Nach jahrelangem Tauziehen: Abgeordnete stimmen für Homo-Ehe

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Nach jahrelangem Tauziehen um die sog. "Homo-Ehe" hat sich das tschechische Abgeordnetenhaus am Freitag für die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften ausgesprochen. Für die vier Prozent Gays und Lesben in Tschechien ist die Verbesserung ihres rechtlichen Status damit erstmals in greifbare Nähe gerückt.

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Es gibt kaum ein anderes Thema, das in den vergangenen Jahren auch innerhalb der einzelnen Parlamentsfraktionen so kontrovers diskutiert wurde wie die sog. "Homo-Ehe". Bereits vier Mal war der Vorschlag zu ihrer Legalisierung am Widerstand des Abgeordnetenhauses gescheitert. Geschlossen gegen das Gesetz votierten auch diesmal die Christdemokraten, die durch die "Homo-Ehe" das traditionelle Familienmodell bedroht sehen. Nach Meinung ihres Abgeordneten Jiri Karas zeugt das jetzige Abstimmungsergebnis davon, dass das Abgeordnetenhaus "total den Verstand verloren" habe:

"Wenn jemand in der Lage ist, für einen solchen Gesetzesvorschlag zu stimmen, dann muss einem das meiner Meinung nach ernsthaft zu denken geben."

Mehrheitlich unterstützt wurde das Gesetz hingegen von Sozialdemokraten und Kommunisten. Durch die jetzige Fassung des Entwurfs seien die wesentlichen Vorbehalte gegen die "Homo-Ehe" ausgeräumt, erklärt der kommunistische Abgeordnete Karel Vymetal:

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"Ich unterstütze das Gesetz unter der Bedingung, dass homosexuelle Paare nicht das Recht haben, Kinder zu adoptieren und sie zu erziehen. Und das sieht der Gesetzesentwurf auch nicht vor. Deshalb habe ich kein Problem damit."

Problematisch hingegen ist die fehlende Möglichkeit, gemeinsam Kinder großzuziehen, für diejenigen, die das Gesetz direkt betrifft. Die "Gay- und Lesbenliga" begrüßt das Abstimmungsergebnis vom Freitag zwar als positiven Schritt, gemessen an den eigenen Vorstellungen jedoch handelt es sich bei dem Entwurf letztlich um einen "großen Kompromiss". Vor allem aber sind viele Homosexuelle hierzulande skeptisch, ob das Gesetz jetzt nicht am Widerstand des Senats, der oberen Parlamentskammer, und des Staatspräsidenten scheitert. Um dies zu verhindern, will die "Gay- und Lesbenliga" in der nächsten Zeit bei den Senatoren aktiv für die "Homo-Ehe" werben. Eine Schlüsselrolle bei der Abstimmung im Senat wird die oppositionelle Demokratische Bürgerpartei (ODS) spielen, die dort am stärksten vertreten ist und sich bislang mehrheitlich gegen das Gesetz ausgesprochen hatte. Das Präsidentenamt lehnte eine Stellungnahme ab, bevor ihm der Entwurf vorliege. Sollte das Gesetz tatsächlich durchkommen, wäre Tschechien das erste postkommunistische Land, in dem die "Homo-Ehe" gesetzlich verankert ist.