Umfrage: Tschechen sehen Migration als Problem

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Für die Tschechen ist die Migration in erster Linie als Problem. Das hat nun eine neue Umfrage ergeben. NGOs werfen der Erhebung aber massive Lücken vor.

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Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse der Umfrage alarmierend. Demnach sehen 69 Prozent der Tschechen die Migration allgemein als Problem. In Auftrag gegeben wurde die Erhebung vom Prager Institut für Politik und Gesellschaft. Die Einwanderung sollte dabei in einen breiteren Kontext gestellt werden. Gefragt wurde nämlich, wovor die Tschechen derzeit am meisten Angst haben in der Gesellschaft. Dazu der Analytiker Roman Máca:

Roman Máca,  foto: Ondřej Tomšů
„Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist mit 70 Prozent auf dem ersten Platz. Danach folgt gleich die Migration mit 69 Prozent, wobei 48 Prozent der Befragten sagen, dass die Einwanderung ein sehr ernstzunehmendes Problem sei. Danach folgen schließlich Sorgen um das Klima, die Gesundheitsversorgung, die demografische Entwicklung und den Lebensstandard.“

Demnach lehnen die Tschechen vor allem Migranten aus dem arabischen Raum und aus Afrika ab. Laut dem Ano-Abgeordneten Jaroslav Bžoch ist vor allem die Politik für die Meinungslage verantwortlich. Denn Migranten gebe es in Tschechen vergleichsweise wenige, so der Chef des Unterausschusses für Migration im Abgeordnetenhaus:

„Wir beschäftigen uns ja gar nicht mit der Migration selbst. Es geht immer nur darum, dass bestimmte politische Parteien fortlaufend Angst schüren mit dem Thema. Genau so sind die Zahlen zu lesen, vor allem bei der Altersgruppe 51 bis 65 Jahre. Diese Menschen haben wahrscheinlich noch nie einen Migranten getroffen, aber ununterbrochen erzählt ihnen jemand etwas über die Einwanderer. Meiner Meinung nach ist das das größte Problem.“

Doch auch die Medien würden eine entscheidende Rolle spielen, meint Bžoch. Vor allem, da ständig über die Migration über das Mittelmeer berichtet würde, die mit Tschechien überhaupt nichts zu tun habe. Außerdem würde die Wirkung vor allem von Falschmeldungen zu dem Thema in den Social Media verstärkt:

Jaroslav Bžoch  (Foto: Archiv von Jaroslav Bžoch,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 )
„In den sozialen Netzwerken kreisen immer dieselben Dinge und vertiefen bestimmte Meinungen. Wenn man gewisse Fakten nicht überprüft, dann glaubt man diese Sachen am Ende auch. Das betrifft vor allem Senioren, die sich leicht von Schlagzeilen beeindrucken lassen. Das Ergebnis sieht man dann bei Umfragen wie dieser.“

Dies kann auch Andrea Krchová unterstreichen. Sie leitet ein Konsortium von Bürgerinitiativen und NGOs, die sich mit Migrationsthemen beschäftigen. Dabei geht es in ihren Augen aber nicht nur um sogenannte Desinformations-Plattformen:

„Für mich ist das auf jeden Fall auch ein Problem der seriösen Medien. Es geht dabei darum, wie Informationen präsentiert werden. Wenn beispielsweise ein Tscheche jemanden überfährt, dann sagt man nicht konkret, dass es ein Tscheche war. Wenn aber ein Ausländer der Täter war, wird das immer extra betont. Die Information, dass sich beispielsweise drei Ukrainer geprügelt haben, ist vor allem in kleinen Ortschaften gleich ein großes Thema. Auch wenn Wirtshausschlägereien eigentlich überall etwas ganz Gewöhnliches sind.“

Doch gibt es auch Kritik an der Umfrage des Instituts für Politik und Gesellschaft. Laut Andrea Krchová wird in der Fragestellung nicht definiert, welche Migration überhaupt gemeint ist. So gibt es keine Unterscheidung zwischen beispielsweise Flüchtlingen und Arbeitsmigranten. Außerdem sei der Modus insgesamt fehlerhaft, meint die Aktivistin. Vor allem bezweifelt sie, dass die Befragten wirklich repräsentativ ausgewählt wurden:

„Die Art, wie die Daten erhoben wurden, und die Fragestellung sind meiner Meinung nach mangelhaft. Aus diesem Grund halte ich die Umfrage insgesamt für irrelevant.“