Stadt Prag erwägt die Einführung von Umweltzonen

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Wer in Prag war, der schwärmt meist danach von dieser schönen Stadt. Doch vielen Besuchern bleibt verborgen, dass die Bewohner ein großes Problem plagt: der zunehmende Autoverkehr. Nun erwägen die Prager Stadtoberen, Umweltzonen einzuführen.

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Über die zentrale Stadtautobahn in Prag dürfen zwar seit einigen Jahren keine Lastwagen über sechs Tonnen mehr fahren, es sei denn sie haben eine Ausnahmegenehmigung. Dennoch brettern immer noch pro Tag 100.000 Autos unmittelbar am historischen Zentrum vorbei. Neben Lärm verursacht das vor allem schlechte Luft. Und das nicht nur entlang der sogenannten Magistrale. In über 80 Prozent des Stadtgebiets wird dauerhaft mindestens einer der Grenzwerte für die Luftverschmutzung überschritten. Dies steht in einer Studie, die das Zentrum für Verkehrsforschung für den Prager Magistrat ausgearbeitet hat. Die Ergebnisse bestätigt auch Bohumil Kotlík vom Staatlichen Gesundheitsamt:

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„Tatsächlich ist der Verkehr in Prag die Hauptemissionsquelle für Stickoxide, im Fall von Dieselfahrzeugen auch von Benzopyren. Das sind Schadstoffe, die wir derzeit für besonders problematisch halten.“

Hinzu kommen laut der Studie noch die Feinstaubpartikel. Gerade vergangene Woche haben Messungen von unabhängigen Experten aus Dänemark in Prag gezeigt, dass das Problem der Feinstaubpartikel noch größer sein dürfte als bisher angenommen. So wurden selbst in Wohnungen in 150 Metern Entfernung von einer vielbefahrenen Straße überhöhte Konzentrationen festgestellt.

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Die Verkehrswissenschaftler kommen jedenfalls in ihrer Studie zu dem Schluss, dass Umweltzonen die Luft in Prag verbessern könnten. Zudem ließen sie sich auch wirklich umsetzen, heißt es weiter. Die rechtliche Grundlage hatte die tschechische Regierung bereits im Jahr 2012 geschaffen. Am Dienstag stimmte der Prager Magistrat dann der prinzipiellen Machbarkeit zu. Nun sollen in der tschechischen Hauptstadt mehrere Entwürfe für die Einführung von Umweltzonen angefertigt werden.

Bereits jetzt bestehen in Prag zwei Zonen, in denen der Lastverkehr eingeschränkt ist. Die eine befindet sich stadteinwärts vom sogenannten inneren Autobahnring. Dort dürfen nur Lkw bis sechs Tonnen hineinfahren. Zudem ist die Zufahrt ins unmittelbare Stadtzentrum unter der Woche verboten für Lkw und Lieferwagen mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht und Dieselmotoren nach Euro-Norm 1 bis 3. Für die Umweltzonen arbeitet der Stadtrat nun mit zwei möglichen Varianten: entweder in der Sechs-Tonnen-Zone auch Schadstoffgruppen einzuführen oder diese in der 3,5-Tonnen-Zone auszuweiten. Jiří Nouza ist Stadtrat für Verkehr. Der Politiker von der konservativen Partei Top 09 schildert die strengste Variante, die zur Diskussion steht:

Jiří Nouza  (Foto: ČTK)
„Bei dieser Variante würden wir über den Lkw-Verkehr hinausgehen und auch Pkws verbannen - und zwar Pkws mit Dieselmotor, die vor 1999 hergestellt wurden, sowie Pkws mit Otto-Motor, die vor 2005 gefertigt wurden.“

Dies entspräche einer Regelung nach Euro 4 beziehungsweise in etwa der grünen Plakette in Deutschland. Allerdings sagt Nouza, dass auch weniger strengere Regelungen denkbar seien. Letztlich sei sogar offen, ob die Umweltzonen überhaupt eingeführt würden.

Einen Beschluss über die Umweltzonen könnte der Prager Magistrat frühestens im September dieses Jahres fassen. Danach würde es noch zwölf Monate dauern, bis die Beschränkungen auch wirklich in Kraft träten.