Dvořáks musikalische Verbeugung: Oratorium „Die heilige Ludmila“
In diesem September wurde sowohl der 180. Geburtstag von Antonín Dvořák begangen, als auch an den Tod der heiligen Ludmila vor 1100 Jahren erinnert. Und beides verbindet sich in einem Oratorium des Komponisten.
Dvořáks „Heilige Ludmila“ ist wohl das umfangreichste tschechische Oratorium, das je entstanden ist. Und es hat eine sehr spannende Geschichte. Denn es war eine Auftragsarbeit, und zwar für das Leeds Festival. Die Engländer wollten etwas, das in der Tradition von Händels Oratorien stand. Dabei hatte sie Dvořáks „Stabat mater“ begeistert, das 1880 uraufgeführt worden war. Der tschechische Komponist konnte jedoch durchsetzen, dass seinem neuen Werk kein allgemein bekanntes biblisches Thema zugrunde lag und auch kein lateinischer Text.
Am 15. Oktober 1886 wurde das Oratorium in Leeds erstmals auf die Bühne gebracht. Dvořák schrieb anschließend begeistert nach Hause:
„Der Enthusiasmus war wahrlich englisch, wie ich das schon lange nicht mehr erlebt habe. Alle jauchzten und frohlockten. Schon lange habe ich kein Orchester, keinen Chor und kein Publikum mehr in solcher Entzückung gesehen wie nach dem ersten und zweiten Aufzug!“
Dvořák lag sehr an dem Werk, und es forderte auch all seine Kraft. Die Premiere war erfolgreich, anders war dies jedoch bei den weiteren Aufführungen. Deswegen schlug der Komponist später selbst einige Kürzungen vor. Allerdings konnte er sich am Ende für keine der Versionen entscheiden.
Eine bemerkenswerte Aufführung gab es 1904, einen Monat vor Dvořáks Tod. Damals bestand der Chor aus sage und schreibe 1600 Sängern. Und beim Festival „Prager Frühling“ 1948 war das Stück der letzte Auftritt des Dirigenten Rafael Kubelík, bevor dieser emigrierte. Die Vorstellung fand auf dem Hof der Prager Burg statt. Aber auch der Dirigent Jiří Bělohlávek hatte die heilige Ludmila mehrfach im Programm.
Das Oratorium besteht aus drei Teilen. Der Höhepunkt ist die Bearbeitung des Kirchenliedes „Hospodine, pomiluj ny“ (Herr sei uns gnädig), aus dem Dvořák einen großartigen und feierlichen Hymnus gemacht hat.