Pianist Otakar Hollmann: Martinů und Janáček schrieben für ihn Werke

Otakar Hollmann

Der tschechische Pianist und Komponist Otakar Hollmann hat das Schicksal des amerikanischen Pianisten österreichischer Herkunft Paul Wittgenstein geteilt: Als Folge einer Kriegsverletzung verlor er seinen rechten Arm. So wie Wittgenstein setzte er seine musikalische Karriere fort und gab bei namhaften Komponisten Klavierwerke für die linke Hand im Auftrag.

Otakar Hollmann
Otakar Hollmann wurde 1894 in Wien geboren. Mit sechs Jahren fing er an, Geige zu spielen. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste er einrücken. Aus dem Krieg kehrte er aber mit verkrüppelter rechter Hand zurück. Darum war er gezwungen, seine Karriere als Geiger aufzugeben. In den Jahren 1919 bis 1924 studierte er bei Adolf Mikeš in Prag daher Klavier: Er spielte mit der linken Hand. Einige Jahre lang arbeitete Hollmann in einer Bank. Danach konzentrierte sich aber nur noch auf das Klavierspiel. Zum ersten Mal gab er am 26. April 1927 in Prag ein Konzert. Erfolge feierte er später auch bei Konzerten im Ausland. 1930 spielte er beispielsweise in Paris Klavierkompositionen für linke Hand von Johann Sebastian Bach, Max Reger, Maurice Ravel und Benjamin Britten.



Otakar Hollmann
Mehrere tschechische Komponisten haben für Otakar Hollmann Klavierwerke für die linke Hand geschrieben. Bohuslav Martinů verfasste 1928 für den Pianisten ein Concertino für Klavier und Orchester in G-Dur. Jaroslav Tomášek widmete Hollmann eine seiner Sonaten. Zudem bestellte der Pianist bei Leoš Janáček eine Komposition. Der Star der Szene lehnte den Auftrag zunächst zwar ab, letztlich schrieb er aber ein Capriccio für einhändiges Klavier, Flöte, zwei Trompeten, drei Posaunen und Tenortuba. Das Capriccio spielte Hollmann zum ersten Mal am 2. März 1928 im Prager Smetana-Saal. Es wurde auch auf Schallplatte aufgezeichnet. Otakar Hollmann starb 1967 im Alter von 73 Jahren in Prag.