In nur zehn Minuten nach Bratislava: Brünn will den Hyperloop
Zum Frühstück nach Bratislava, dann zum Einkaufen nach Wien und zum Mittagessen schon wieder in Prag – möglich werden soll das mit dem sogenannten Hyperloop. Die Stadt Brno / Brünn will nun auf diesen Zug aufspringen, und zwar auf der Strecke nach Bratislava. Mehr von Strahinja Bucan.
„Die Kapsel mit den Fahrgästen bewegt sich in einem Rohr. Darin herrscht ein Vakuum, es gibt also keinen Luftwiderstand. Deswegen erreicht die Kapsel auch eine sehr hohe Geschwindigkeit.“
Der Hyperloop ist dem Prinzip nach eine überdimensionierte Rohrpost. Möglich sind damit Geschwindigkeiten von über 1000 Kilometern pro Stunde. Der Passagier merkt davon nicht viel. Zudem hat die Kapsel anstatt Fenstern nur Bildschirme, die frei mit Bildern oder Landschaftsaufnahmen bespielbar sind.
Durch das revolutionäre Verkehrssystem will Brünn näher an Bratislava heranwachsen. Bisher dauert eine Fahrt in die slowakische Hauptstadt rund anderthalb Stunden. Mit dem Hyperloop wäre man in etwa zehn Minuten an der Donau. Die Stadtverwaltung hat nun in Zusammenarbeit mit US-Wissenschaftlern eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.Bauen könnte den Hyperloop von Brünn nach Bratislava Dirk Ahlborn. Der Deutsch-Amerikaner ist Geschäftsführer von Hyperloop Transportation technologies, einem Unternehmen des südafrikanischen Visionärs Elon Musk. Ahlborn hat schon im vergangenen Jahr einen Kooperationsvertrag mit der slowakischen Hauptstadt unterzeichnet, doch will er noch weiterkommen mit seinen Hochgeschwindigkeitskapseln:
„Unser Ziel ist eine Strecke zwischen Bratislava, Brünn und Prag. Am Ende soll aber auch eine Verbindung nach Polen stehen.“Petr Dvořák von der TH Brünn ist zwar begeistert von dem Projekt, aber dennoch skeptisch. Bisher sind nur Strecken in den Wüsten von Nevada oder den Vereinigten Arabischen Emiraten geplant worden. Das bergige und bürokratisierte Europa stellt die Entwickler vor weit größere Herausforderungen:
„Es ist eine Sache, wenn man so etwas mitten in der Wüste projektiert, wo das Gelände eben ist und man sich dazu nicht um den Kauf von Grundstücken kümmern muss. Eine andere Sache ist, wenn man den Hyperloop aber auf einer unebenen Strecke von mehreren hundert Kilometern bauen will. Dann bekommt man Probleme, vor allem bei der Bildung des Vakuums und wegen der Wärmeentwicklung.“
Warum sich gerade Brünn für den Hyperloop interessiert, erklärt Jan Vitula. Der Politiker von der konservativen Top 09 ist stellvertretender Kreishauptmann in Südmähren:
„Ich sehe nicht direkt im Hyperloop eine gute Gelegenheit. Dieser ist nach wie vor Zukunftsmusik. Vielmehr geht es mir darum, dass wir an der Entwicklung neuer Technologien teilhaben.“Eine Reihe von tschechischen Institutionen könnte vom Hyperloop profitieren, wie das südmährische Start-Up Zentrum JIC oder die Universitäten in der Region.
Ein Beispiel können sich die tschechischen Entwickler an den slowakischen Kollegen nehmen. Diese sind nämlich schon fest dabei bei der Entwicklung von Kapseln und Rohren. So auch die Firma c2i aus Dunajská Streda, sie hat den Werkstoff Vibran für den Hyperloop entwickelt. Juraj Králik erklärt, was daran so besonders ist:
„Wenn irgendwas mit dem Rohrsystem passiert, zum Beispiel wenn es einen Riss gibt oder der Druck abfällt, dann schlägt der Sensor in der Membran sofort Alarm.“Wann der erste Spatenstich für den Hyperloop erfolgen soll, kann bisher niemand sagen. Laut Hyperloop Transportation technologies ist das System soweit ausgereift und auch die ersten Fahrten auf kurzen Teststrecken waren erfolgreich. In absehbarer Zeit soll auch die erste europäische Strecke feststehen.