Prag: Memorandum zur Streckenverschiebung der Nord-Süd-Magistrale unterzeichnet

Wenceslas Square today

Die Prager wissen es am bestem und auch häufige Prag-Besucher kennen das Problem, wenn sie über den Wenzelplatz flanieren: Am oberen Ende des Prager Prachtboulevards herrscht viel Lärm und Gestank, weil sich täglich ein Meer an Fahrzeugen unmittelbar vor dem Nationalmuseum über den Platz zwängt. Ein Zustand, den Politiker der Regierungsparteien jetzt rückgängig machen wollen. Dazu haben sie am Dienstag ein entsprechendes Memorandum unterzeichnet.

Zukunft des Wenzelsplatzes
Der Grund für das unerwünscht hohe Verkehrsaufkommen am oberen Ende des Wenzelsplatzes ist die in den 1960er Jahren gebaute Stadtautobahn, die so genannte Magistrale, die Prags größte Plattenbausiedlungen an der Nord- und Südperipherie der Stadt miteinander verbindet. Auf Beschluss der kommunistischen Nomenklatura im Jahr 1957 und mitten durch einen Teil des historischen Zentrums. Premier Mirek Topolánek nahm daher auch kein Blatt vor den Mund, als er diesen Beschluss vor der Unterzeichnung des Memorandums scharf kritisierte:

Premier Mirek Topolánek  (Foto: Gerald Schubert)
„Den bedeutendsten Prager Boulevard von einer Autobahn kreuzen zu lassen und ihn damit vom Nationalmuseum zu trennen, war ein urbanistisches Verbrechen. Ein Verbrechen, dass wir nun wiedergutmachen müssen.“

Das Memorandum zur Änderung der Strecke und Verkehrsberuhigung auf der Nord-Süd-Magistrale wurde am Dienstag im Prager Nationalmuseum von Regierungschef Topolánek, Prags Oberbürgermeister Pavel Bém, Verkehrsminister Aleš Rebíček und Kulturminister Václav Jehlička unterzeichnet. Diese Absichterklärung habe zwar keine rechtliche Verbindlichkeit, doch deren Unterzeichner seien überzeugt davon, dass der Umbau durchgeführt werde, sagte Premier Topolánek. Nach den Vorstellungen von Oberbürgermeister Bém sollten die Bauarbeiten noch vor dem Jahr 2010 beginnen und im Jahr 2014 beendet werden. Ersten Schätzungen zufolge werde der Straßenumbau zehn Milliarden Kronen (ca. 400 Millionen Euro) kosten. Hinzu kämen 4,5 Milliarden Kronen (ca. 180 Millionen Kronen), die veranschlagt wurden für die Renovierung des Nationalmuseums, die parallel dazu verlaufen soll. Premier Topolánek ist sich jedoch sicher, dass sich diese Ausgaben lohnen werden.

„Das gemeinsame Memorandum, verabschiedet von der Regierung, dem Magistrat der Stadt und zweier Ministerien, ermöglicht es, dass das Zentrum unserer Metropole den Hauptstädtern und ihren Gästen erneut voll und ganz zur Verfügung stehen wird. Der Verkehr wird in einem Tunnel verschwinden und so für Fußgänger mehr Platz schaffen. Der Wenzelsplatz wird damit wie vor 100 Jahren zu einem Platz, an dem man lebt und nicht nur vorbeifährt.“