Tscheche Křeček ist größter Lego-Sammler der Welt und hat fünf Museen
Wer kennt sie nicht aus seiner Kindheit: die Baukästen und farbigen Kunststoff-Klemmbausteine des dänischen Unternehmens Lego, das heute als größter Spielzeughersteller der Welt gilt. Dem Kinder- und Jugendalter entwachsen, widmen sich die meisten Menschen danach aber ganz anderen Dingen. Nicht so aber der Tscheche Miloš Křeček. Er behauptet von sich, der größte Lego-Sammler der Welt zu sein. In seiner Heimat hat er bereits fünf Museen mit Lego-Modellen eröffnet, und auch seine vier Kinder sind den Bausteinen verfallen. Im Tschechischen Rundfunk gewährte der Endvierziger jüngst einen Einblick in sein Leben, in dem sich einfach alles um Lego dreht.
Leidenschaft für Lego begann mit fünf Jahren
Mittlerweile gelten sie als Spielzeugklassiker, die kleinen bunten Legosteine aus dem dänischen Billund, wo die weltbekannte Firma ihren Sitz hat. Das Baukastensystem von Lego ist also ein Exportschlager aus dem industriellen Westen, der Tscheche Miloš Křeček wuchs hingegen im damals sozialistisch orientierten Osten Europas auf. Dennoch wurde er schon sehr früh mit dem Kunststoff-Spielzeug konfrontiert:
„Ich habe es noch vor Augen: Meine Leidenschaft für Lego begann in etwa mit fünf Jahren. Damals habe ich zu Weihnachten von meinen Eltern den ersten Lego-Baukasten erhalten. Ich weiß es noch heute: Es war der Baukasten Nummer 20, der jetzt in einem meiner Museen steht. Das war für mich der erste Impuls für ein Leben mit diesem Spielzeug. Und ich habe es zu Zeiten des Kommunismus erhalten, das war hierzulande eine absolute Rarität.“
Seine Eltern hätten auch danach weder Kosten noch Mühe gescheut, um ihn und seinen Bruder mit weiteren Lego-Baukästen zu beglücken. Obwohl dies in jener Zeit sehr schwierig war: Zu jedem Geburtstag, Namenstag und zu Weihnachten konnte sich Miloš fortan auf weitere Produkte des dänischen Herstellers freuen. Die meisten Jugendlichen entwachsen aber irgendwann dem kindlichen Spieltrieb. Nicht so der gebürtige Prager:
„So ungefähr um mein 20. Lebensjahr herum wurde mir bewusst, dass mich die Lego-Manie mein ganzes Leben lang begleiten wird. Ich habe gespürt, dass ich mir von meinem Verdienst immer wieder ein Lego-Set kaufen werde. Aus den einzelnen Bestandteilen habe ich dann ständig bestimmte Dinge erschaffen, gebaut, wieder umgebaut und so weiter.“
Doch dieses „und so weiter“ hat mittlerweile dazu geführt, dass Miloš Křeček als derjenige gilt mit der weltweit größten Lego-Sammlung. Im Gespräch für den Tschechischen Rundfunk nannte er dann auch die entsprechenden Zahlen:
„Ich habe ein paar Tausend komplette Lego-Stücke, aber die Zahl der kleinen Klemmbausteine geht in die Millionen.“
Einträge in Rekordbücher Tschechiens und der Welt
Die genaue Zahl der Bausteine kenne er nicht, gesteht Křeček. Mit Sicherheit könne er aber sagen, dass er heutzutage die größte Zahl an Original-Lego-Baukästen besitzt. Und als Beleg dafür ergänzt er:
„Ich bin im tschechischen Buch der Rekorde verewigt, dort ist die Zahl von 6700 Lego-Sets angegeben. Und im Guinnessbuch der Rekorde ist ein Eintrag aus dem Jahr 2017, in dem von 3700 Baukästen die Rede ist. Das heißt, dass sich die Zahl meiner Sets seitdem fast verdoppelt hat.“
Dies macht sich dann auch bemerkbar: finanziell und platztechnisch. Zu dem ersten Aspekt sagt Křeček:
„Meine Sammlung beläuft sich nach Schätzungen von Experten und von mir selbst auf einen Betrag von etwas über 20 Millionen Kronen.“
Umgerechnet sind das 740.000 Euro. Und auch was den Platz betrifft, ist ihm und seiner Familie die Lego-Sammlung schon längst über den Kopf gewachsen:
„Vor etwa elf Jahren etwa wussten wir zu Hause nicht mehr, wo wir hintreten sollten. Die Lego-Teile waren überall, sogar im Garten und in der Garage. Alles andere war Nebensache. Da habe ich beschlossen, ein Lego-Museum zu eröffnen. Wir fanden einen geeigneten Platz in der Nationalstraße (Národní, Anm. d. Red.) in der Prager Innenstadt. Dort sind wir nun schon seit elf Jahren, auch weil die Räume einfach ideal sind für das Museum. Die Besitzer waren begeistert von meiner Absicht, daher ist dort das einzigartige und größte Lego-Museum der Welt entstanden.“
