Redaktionspraktikanten: Junge Stimmen bei Radio Prag
In den folgenden Minuten lädt Sie Thomas Kirschner nun zu einer Sonderausgabe des Hörerforums ein. Mit zwei Studiogästen wollen wir einen ganz speziellen Blick auf die Arbeit bei Radio Prag werfen.
Hallo und herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, bei Ihrer Sendung auf Radio Prag, beim Hörerforum. Wie Sie in der Ankündigung bereits gehört haben, haben wir diesmal für Sie eine Extra-Ausgabe vorbereitet und wollen ein wenig hinter die Kulissen des Sendebetriebs bei Radio Prag schauen. Stammhörer wissen es: Neben den festen Redakteuren tauchen in unseren Sendungen auch immer wieder neue und junge Stimmen auf - unsere Praktikanten bei Radio Prag. Zwei von ihnen, die Ihr Praktikum gerade frisch beendet haben, habe ich jetzt hier bei mir im Studio, Sebastian Kraft und Thomas Oellermann, beide aus Deutschland.
Sebastian, Thomas - unsere Hörer kennen Eure Stimmen, aber wissen nicht, wer dahinter steckt! Könnt Ihr Euch kurz vorstellen?
Ich heiße Sebastian Kraft, komme aus Bayern, studiere gerade in Regensburg Politik und Geschichte und beschäftige mich seit meinem Zivildienst, den ich in Tschechien abgeleistet habe, intensiv mit diesem Land. Seitdem komme ich also immer wieder nach Tschechien zurück, und eine solche Rückkehr ist auch mein Praktikum bei Radio Prag.
Mein Name ist Thomas Oellermann, ich komme aus Velbert bei Essen und habe bis Mitte des Jahres in Düsseldorf Geschichte studiert. Im Rahmen dieses Studiums war ich auch ein Jahr hier in Prag. Seit dem Sommer bin ich wieder zurück. Und in den letzten zwei Monaten habe ich eben ein Praktikum bei Radio Prag absolviert.
Wie seid ihr zu diesem Praktikum gekommen? Warum habt ihr Euch gerade für ein Praktikum bei Radio Prag entschieden?
Thomas Oellermann: Ich habe Freunde, die das bereits zuvor gemacht haben und mir viel Gutes darüber berichtet haben - dass es sehr interessant ist, im Radio zu arbeiten.
Sebastian Kraft: Bei meinem Studium sind die Berufsaussichten nicht gerade die Besten. Daher habe ich mich schon früh für den Journalismus interessiert und in dieser Richtung auch schon viel gemacht. Und weil ich Tschechisch kann und nicht viele deutsche Journalisten nach Tschechien gehen, glaube ich, dass das eine Marktlücke ist. Daher habe ich mich für das Praktikum bei Radio Prag entschieden, weil man sich hier sowohl sprachlich als auch inhaltlich sehr gut weiterbilden kann.
Könnt ihr euch noch an den ersten Eindruck erinnern, als ihr in die Redaktion gekommen seid?
Sebastian Kraft: Wenn man neu kommt und nicht weiß, was einen erwartet, ist man natürlich ein bisschen aufgeregt - und ich war schon die ganze Zugfahrt von Nürnberg nach Prag aufgeregt! Aber da ich von allen Leuten so herzlich empfangen wurde und gleich eine persönliche Beziehung entstand, waren nach spätestens anderthalb Tagen diese Angstschweißausbrüche weg.Thomas Oellermann: Wenn man am ersten Tag mitten in den Betrieb geworfen wird, dann ist das schon etwas verstörend. Aber am nächsten Tag, wenn man weiß, wie der Hase läuft, dann ist das gleich weg.
Du sagst, Praktikanten werden mitten in den Betrieb geworfen - und so soll das auch sein, denn Praktikanten sind bei Radio Prag nicht nur zum Kaffeekochen da, sondern ihr durftet und musstet in der Redaktion ganz normal mitarbeiten. Wie die Arbeit eines Journalisten aussieht, davon hat ja fast jeder eine bestimmte Vorstellung, und sei es aus Fernsehserien oder aus dem Kino. Wie sah der Arbeitsalltag denn tatsächlich aus?
Sebastian Kraft: Die Arbeit eines Journalisten ist viel mehr auf den Schreibtisch und den Computer beschränkt, als man sich das gemeinhin so vorstellt. Wir waren nicht die rasenden Reporter, die Tag und Nacht mit dem Mikrophon in der Hand durch Prag gerannt sind. Die Arbeit bei Radio Prag findet zu einem großen Teil am Computer statt: Zeitung lesen, Themen suchen, Hintergrundinformationen recherchieren. Aber die eine oder andere Pressekonferenz darf dann natürlich auch nicht fehlen.
