Bilanz der Paralympics: Tschechisches Team erfolgreich mit 16-jährigem Schwimmtalent an der Spitze

David Kratochvíl

Mit einer großen Show im Stade de France sind die 17. Paralympischen Spiele am Sonntag in Paris zu Ende gegangen. Die tschechischen Para-Sportler belegten mit acht Medaillen den 53. Platz in der Nationenwertung. Besonders die Schwimmer und Bogenschützen trugen positiv zu der Bilanz bei.

Bei der Abschlussfeier der Paralympischen Spiele übernahm ein sechzehnjähriger blinder Schwimmer die Rolle des tschechischen Fahnenträgers – und das völlig zu Recht, denn er war der erfolgreichste Athlet des Teams.

„Mitten unter 80.000 Menschen im Stadion zu sein und zu erleben, wie alle schreien, das war noch viel besser als in der Schwimmhalle. Ich habe es sehr genossen. Die Luft hat von diesen Stimmen vibriert, das war toll.“

Die Tschechische Republik war in Paris mit 32 behinderten Sportlern vertreten. Diese gewannen insgesamt acht Medaillen – einmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze.

David Kratochvíl  (in der Mitte) | Foto: Ralf Kuckuck,  ČTK/IMAGO sportfotodienst

Der größte Star unter ihnen war eben Schwimmer David Kratochvíl. In Paris verwandelte er die Hälfte seiner Starts in Edelmetall. Dabei errang er einen kompletten Medaillensatz: und zwar Gold im Freistil über 400 Meter, Silber im Rückenschwimmen über 100 Meter und Bronze im Lagenschwimmen über 200 Meter.

Der Weg des 16-jährigen Talents nach Paris war allerdings lang. Im Alter von sechs Jahren verlor er sein Augenlicht durch eine Krebserkrankung der Netzhaut. David und seine Familie mussten lernen, mit seiner Behinderung zu leben. Aber sie haben dabei den Sport nie aufgegeben:

„Wir sind eine Eishockeyfamilie – oder waren eine Eishockeyfamilie. Aber als ich nach meiner Krankheit erblindete, haben wir nach einem Sport gesucht, den ich individuell betreiben konnte. Die Wahl fiel aufs Schwimmen, das ich nun seit zehn Jahren betreibe. Und jetzt bin ich Paralympics-Sieger, das ist einfach toll.“

Auch jetzt stehen ihm seine Eltern noch beiseite. Vater Jiří und Mutter Stanislava begleiten David zu jedem Rennen. Jeder von ihnen steht an einem Ende des Beckens und unterstützt ihn als sogenannter „Tapper“. Durch eine Berührung weist man damit auf das nahende Beckenende hin. Davids Mutter Stanislava:

„Ich klopfe David mit einem Schaumstoffball am Stock auf den Kopf oder die Brust. Je nachdem, in welche Richtung er schwimmt, kurz oder länger. Das ist für das Rückenschwimmen beispielsweise anders als für das Schmetterlingsschwimmen.“

Arnošt Petráček war ein weiterer erfolgreicher tschechischer Schwimmer bei den Paralympics. Der 33-jährige zweimalige Para-Weltmeister holte Bronze über 50 Meter Rücken.

Arnošt Petráček | Foto: Pavel Petr,  Tschechischer Rundfunk

Für insgesamt drei Medaillen sorge das Team der Bogenschützen. Im Finale des Wettkampfs der Frauen kämpften gleich zwei Tschechinnen um Edelmetall. Sie ließen sich nur von einer Chinesin schlagen. Šárka Pultar Musilová gewann in Paris eine Silbermedaille, genau wie bei den vorherigen Spielen in Tokio. Tereza Brandtlová holte Bronze und unterstrich somit den Erfolg Tschechiens:

„Als wir zu zweit auf dem Podest standen und die Flaggen hinaufgezogen wurden – eine chinesische und dann zwei tschechische –, dann genießt man das einfach in vollen Zügen. Es war toll.“

Im Bogenschießen ergänzten noch David Drahonínský und Šárka Pultar Musilová mit einer Silbermedaille im gemischten Doppel die Medaillenbilanz. Beide konnten damit an ihren Paralympics-Erfolg 2021 in Tokio anschließen, als sie ebenfalls Zweite wurden.

David Drahonínský und Šárka Pultar Musilová | Foto: Martin Balucha,  iROZHLAS.cz

Für das Trio der Bogenschützen ist die diesjährige Medaillensammlung zugleich Motivation für die Spiele in vier Jahren in Los Angeles. Keiner von ihnen wäre böse, wenn zu Silber und Bronze aus diesem Jahr auch noch Gold hinzukäme.

Der Tischtennisspieler Jiří Suchánek zeigte nach dem Gewinn von zwei Bronzemedaillen bei den Paralympics in Tokio 2021 mit Silber in Paris eine Steigerung. Seit seinem 17. Lebensjahr sitzt der erfolgreiche Athlet im Rollstuhl:

„Wenn ich nicht einen Autounfall gehabt hätte, wäre ich jetzt nicht hier. Man bekommt eine zweite Chance, die Werte ändern sich, und das Leben geht in eine andere Richtung. Ich spiele Tischtennis, treibe Sport, habe eine Familie, und ich bin glücklich.“

Die tschechischen Para-Sportler haben mit dem Gewinn von acht Medaillen den 53. Platz unter den Nationen in Paris belegt. Die 18. Paralympischen Spiele finden 2028 in Los Angeles statt.

Autor: Markéta Kachlíková | Quelle: Český rozhlas
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