Miloš Křeček schildert weiter, welche besonderen Stücke man in diesem Museum bestaunen kann:
„In Prag haben wir eine fünf Meter lange Karlsbrücke, das Altstädter Rathaus einschließlich seiner Astronomischen Uhr oder das Nationalmuseum auf einer Länge von drei Metern. In einem Abschnitt davon sind sogar einige der Ausstellungen zu sehen. Es ist einfach ein wunderschönes Stück Lego-Kunst.“
Doch bei dem einen Museum ist es nicht geblieben. Bis zum Jahr 2015 kamen noch vier weitere hinzu, und zwar in Kutná Hora / Kuttenberg, Špindlerův Mlýn / Spindlermühle, Poděbrady und Jeseníky / Freiwaldau. Auch an diesen Orten sind lokaltypische Gemäuer aus Lego-Bausteinen zu sehen. Unter ihnen aber ragen die Exponate aus der einstigen Silberbergbaustadt Kuttenberg noch heraus:
„Dort ist das weltbekannte Beinhaus ausgestellt. Darin sind auch Schädel und weitere Teile des Interieurs abgebildet. Dazu der Dom der heiligen Barbara. Es ist einfach schön.“
Allerdings habe er all diese tollen Lego-Bauten nicht selbst schaffen können, gibt Křeček zu:
„Ich kann die jeweiligen Objekte anhand der Anleitungen bauen. Manchmal errichte ich aus Freude auch einmal etwas Besonderes wie beispielsweise die Freiheitsstatue. Aber für die anspruchsvollen Stücke habe ich Experten, die nach eigener Phantasie bauen. Oder sie fotografieren etwas und bilden das dann anhand der Fotos nach.“
New Yorker Freiheitsstatue ist ein Paradestück der Sammlung
Die von ihm bereits erwähnte New Yorker Freiheitsstatue hat Křeček ganz allein zusammengesetzt. Und darauf ist er stolz:
„Der größte Bau ist zufälligerweise kein einzelner Baukasten. Es ist die zweieinhalb Meter hohe Freiheitsstatue, die ich nach dem Vorbild eines Originalsets gebaut habe, allerdings in dreifacher Größe. Sie besteht aus 30.000 Bausteinen. Zwei Monate lang habe ich an ihr herumgebastelt.“
Miloš Křeček räumt ein, dass er sich ein Leben ohne seine Lego-Bausteine überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Und selbst solch eine schwierige Zeit wie die Corona-Krise halte ihn nicht davon ab, weiter in seine Leidenschaft und seine fünf Museen zu investieren. Am Ende habe ihn die Krise sogar dazu genötigt, in dieser Zeit 15 Stunden anstatt wie vorher 12 Stunden täglich zu arbeiten. Doch was sagt eigentlich seine Familie zu seiner Besessenheit für Lego?
„Angefangen bei meinem ältesten Kind bis zum jüngsten haben alle natürlich schon mit Lego gebaut. Und es gefällt ihnen. Ich denke zwar nicht, dass sie eine so große Leidenschaft dafür haben wie ich, aber auch sie lieben Lego.“
Sein großes Hobby hat Miloš Křeček inzwischen längst zu seinem Beruf gemacht. Zusammen mit seiner Frau ist er Geschäftsführer der Firma, die seine fünf Museen betreibt. Und er kann auf die Unterstützung vieler Menschen bauen:
„Ich habe unzählige Freunde in der ganzen Welt. Mit ihnen tausche ich mich über alle Neuigkeiten und Besonderheiten von Lego aus. Dazu schicken wir uns Fotos. Häufig kommt es sogar vor, dass ich aus den Reihen meiner Freunde ein ganzes Lego-Set geschickt bekomme, wenn ich es noch nicht in meiner Sammlung habe – und das kostenlos! Als Dankeschön sende ich ihnen dann Freikarten für meine Museen zu, und sie kommen mich in Tschechien besuchen. Dann bringen sie mir immer etwas mit aus Asien oder anderen Ecken dieser Welt, und das sind dann tolle Stücke.“
Miloš Křeček betont zudem, unter seinen Freunden gebe es viele, denen es dabei nicht ums Geld gehe. Sie wollten vielmehr anderen eine Freude machen und seien dann auch entzückt von der Vorstellung, wenn die breite Öffentlichkeit die Lego-Fabrikate zu Gesicht bekommt.
Und wie hält es der besessene Lego-Sammler selbst? Gibt es vielleicht noch einen Wunsch, den er sich gern erfüllen möchte? Der Rundfunkkollege stellte ihm dazu die Frage: Möchten Sie sich etwa auch noch ein eigenes Haus aus Legosteinen bauen? Und Křeček antwortete:
„Das ist ein schöner Traum. Möglicherweise werde ich irgendwann ein zumindest kleines Haus aus Legosteinen bauen, auch wenn ich nicht weiß, ob mir das gelingt. Doch es ist ein Traum von mir, und Träume können sich auf verschiedene Weise erfüllen.“