"Legale Migration": Regierungsprojekt wird fortgesetzt

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Die Überalterung der Gesellschaft ist ein gesamteuropäisches Problem. Wenn auch derzeit noch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit eine der größten politischen Herausforderungen darstellt, so wird - wenigstens in einigen Bereichen - bald schon Arbeitskräftemangel herrschen. Das Problem ist wohl nur dann in den Griff zu bekommen, wenn auch mit verstärkter Zuwanderung gerechnet wird. Eine Lösung, die aber gewiss nicht nach jedermanns Geschmack ist. Die tschechische Regierung hat daher schon vor geraumer Zeit ein Projekt ins Leben gerufen, das systematisch und schrittweise an die Problematik herangeht. In wenigen Tagen soll es nun in eine neue Phase treten. Gerald Schubert war auf der Pressekonferenz im Sozialministerium:

Kroatien, Bulgarien und Kasachstan. Das waren die ersten Staaten, die im Sommer 2003 in das Projekt der tschechischen Regierung aufgenommen wurden. Konkret hieß das: Bürger aus den genannten drei Ländern werden bei der Eingliederung in den tschechischen Arbeitsmarkt bevorzugt behandelt, und sie haben, sind sie erst einmal im Land, schneller Anspruch auf eine Daueraufenthaltsgenehmigung als Bürger anderer Nicht-EU-Mitglieder. In einer zweiten Phase kamen später Moldawien und Weißrussland hinzu. Ab 1. Juli dieses Jahres wird das Projekt, das mittlerweile den Namen "Legální migrace", also "Legale Migration" trägt, um weitere zwei Länder ausgeweitet. Und zwar um Serbien und Montenegro sowie Kanada. Sozialminister Zdenek Skromach betont, dass es sich dabei nicht nur um eine kurzfristige Lösung akuter Probleme handelt. Ganz im Gegenteil:

Zdeněk Škromach
"Ziel des Projektes ist es nicht nur, Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern ausländische Fachkräfte nach Tschechien zu bringen, die sich langfristig in unsere Gesellschaft eingliedern können."

Die Bevölkerung, so Skromach weiter, sei von diesem Gedanken nicht immer begeistert. Vor kurzem etwa hat das Meinungsforschungsinstitut CVVM eine Umfrage zu diesem Thema durchgeführt: Ergebnis: Nur ein Fünftel der Tschechinnen und Tschechen glaubt, dass das Land Zuwanderer benötigt. Fast 70 Prozent beantworteten die entsprechende Frage mit "eher nicht" oder "bestimmt nicht". Der Minister jedoch bleibt bei seiner Überzeugung: An verstärkter Immigration führt auf lange Sicht kein Weg vorbei. Nach Schätzungen des Ministeriums werden sonst im Jahr 2030 auf dem tschechischen Arbeitsmarkt 420.000 qualifizierte Menschen fehlen. Das bestätigt auch Projektleiterin Vera Ivanovicova:

"Alle Experten wissen: Je früher man beginnt, sich mit diesem Problem zu beschäftigen, desto besser werden die einzelnen Staaten auf die Zukunft vorbereitet sein. Die Migration kann, auch hinsichtlich der globalen Kommunikation, ohnehin nicht gestoppt werden. Der einzige Weg, sie zu bewältigen, ist daher der Versuch, sie aktiv zu steuern."

Bis jetzt hält sich zahlenmäßig alles in überschaubarem Rahmen: Lediglich 279 Personen wurden bis jetzt ausgewählt, schließlich ging es ja zunächst darum, Erfahrungen zu sammeln. Weitere 1000 sollen nun hinzukommen. Mit einem rasanten Anstieg rechnet man dann ab dem 1. Januar 2006. Denn an diesem Tag soll auch die Ukraine in das Programm aufgenommen werden. Also das Land, aus dem es traditionell eine besonders hohe Nachfrage nach Arbeitsplätzen in Tschechien gibt.


Mehr zum Thema hören Sie am Sonntag nächster Woche, in unserer Rubrik "Schauplatz".