Phobos, Minsk und Pionade – Die Auferstehung der DDR auf Tschechisch

Simon Urban (Foto: ČTK)

In dem Roman „Plan D“ lässt Simon Urban die DDR auferstehen. In seiner Vision wird die Berliner Mauer nach den Ereignissen von 1989 wieder geschlossen. Das Buch wurde am Montagabend im Prager Goethe Institut vom Autor selbst vorgestellt. Die Lesung fand im Rahmen der Diskussionsreihe „Literatur unter Hochspannung“ statt. „Plan D“ befasst sich zwar mit der Deutschen Geschichte, ist jedoch auch für Tschechen interessant.

Simon Urban  (Foto: ČTK)
Eine Stadt die nach Pommesfett riecht, weil die Autos mit Rapsöl anstatt mit Benzin fahren. Mobiltelefone heißen nicht Handy, sondern „Minsk“. Egon Krenz ist seit 22 Jahren Staatsoberhaupt der DDR und die Berliner Mauer wurde nach dem Fall 1989 wieder geschlossen. Das Land ist nahezu pleite und steht in Verhandlungen mit Oskar Lafontaine, dem Bundeskanzler der BRD. Als in der Gaspipeline, die das Land von den Schulden befreien soll, eine Leiche gefunden wird, ist die Geschichte perfekt. Simon Urban ist Autor des Romans „Plan D“ und sich sicher, dass die Leser auch in Tschechien Gefallen an dem Buch haben werden:

„Ich glaube, das Buch ist für Tschechen interessant, weil die Geschichte Tschechiens und die der DDR relativ viele Parallelen aufweist. Beide Länder haben eine sozialistische Diktatur und eine friedliche Revolution erlebt. Über diese Parallelen kann man einiges lesen, was man als Tscheche vielleicht bei sich wiederentdeckt. Ich glaube wenn ein tschechischer Autor diese Idee gehabt hätte, würde das Buch nicht viel anders aussehen.“

Alice Horáčková ist die Kuratorin der Literaturreihe und hat das Buch für eine Lesung ausgesucht:

„Einer der Hauptgründe für die Wahl des Romans waren die positiven Reaktionen der Tschechen. Es gab 13 Rezensionen des Buches, von denen 12 positiv ausgefallen sind. Außerdem hat der Autor einen gewissen Mut bewiesen, sich auszumalen wie es wäre, wenn die DDR im Jahr 2011 noch existieren würde. Er hat großen Sinn für kleine Details bewiesen. Er spielt zum Beispiel mit dem Nachfolger des Trabis, der mit Rapsöl fährt.“

Alice Horáčková  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Den Leser erwartet jedoch weit mehr, als neu erfundene Ost-Produkte wie den weiterentwickelten Trabi „Phobos“, das Mobiltelefon „Minsk“ oder „Pionade“, ein Szene-Getränk jenseits der Mauer. Der Autor erlaubt einen Einblick in seine Vorstellung der DDR und macht sich einen Spaß über sein Nachbarland. Alice Horáčková:

„Es gibt eine kleine tschechische Parodie. Der Autor macht sich über die tschechischen 3D Filme lustig. Er erklärt die Welt in seinem Buch sehr bildlich. In einem Satz heißt es, dass die Ostdeutschen die Meister des Schimpfens seien. Ich glaube dies können die Tschechen sehr gut nachempfinden.“

Das Buch ist bereits in neun Sprachen übersetzt worden. In Tschechien ist es unter dem Titel „Plán N“ erschienen. Simon Urban ist stolz über diese Entwicklung.

„Nach Tschechien ist die erste Übersetzungslizenz verkauft worden. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich habe von Seiten des Verlags gehört, dass die Geschichte angesichts der Parallelität für Tschechen als sehr interessant empfunden wird.“

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