"Bio-Monat" September soll Tschechen Bio-Produkte schmackhaft machen

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Nicht nur die Liebe, auch die Erkenntnis kann manchmal durch den Magen gehen. Zumindest dann, wenn es um die "schmeckbar" bessere Qualität von biologischen Lebensmitteln geht. Davon nämlich sollen noch mehr Tschechinnen und Tschechen überzeugt werden: Im September, dem "Monat der Bio-Lebensmittel und ökologischen Landwirtschaft", finden daher landesweit verschiedenste Veranstaltungen statt, auf denen die Vorteile von Bio-Produkten selbst "ausgekostet" werden können. Sandra Dudek hat sich anlässlich des "Bio-Monats September" informiert, wie es um die ökologische Landwirtschaft in Tschechien und der Europäischen Union bestellt ist:

"Ochutnej ten rozdil!", auf Deutsch: "Schmeck' den Unterschied!" - so lautet der sowohl einfache wie treffende Slogan, mit dem die Tschechinnen und Tschechen auf den Geschmack von Bio-Lebensmitteln gebracht werden sollen. Probiert werden kann und soll auf Jahrmärkten, Erntefesten, im Rahmen von Kochkursen oder Vorträgen, auf dem Land bei Besuchen von Öko-Farmen oder in der Stadt beim Einkauf im Bio-Laden ums Eck. Insgesamt mehr als 80 Aktionen sind im September geplant. Initiator des Projekts, dem so genannten "Monat der Bio-Lebensmittel und ökologischen Landwirtschaft" ist der tschechische Verband der Bio-Bauern, der die Konsumenten von den Vorzügen biologischer Produkte und ökologischer Landwirtschaft überzeugen möchte. Denn Bio-Produkte sind noch lange kein selbstverständlicher Bestandteil der Einkaufslisten in Tschechien: Mit etwa rund 0,1 Prozent des gesamten Lebensmittelbedarfs ist der Anteil von Bio-Lebensmitteln verschwindend gering. Und das, obwohl Tschechien in punkto ökologischer Landwirtschaft eines der führenden EU-Länder ist, zumindest was die Fläche betrifft. Dazu Zdenek Perlinger, Vorsitzender von ProBio, dem tschechischen Verband der Bio-Bauern:

"Mehr als sechs Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche in der Tschechischen Republik ist eine schöne Sache. Das Problem liegt darin, dass 90 Prozent davon Wiesen und Weiden sind, wo meist Rinder gehalten werden, die, wenn sie nicht ins Ausland exportiert werden, auf konventionellen Schlachtbänken landen. Die Zahlen sind zwar schön, aber ich würde mich noch mehr freuen, wenn wir 50 Prozent Öko-Ackerland hätten und unsere Produzenten dann aus verschiedenen Chargen Bio-Buchweizen oder Bio-Dinkel usw. wählen könnten. Das ist eben das kleine oder größere Problem der tschechischen ökologischen Landwirtschaft."

Warum sich nun aber die Bio-Landwirtschaft vorwiegend auf Grünflächen und Wiesen konzentriert und die Produktion und Verarbeitung von Bio-Produkten vergleichsweise gering ist, könnte damit zusammen hängen, dass die Ausdehnung der tschechischen Bio-Farmen besonders groß ist. Und dadurch, so Perlinger, hätten die tschechischen Bio-Bauern wirtschaftlich einfach mehr Spielraum:

"Jeder Bauer ist ein Geschäftsmann. Er rechnet sich genau aus, was sich für ihn bezahlt macht und welchen Aufwand er dabei hat. Wenn Sie eine große Farm haben, dann genügt es, für die Erhaltung der eigenen Familie und der Angestellten Rinder auf der Weide zu halten und Sie müssen sich nicht mit den Behörden die Nerven aufreiben. Wenn Sie aber eine kleine Farm haben, dann macht Ihre Getreideernte vielleicht vier Wagen aus, und Sie müssen das Getreide noch mahlen und daraus Brot backen, damit Ihnen die wenigen Hektar genug Geld einbringen, um Ihre Familie ernähren zu können."

