Bürgerinitiative stellt neues Konzept des Prager Autobahnrings vor
In den zurückliegenden 50 Jahren hat sich die tschechische Hauptstadt Prag in ihrer Fläche um 20 Prozent ausgedehnt. Die Zahl der in Prag registrierten Autos ist seitdem um das 15-Fache gestiegen, das Verkehrsaufkommen ist 30 Mal höher als in den 1960er Jahren. Damalige Verkehrskonzepte sind logischerweise längst überholt. Doch was den vor 50 Jahren geplanten Prager Autobahnring betrifft, hält der Magistrat der Stadt immer noch an den alten Plänen fest. Dem tritt neuerdings eine Bürgerinitiative entgegen, die ein eigenes Konzept entwickelt hat.
Dies ist in der Tat eine neue Konstellation, denn bisher sind die Pläne und die Finanzierung zum Bau des Autobahnrings nur vom Prager Rathaus ausgegangen. Mit Hilfe eines anerkannten Verkehrsplaners hat die Initiative auch bereits die Grundrisse einer neuen Variante des Ringes ausarbeiten lassen, einer Variante, die die Autoren als den „Vernünftigen Prager Ring“ (Rozumný okruh Prahy) bezeichnen. Jan Krčmář von der Bürgervereinigung Auto Mat erklärt die Vorzüge dieser Variante:
„Für diese Variante spricht, dass sie viel weniger Stadtteile oder prinzipiell Menschen belasten wird. Derzeit ist es wirklich so, dass Stadtteile fast schon in Geiselhaft genommen werden, weil die Verkehrsprobleme eines Stadtteils direkt gegen die Interessen eines anderen Stadtteils ausgespielt werden. Auto Mat sagt: Ja, wir müssen diesen Ring bauen. Aber wenn wir ihn bauen, dann bauen wir ihn mit einem neuen, ordentlichen Konzept. Für uns ist zudem wichtig, dass dabei dringend Schritte gesetzt werden, um den Autoverkehr in Prag zu verringern.“Nach Angaben des Verkehrsplaners Milan Strnad ist die neue Variante zwar um 15 Kilometer länger als der Ring nach den ursprünglichen Plänen. Dafür aber umschließe das neue Projekt tatsächlich das heutige Prag. Und was noch wichtiger ist: Der Bau wäre um rund die Hälfte billiger als die alte Variante. Der Grund sei, so Strnad, dass der „vernünftige Ring“ viel besser und schneller erschlossen werden könne, weil er auch weniger Brücken und Tunnel erfordere. Zudem entspreche die neue Variante den Richtlinien der Europäischen Union, so dass man auch Geld aus Brüssel beantragen könne, und zwar mit guten Aussichten auf Erfolg. Das würde auch die ewig klammen Kassen von Prag entlasten. Die Stadt hält aber noch an ihrer Salami-Taktik fest und werkelt weiter am alten Projekt, sobald etwas Geld dafür vorhanden ist. Die Verhandlungen mit den Vertretern Prags stehen noch aus, aber auch da setzt die Bürgerinitiative auf den neuen Wind, der jetzt im dortigen Rathaus herrscht:
„Was wir hoffen, ist, dass der neue Prager Oberbürgermeister den Rückhalt in der Partei und auch den Mut haben wird, eine völlig andere Variante anzusehen. Dabei sollte er darauf schauen, ob es nicht wirklich eine bessere Lösung gibt, für deren Realisierung aber auch ein Schritt aus dem eigenen Büro hinaus gemacht werden müsste.“
Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob bei der finalen Realisierung des Prager Rings ein Konsens gefunden wird, bei dem das Bauprojekt endlich auf breiten Füßen steht.