfonds dabei, als das Informationsnetz zusammengestellt wurde, um über das Wiedergutmachungsprogramm im Ausland zu informieren. Der Fonds arbeitete dabei eng mit dem Außenministerium zusammen, sagt Felix Kolmer:"Es wurden schriftliche Info-Materialien herausgegeben. Alle tschechischen Botschaften arbeiteten mit uns sehr gut zusammen. Wir waren mit Personen aus etwa fünfzig Ländern in Kontakt und Antragsteller aus 27 Ländern haben eine Wiedergutmachung bekommen."
Nach Meinung des Sekretärs der Föderation der jüdischen Gemeinden Tschechiens, Tomas Kraus, gibt es aber im Bereich Entschädigung der Holocaust-Opfer noch ein wichtiges Kapitel, das nicht abgeschlossen ist:
"Ich meine vor allem das Gesetz Nr. 212, das die Rückgabe der Kunstobjekte - jedoch nur bis zum 31. Dezember 2006 - ermöglicht. Wir wissen, dass das Dokumentationszentrum, das sich damit beschäftigt, seine Arbeit noch nicht beendet hat. Wir möchten den Termin für die Rückgabe mindestens um fünf Jahre verlängern, oder diese Frist überhaupt aufheben. Es geht uns um zwei Sachen: Um die Verlängerung des Termins und die Unterstützung des Dokumentationszentrums, das nach den Objekten sucht, die während des Holocaust konfisziert wurden."Tomas Kraus zufolge werden Verhandlungen mit dem Parlament und der Regierung geführt, um eine Verlängerung beziehungsweise die vollständige Aufhebung der Frist für die Rückgabe der Kunstwerke zu bewirken.
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