Medaillenhoffnungen und Kampf für mehr Sichtbarkeit: Tschechische Sportler bei den Paralympics

Petr Svatoš a Filip Nacházel

Am Mittwoch werden die Paralympischen Spiele in Paris eröffnet. Gekämpft wird nicht nur um Medaillen, sondern auch um mehr Sichtbarkeit des Behindertensportes. Radio Prag International wirft einen Blick auf die bevorstehenden Paralympics und auf die Chancen der tschechischen Sportler.

Insgesamt 4400 Sportler aus 180 Ländern werden an den Paralympischen Sommerspielen in Paris teilnehmen. Darunter sind auch 32 tschechische Athleten mit körperlicher Behinderung. Eigentlich sollte das Team noch um einen Kopf größer sein, Tennisspieler Martin Zvolánek musste seine Teilnahme wegen gesundheitlicher Beschwerden allerdings absagen.

Mit dabei ist hingegen Petr Svatoš. Er tritt gemeinsam mit Filip Nacházel im Rollstuhltischtennis an. Auf dem Doppel liegen nun also die Hoffnungen in der Disziplin.

Petr Svatoš a Filip Nacházel | Foto: Martin Balucha,  Tschechischer Rundfunk

„Eine Medaille wäre ein Riesenerfolg. Natürlich wäre es schon super, über die erste Runde hinauszukommen. Aber das Hauptziel ist Edelmetall“, sagte Svatoš in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Da er und Nacházel bereits am Donnerstag in Paris ihren ersten Wettkampf bestreiten, müssen sie die feierliche Eröffnung der Paralympics ausfallen lassen. Anders Aleš Kisý. Gemeinsam mit Anna Luxová wird er am Mittwochabend die tschechische Flagge bei dem Zeremoniell tragen. Eine besondere Ehre, wie der Para-Kugelstoßer vorab verriet:

„Wir werden auf den Champs Élysées sein. Das Ganze wird sehr lange dauern, und es soll wirklich sehr heiß werden. Ich hoffe also, dass uns die Hitze nicht allzu fertigmacht. Aber ich denke, man wird sich um uns kümmern, und es wird genug zu trinken geben. Es sind ja nun schon meine sechsten Paralympics. Insgeheim habe ich immer gehofft, dass ich einmal die Fahne tragen könnte. Von daher wird für mich nun ein kleiner Traum wahr.“

Laut Zbyněk Sýkora, dem Chef des Tschechischen Paralympischen Komitees (ČPV), tragen die Spiele in Paris ihren Anteil dazu bei, den Behindertensport, der oftmals noch übersehen wird, sichtbarer zu machen. Doch mit der Teilnahme in Paris wolle man nicht nur mehr Gleichberechtigung erkämpfen, so Sýkora:

Zbyněk Sýkora | Foto: Judita Šímová,  Tschechischer Rundfunk

„Wir wollen auch mehr Medaillen mit nach Hause bringen als die Olympioniken“, so der ehrgeizige Komiteechef.

Die tschechischen Teilnehmer an den regulären Olympischen Sommerspielen konnten nur fünfmal Edelmetall erkämpfen – was die schlechteste Anzahl seit Gründung der selbstständigen Tschechischen Republik war. Es scheint von daher nicht unrealistisch, dass diese Quote übertrumpft werden könnte.

Eine der größten tschechischen Medaillenhoffnungen bei den Paralympics ist der blinde Schwimmer David Kratochvíl. Im vergangenen Jahr gelang ihm ein Sensationserfolg. Im Alter von nur 15 Jahren holte er bei der Para-Schwimm-WM in Manchester Gold im Finale über 400 Meter Freistil. Und von der Europameisterschaft auf Madeira brachte Kratochvíl in diesem Jahr gleich fünfmal Edelmetall mit nach Hause. Nun also die Teilnahme in Paris, wo er gleich in sechs Disziplinen antritt…

„Das ist mein Traum seit ich neun war. Natürlich bin ich sehr nervös, es gibt viele Erwartungen in meinem Umfeld. Aber ich versuche, irgendwie damit klarzukommen. Sicher, es wäre schön, die Medaille um den Hals gehängt zu bekommen. Aber auch wenn ich Fünfter oder Sechster im Finale werden würde, wären meine Erwartungen für diese Spiele erfüllt.“

Ähnlich zurückhaltend äußert sich die Bogenschützin Šárka Pultar Musilová, die im Rollstuhl sitzt:

„Ich habe keine Ambitionen hinsichtlich einer konkreten Platzierung. Ich will einfach meine beste Leistung bringen: Dann bin ich zufrieden mit mir. Ob am Ende eine Medaille dabei herauskommt oder nicht, das überlasse ich dem Schicksal.“

Entscheiden darf ihr Schicksal gleich am Donnerstag, wenn Pultar Musilová am ersten Turniertag der Paralympischen Spiele antritt. Vielleicht hilft dann ja auch, dass Tschechiens Präsident Petr Pavel im Publikum sitzen wird. Am Mittwoch nimmt er nämlich an der Eröffnung der Spiele teil. Und am Tag darauf will er nicht nur den Bogenschützen, sondern auch den Tischtennisspielern einen Besuch abstatten, wenn sie ihr erstes Spiel gegen Deutschland bestreiten. Petr Svatoš freut sich schon auf den Besuch des Staatspräsidenten:

„Für uns ist das eine große Ehre und zugleich eine riesige Motivation, eine möglichst gute Leistung abzuliefern“, sagt der Tischtennisspieler, der in Paris an seinen Medaillengewinn in Tokio anknüpfen will. Im Doppel konnte er dort 2021 Bronze gewinnen.

Autoren: Ferdinand Hauser , Martin Balucha , Lukáš Michalík
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