Biennale der Gegenwartskunst

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Diese Woche wurde in Prag die internationale Biennale der Gegenwartskunst 2005 eröffnet. Bis Mitte September präsentiert die tschechische Nationalgalerie einen so genannten "Zweiten Blick" - einen unkonventionellen Blick - auf die postmoderne Kunst. Bára Procházková berichtet:

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Die tschechische Biennale orientiert sich thematisch an den Übergangserscheinungen in der postmodernen Kunst. In der künstlerischen Schau werden vor allem neue Tendenzen der gegenwärtigen Kunst aus aller Welt präsentiert. Der Grundsatz dabei: es ist nötig, von allen Mechanismen der Kultur einen Abstand zu gewinnen, die die Möglichkeiten der Kunst einschränken. Der Kurator des deutschen Teils der Ausstellung, Marek Schovanek, charakterisiert die tschechische Kunst, die sich bei der Biennale präsentiert:

"Ich glaube, dass die gegenwärtige tschechische Kunst zu der allgemeinen Periode der gegenwärtigen Kunst gehört. Ich würde nicht sagen, dass die Werke der tschechischen Künstler individualistisch sind. Es gibt einige Ausstellungen, die versuchen, den nationalen Stand der postmodernen tschechischen Kunst zu porträtieren, aber in der Zeit der Globalisierung gibt es fast schon einen Konsens, dass Kunst international wird. Und ich glaube, dass die Biennale das sehr gut beschreibt."

Bei dem internationalen Kunstfestival sind viele Stilrichtungen vertreten, es präsentieren sich neue Formen der Fotografie sowie der Malerei, auch Theatervorführungen oder Videoprojektionen, ergänzt durch Musikperformance, werden nicht fehlen. Pavel Klusak stellt den musikalischen Teil der tschechischen Biennale vor:

Direktor der Nationalgalerie Milan Knizak  (Foto: CTK)
"Es handelt sich um kein Festival der Jazz- oder Popmusik sowie keiner elektronischen oder Club-new-Trends-Music. Es ist ein Festival der experimentalen und der avantgardistischen Musik. Ich bin sehr stolz darauf, dass in der Tschechischen Republik im Rahmen der Biennale weltberühmte Musiker auftreten werden, zum Beispiel Toshimaru Nakamura aus Japan oder Günter Müller aus der Schweiz sowie der Direktor der Nationalgalerie Milan Knizak."

Der Grundgedanke bei der Gründung der tschechischen Biennale vor zwei Jahren war der, dass die alternative Kunst zum Zentrum werden solle, sagt der Hauptkurator der Biennale und der Direktor der Sammlung der modernen und gegenwärtigen Kunst, Tomas Vlcek, denn es solle der Öffentlichkeit auch eine andere Kunst als in den Massenmedien gezeigt werden. Vlcek ist der Meinung, dass sich tschechische Kunst in der Zukunft auch neben den führenden Kunstnationen wie Frankreich, Großbritannien oder die USA durchsetzen kann. Nicht der Mainstream in der Kultur wird relevant sein, sondern die individuellen Erfolge und Leistungen der Künstler. Tomas Vlcek nennt ein Beispiel dafür aus der Malerei:

"Die Malerei heute ist ganz anders als sie früher war. Sie ist voll von Ironie und Witz sowie Distanz und Konflikten, sie paraphrasiert die Klischees in der Politik, in der Beziehung zwischen Geschlechtern und anderen Bereichen des heutigen Lebens. Und das ist faszinierend."

Die Biennale findet bis Mitte September statt. Die meisten Präsentationen und Ausstellungen sind im Messepalast, im Kloster der heiligen Agnes von Böhmen und im Kinsky-Palast in Prag zu sehen.