Optimistischer Blick auf Europa: Start des Prague European Summit

Bohuslav Sobotka (Foto: ČTK)

Brexit, Extremisums, Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten – der alte Kontinent sieht sich derzeit großen Herausforderungen gegenüber. Diese sind auch Thema einer dreitägigen Tagung in Prag, dem sogenannten Prague European Summit.

Petr Kratochvíl  (Foto: Archiv des Instituts für Auslandsbeziehungen in Prag)
Bereits zum dritten Mal findet der Prague European Summit auf dem Prager Hradschin statt. Er soll eine Plattform sein zum Austausch über die Themen, die Europa und die EU aktuell am meisten bewegen. Debattiert werden soll vor allem über die Zukunft der transatlantischen Beziehungen in der Ära Trump, aber auch über die immer noch andauernden Konflikte beispielsweise in Syrien oder der Ukraine. Der Politologe Petr Kratochvíl ist Leiter des Instituts für Auslandsbeziehungen in Prag. Er eröffnet die diesjährige Konferenz und weist darauf hin, dass es diesmal aber um noch viel mehr geht:

„Dieses Jahr schenken wir bei der Konferenz der EU-Innenpolitik viel mehr Aufmerksamkeit. Zum Beispiel der Eurozone und der Frage, ob sie sich stärker integrieren wird. Dabei geht es etwa darum, wie Staaten wie die Tschechischen Republik dazu stehen. Die Teilnehmer der Konferenz interessieren sich in diesem Zusammenhang dafür, ob Tschechien in Zukunft zum Kern der EU gehören wird.“

Dazu gehören auch die Debatte über den zunehmenden Radikalismus und Populismus in Europa sowie den Einfluss der großen Player der Weltpolitik auf die kleinen Länder des Kontinents. An den Diskussionen teilnehmen werden natürlich die Spitzen der tschechischen Politik wie Premier Bohuslav Sobotka oder Außenminister Lubomír Zaorálek (beide Sozialdemokraten). Aber auch Politiker aus weiteren Ländern der EU sind an die Moldau gekommen, darunter der stellvertretende EU-Kommissionspräsident Frans Timmermanns oder der estnische Ex-Premier und Parlamentspräsident Taavi Rõivas.

Vergangenes Jahr fand der Prague European Summit am Vorabend des Brexit-Referendums in Großbritannien statt, und auch sonst war die Lage in Europa und der Welt angespannt. In diesem Jahr geht es auf dem Hradschin etwas lockerer zu, wie Petr Kratochvíl bestätigt:

„Heute ist das ganz anders als etwa im vergangenen Jahr. So sind die Wahlen in Frankreich schon hinter uns, und auch in Deutschland werden bei der Bundestagswahl im Herbst sicher pro-europäische Parteien gewinnen. Deswegen ist auch die Laune auf der Konferenz viel besser. Das sieht man auch am Programm des Summit.“

Bohuslav Sobotka  (Foto: ČTK)
Dass die Stimmung in und gegenüber Europa wiederum nicht ganz so gut ist, lässt sich andererseits nicht leugnen, Stichwort Ungarn oder Polen. Und auch die Tschechen stehen beispielsweise der Einführung des Euro sehr negativ gegenüber. Wie will man die Ergebnisse des Prague European Summits der Bevölkerung vermitteln?

„Wir haben dazu neue Formate entwickelt. Eines davon sind die sogenannten ‚Prague Talks‘. Das sind Veranstaltungen im Stadtzentrum, die sich eben nicht an die Teilnehmer der Konferenz richten, sondern an Studenten und gewöhnliche Prager. Dazu soll es noch die ‚Embassy Breakfasts‘ geben, die in der slowenischen, französischen und britischen Botschaft stattfinden. Dort werden ebenso neue Themen in kleinerem Kreis diskutiert.“

Abgesehen davon will sich der Prague European Summit auch um mehr Gehör im Ausland bemühen. Aktiv sollen die Teilnehmer dazu zum Beispiel Gespräche mit internationalen Medien führen.