Paralympics: Tschechien tritt mit nur kleinem Aufgebot in Tokio an
In Tokio brennt seit Dienstag erneut ein Feuer des Sports. Denn nur 16 Tage nach den Olympischen Spielen wurden in der japanischen Hauptstadt nun auch die Paralympic Games, die Spiele für Sportler mit körperlicher Einschränkung, eröffnet. Am Start ist auch ein kleines Team aus Tschechien.
Nach dieser Kennmelodie berichtet das Tschechische Fernsehen (ČT) in den nächsten zwölf Tagen ausführlich über die Paralympics, den größten Event für Sportlerinnen und Sportler mit einer Behinderung. Umfassend über die Wettkämpfe berichten wird auch der Tschechische Rundfunk. Dabei informieren beide öffentlich-rechtlichen Medien über den Auftritt einer nur relativ kleinen Delegation aus der Mitte Europas: In Tokio sind 28 Athletinnen und Athleten in acht Sportarten am Start. Dies ist das kleinste Team aus Tschechien in der Geschichte der Paralympics. Vor 17 Jahren, bei den Spielen in Athen, waren es beispielsweise noch 65 Teilnehmer. Veronika Macková, Reporterin des Fernsehens, erläutert, worauf dieser Schwund beruht:
„Für die tschechischen Sportler ist es etwas schwieriger, denn in der Entwicklung des Sports für Menschen mit Behinderung ziehen andere Nationen immer mehr davon. In mehreren Ländern professionalisiert sich der Para-Sport, und dort finden deren Vertreter mittlerweile ähnlich gute Bedingungen vor wie die Olympioniken. Tschechische Athleten haben es hingegen schwer, sich überhaupt für die Paralympics zu qualifizieren. Noch schwerer ist es für sie, bei den Spielen ein gleichwertiger Konkurrent zu sein. Denn alle, die in Tokio teilnehmen, sind Amateure, die erst nach getaner Arbeit oder Schule trainieren. Das ist natürlich ein Nachteil gegenüber den Profis.“
Auch deswegen ist die Teilnahme in Tokio für die meisten Para-Sportler im tschechischen Team bereits die Erfüllung eines Traums, sagt Teamleiterin Lenka Matošková:
„Wir starten hier mit 28 Sportlern sowie zwei Begleitern für die Erblindeten unter ihnen. In jeder Sportart hegen wir heimliche Wünsche, auch wenn keine Aussicht auf eine Medaille besteht. Doch alle sind froh, überhaupt dabei zu sein.“
Trotzdem gibt es auch im tschechischen Team einige Para-Sportler, die durchaus Medaillenchancen haben. Allen voran der Olympiasieger von Rio im 50-Meter-Rückenschwimmen, Arnošt Petráček. Doch auch bei ihm dämpft Lenka Matošková zu hochgesteckte Erwartungen:
„Die erste Disziplin, zu der Arnošt antritt, sind die 50 Meter Schmetterling. Dieser Wettbewerb dient für ihn mehr dazu, sich einzuschwimmen und sich an die Bedingungen vor Ort zu gewöhnen. So wie ich ihn beobachtet habe, ist er in einer guten psychischen und physischen Verfassung. Doch wie es für ihn ausgeht, werden wir erst im Wettkampf sehen.“
Einen ersten Sieg hat Petráček schon errungen, denn noch vor Beginn der Spiele wurde er von den Sportlern des Paralympic-Teams zu einem der beiden tschechischen Fahnenträger für die Eröffnungsfeier gewählt. Wer der zweite war, verriet Matošková am Montag im Tschechischen Fernsehen:
„Es ist Eva Datinská, die seit Jahren eine ausgezeichnete Para-Leichtathletin ist. Sie wird die Fahne gemeinsam mit Arnošt Petráček tragen, der Olympiasieger von Rio ist. Beide waren sehr erfreut, dass sie von den Teamkollegen auserwählt wurden. Am Ende haben alle für sie gestimmt, von daher war es eine eindeutige Wahl.“
Mittlerweile haben Datinská und Petráček die Ehre, die ihnen zuteilwurde, bereits genossen. Denn in Tokio, wo es zu unserer Sendezeit schon spät am Abend ist, neigt sich die Eröffnungsfeier allmählich ihrem Ende zu. Doch alle rund 4500 Para-Sportler aus über 160 Ländern sind froh, dass die XVI. Paralympics in Tokio überhaupt stattfinden. Seit den Olympischen Spielen hat sich die epidemische Lage dort nämlich noch weiter verschlechtert. Von daher müssen auch die Sportler mit Behinderung ihre Wettkämpfe ohne Zuschauer bestreiten, abgeschottet wie in einer Blase leben und strenge hygienische Vorschriften einhalten.