In Österreich beispielsweise sind zwar die Förderungen höher, dafür aber haben die Bio-Bauern auch keine Wahl: Durch die geringe Ausdehnung ihrer Höfe müssen sie Bio-Lebensmittel produzieren und oft auch eine Fleischbank betreiben. Für die Konsumenten ist dies allerdings von Vorteil, da es nicht nur generell mehr Bio-Produkte, sondern auch mehr regionale Verkaufsstellen gibt, von denen biologische Lebensmittel bezogen werden können. Dazu trägt auch die wesentlich höhere Anzahl an Öko-Farmen bei: Knapp 20.000 Bio-Betriebe gibt es in Österreich, in Tschechien sind es nicht einmal 900 - Tendenz nur sehr langsam steigend. Dies soll sich nun aber ändern, so Karel Mach, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium:

"Die Regierung hat den Aktionsplan im Jahr 2004 beschlossen und das Hauptziel ist die Erhöhung des Anteils der ökologischen Landwirtschaft auf zehn Prozent bis zum Jahr 2010. Das ist eine ziemlich klingende Zahl und wenn sie erreicht wird, dann gibt es nichts, wofür sich die Tschechische Republik schämen müsste. Und ich glaube, dass diese Grenze im Moment sowohl für das Staatsbudget als auch für den Markt der Biolebensmittelproduktion, der sich entwickeln muss, zumutbar ist."

Mehr als 300 Millionen Kronen werden für die ökologische Landwirtschaft in diesem Jahr aus dem Staatsbudget zugeschossen. Im Konkreten richtet sich die Höhe der Subvention dabei nach der Art der Landwirtschaft, erklärt Mach:

"Die Landwirte erhalten staatliche Förderungen, die derzeit 1.000 Kronen pro Hektar Grünfläche ausmachen, 3.500 Kronen pro Hektar Ackerland und 11.000 Kronen für Gemüse- und Obstanbau. Bei Dauerkulturen, dazu gehören Obstgärten oder Weinberge, beträgt die Förderung 12.000 Kronen."

Ökologisch zu wirtschaften ist also auch ökonomisch von Vorteil, insbesondere dann, wenn man den Obst- und Gemüseanbau forciert und mehr Bio-Lebensmittel produziert. Denn das Potenzial dafür sei, so Tom Vaclavik, Marketingleiter des tschechischen Bio-Bauern-Verbandes, durchaus vorhanden:

"Der tschechische Markt wächst und zwar rasant. Leider aber wachsen vor allem die Importe. Gegenwärtig mangelt es ziemlich an Verarbeitern und Produzenten in der Tschechischen Republik, die produktiven Flächen machen in der ökologischen Landwirtschaft nicht einmal zehn Prozent aus, das heißt hier gibt es wirklich ein riesiges Potenzial."

Die Anzahl der Bio-Lebensmittel auf dem tschechischen Markt sei, so Vaclavik, im letzten Jahr sprunghaft angestiegen. Durch die geringe Eigenproduktion in Tschechien würden allerdings drei Viertel der 2.000 Bio-Produkte aus dem Ausland stammen. Auch das Bewusstsein für biologische Lebensmittel sei in Tschechien noch nicht so weit fortgeschritten wie in manchen Ländern der Europäischen Union: Rund 27 Kronen pro Person haben die Tschechen im vergangenen Jahr für Bio-Produkte ausgegeben. Im Europa der 15 waren es in etwa 300 Kronen. Allerdings, räumt Zdenek Perlinger, Vorsitzender des tschechischen Bio-Bauern-Verbandes ein, hänge das Interesse an Bio-Lebensmitteln auch unmittelbar mit dem Familieneinkommen zusammen. Wenn man aus einem reicheren Land komme, würde man eben anders denken. Als klassisches Beispiel nennt Perlinger Deutschland, wo die Ausgaben im ehemaligen Ostteil wesentlich niedriger wären als im ehemaligen Westen. Das Thema "Gesundheit" sei in reicheren Ländern eben präsenter. Jedoch dürfe man, so Perlinger weiter, nicht vergessen, dass neben dem Gesundheitsaspekt auch noch andere Argumente für die Unterstützung der ökologischen Landwirtschaft sprechen: Mit dem Kauf von Bioprodukten tragen die Menschen zum Naturschutz bei, erhöhen die biologische Vielfalt, helfen die Verschmutzung von Trinkwasser einzugrenzen und aktiv die Arbeitslosigkeit auf dem Land zu senken. Und, letzten Endes schmecken Bio-Lebensmittel einfach besser. Davon kann man sich auf den Veranstaltungen des "Monats der Bio-Lebensmittel und ökologischen Landwirtschaft" selbst überzeugen.





Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:



www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union

www.euroskop.cz

www.evropska-unie.cz/eng/

www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online

www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt