Österreichische zeitgenössische Kunst in tschechischen Sammlungen

Foto: Österreichiseches Kulturforum

Jörg Schlick, Franz West, Peter Weibel und Heimo Zobernig. Das sind in der österreichischen zeitgenössischen Kunst alles andere als unbekannte Namen. Und Werke von ihnen sind zurzeit gerade im Österreichischen Kulturforum in Prag zu sehen. Allen Exponaten gemeinsam ist, dass sie in den Sammlungen tschechischer Museen und Privatleute ihr zuhause gefunden haben. Außerdem stehen sie beispielhaft für jenen Brückenschlag zwischen der österreichischen und der tschechischen Kunstszene, der schon kurz vor der politischen Wende im Jahr 1989 stattgefunden hat.

Foto: Österreichisches Kulturforum
„Nikdo nepomůže nikomu“ - „Keiner hilft keinem“ steht an der Wand der Galerie im Österreichischen Kulturforum in Prag zu lesen. Der Spruch ist durch die großen Fenster auch von außen gut zu erkennen. Und trotzdem wird kaum einer der Vorbeigehenden die Botschaft entziffern können. Denn der Künstler Jörg Schlick hat sie ins internationale Flaggenalphabet übertragen. Der Spruch ist das Motto der Künstlergurppe „Lord Jim Lodge“, die Schlick 1985 gemeinsam mit Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Wolfgang Bauer gegründet hat. Der 2005 verstorbene österreichische Künstler sei es auch gewesen, der noch vor der politischen Wende in der Tschechoslowakei als einer der ersten Kontakte nach Prag geknüpft hat, sagt der Kurator der Ausstellung im Österreichischen Kulturforum in Prag, Jiří Ševčík:

Jiří Ševčík  (Foto: Österreichisches Kulturforum)
„Damals sind einige Kunstschaffende nach Prag gekommen, zum Beispiel Jörg Schlick und Elisabeth Fiedler und haben in der Krakovská-Straße das ‚Forum Stadtpark Prag’ gegründet. Dort haben wir gemeinsam verschiedene Ausstellungen junger Leute organisiert. Das waren nicht nur Österreicher, sondern auch internationale Künstler.“

Die in einer Wohnung in Prag eröffnete Dependance des Grazer „Forum Stadtpark“ sei damals aber nicht der einzige österreichisch-tschechische Brückenschlag gewesen, sagt Ševčík im Radio-Prag-Gespräch:

„Diese Leute ermöglichten auch einen Austausch mit der Neuen Galerie in Graz und dem Forum Stadtpark, wo einige der jetzt wichtigen Künstler ihre ersten internationalen Ausstellungen hatten. Zum Beispiel Jiří Kovanda, Jiří David und Vladimír Skrepl aber auch Július Koller, der jetzt international sehr anerkannt ist, oder Peter Rónai und viele weitere.“

Foto: Österreichisches Kulturforum
Trotz der radikalen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen hätten sich viele der Ende der 1980er-Jahre geknüpften Kontakte bis heute erhalten, sagt Jiří Ševčík, der auch an der Prager Kunstakademie lehrt:

„Es ist mittlerweile natürlich alles internationalisiert. Aber einige der alten Freundschaften gibt es noch. Zum Beispiel zwischen den Akademien der Bildenden Künste in Wien und Prag. Heimo Zobernig führt in Wien eine Klasse. Vor ein paar Wochen waren unsere Studenten bei Heimo und haben dort eine Ausstellung gemacht. Und nach den Ferien kommen dann Studenten aus Wien nach Prag.“

Foto: Österreichisches Kulturforum
Auch das Österreichische Kulturforum will diese tschechisch-österreichische Tradition fortsetzen, wie dessen Leiter Florian Haug betont:

„Im nächsten Sommer wollen wir die Künstler nach Prag bringen, die in österreichischen Museen ausgestellt sind. Damit können wir den Tschechen zeigen, was bei uns besonders geschätzt wird an ihrer Kunst.“


Die Ausstellung „Österreichische Kunst der 90er-Jahre des 20 Jahrhunderts aus Sammlungen in der Tschechischen Republik" ist noch bis 27. August im Österreichischen Kulturforum in Prag zu sehen. Nähere Informationen finden Sie auf den Internetseiten des Kulturforums: www.bmeia.gv.at