Thomas Oellermann: Gerade die Themensuche ist sehr interessant. Für Radio Prag bieten sich natürlich jeden Tag bestimmte Themen aus Politik und Wirtschaft an, aber darüber hinaus müssen auch Themen gesucht werden.
Beim Praktikum soll man ja etwas lernen - habt ihr etwas gelernt?
Sebastian Kraft: Ich denke, ich habe hier sehr viel gelernt. Es gibt wohl kaum eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, wo der man als Praktikant so viel selbst machen kann und wo einem auch von der Redaktion so viel Vertrauen geschenkt wird. Dass ich gleich am zweiten Tag meinen ersten Beitrag machen durfte und der dann auch noch gesendet wurde, das ist sicher etwas Besonderes. Was ich außerdem noch gelernt habe, ist, Beiträge unter Zeitdruck zu schreiben. Ich bin bis jetzt als freier Journalist neben dem Studium tätig gewesen, und da kann man mit einem Artikel zwei, drei Tage vor dem Abgabetermin anfangen und ihn auch noch einmal weglegen. Hier war es öfter so, dass ich bei der Morgenbesprechung um halb neun ein Thema bekommen habe, und der Beitrag musste dann um 13 Uhr fertig sein. Das war eine neue und wichtige Erfahrung, die mir auch sehr viel gegeben hat.
Thomas Oellermann: Für mich war es natürlich ein toller Erfolg, selbst Beiträge machen zu können. Die Familie konnte zu Hause den alten Weltempfänger auspacken und sich die Beiträge des Sohnes anhören - das war schon toll, ebenso, dass diese Beiträge weiterhin im Internet verfügbar sind. Ein anderer Aspekt ist die Arbeitstechnik: Ich habe gelernt, mit den Computerprogrammen umzugehen, um die Interviews zu bearbeiten und zu schneiden. Aber auch, dass ich Interviewsituationen ausprobieren konnte, Pressekonferenzen erleben durfte und auch gelernt habe, die Informationen dann auf zwei Seiten Papier zusammenzufassen, das hat mir viel gebracht.
Und zum Schluss noch die Frage: Bleibt ihr dem Radio weiter verbunden?
Sebastian Kraft: Zwischen Wunschtraum und Realität ist natürlich immer ein großer Unterschied. Die Situation im Journalismus ist für junge Journalisten nicht gerade einfach. Ich werde erstmal mein Studium beenden und noch weiter Praktika machen. Die Arbeit bei m Radio macht mir Spaß und ich hoffe, dass ich da auch bleiben werde. Aber da die Chancen nicht unbedingt die besten sind, werde ich mich auch noch anderweitig orientieren. Also, wie man in Bayern sagt: Schaun mer mal!
Thomas Oellermann: Da ich auch weiterhin in Prag lebe, hoffe ich, dass noch einige Beiträge von mir bei Radio Prag zu hören sein werden.
Das war unsere Praktikantenrunde bei Radio Prag, Sebastian Kraft und Thomas Oellermann hier bei uns im Studio mit einem kleinen Blick hinter die Kulissen von Radio Prag. Vielen Dank an Euch beide!
Und wenn Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, Radio Prag noch persönlicher kennen lernen wollen, dann habe ich zum Schluss noch einen Tipp für Sie: Am 29. und 30. Oktober findet in Brüssel nämlich der Weltkongress der deutschsprachigen Auslandsmedien statt, und da wird auch Radio Prag vertreten sein. Vor Ort ist unsere Mitarbeiterin Bara Prochazkova - und die würde sich freuen, auch Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, zu einem Radio-Prag-Hörertee zu treffen. Zu dem Kongress gibt es nähere Informationen im Internet auf der Seite www.imh-deutschland.de unter der Rubrik Veranstaltungen. Wenn Sie also Lust haben, Radio Prag am letzten Oktoberwochenende in Brüssel zu besuchen, dann melden Sie sich bei uns unter dem Kennwort "Hörertreffen", wir schicken Ihnen dann nähere Informationen. Die Adresse dafür und für alle Briefe an uns: Radio Prag, Vinohradska 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik. Oder via E-Mail: [email protected].
Das war´s für heute vom Hörerforum. Das nächste gibt es in 14 Tagen an dieser Stelle - bis dahin: Machen Sie´s gut!