Prager Kammerchor "En Arche"
Zum Sonderprogramm von Radio Prag anlässlich des 8. Mais - und damit des Kriegsendes vor 56 Jahren - begrüßt Sie nun Olaf Barth. Statt wie häufig bei historischen Jahrestagen einen Rückblick in die Vergangenheit vorzunehmen, wollen wir die heutige Sendung den gegenwärtigen tschechisch-deutschen Beziehungen widmen. Marketa Maurova und Silja Schultheis stellen Ihnen in den nächsten 20 Minuten zwei Initiativen tschechisch-deutscher Zusammenarbeit aus den Bereichen Musik und interkulturelles Managertraining vor.
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, aus dem Prager Studio begrüßt Sie nun Marketa Maurova. Wir haben unser Sonderprogramm mit einem der "Sechs Klänge aus Mähren" eröffnet, eines Vokalwerks, das Antonin Dvorak für zwei Frauenstimmen verfasst und Leos Janacek für einen gemischten Chor bearbeitet hat. In diesem Fall haben sich aber sogar zwei Chöre daran beteiligt: der Prager Kammerchor "En Arche" und der gemischte Chor "Con forza" aus dem Berliner Bezirk Kreuzberg. Diese beiden Chöre haben vor kurzem eine Partnerschaft geknüpft. Die Berliner Sänger stellten sich Ende April in Prag vor, und der Prager Chor wird nun im Juni nach Berlin reisen. Wie kann ein solcher Austausch entstehen? Natürlich sind die persönlichen Kontakte der beste Weg dazu: Eine der Sängerinnen aus dem Prager Chor stammt ursprünglich aus Deutschland und war - bevor sie nach Prag umgezogen ist - Mitglied des Ensembles "Con forza". Sie machte ihre alten Freunde mit ihren neuen Kollegen bekannt, und es entwickelte sich ein Projekt, das sogar beim Tschechisch-deutschen Zukunftsfonds Unterstützung fand. Die Zusammensetzung der beiden Ensembles und auch deren Chor-Arbeit sind sowohl in Berlin als auch in Prag sehr ähnlich. Der Chorleiter aus Berlin, Horst Zimmermann, erzählt über seinen Chor "Con forza". Zunächst aber eine musikalische Kostprobe - ein Lied von Paul Hindemith:
Der Chor "Con forza" kann auf eine beinahe 20jährige Geschichte zurückblicken. Wie sieht das bei "En Arche" aus? An die Anfänge erinnert sich der Leiter dieses Chors, Vojtech Jouza:
"Unser Kammerchor 'En Arche' ist etwas jünger. Er entstand im Herbst 1995. Wir haben eigentlich auf dem Weihnachtskonzert im vergangenen Jahr den fünften Jahrestag unser Entstehung gefeiert. Nachdem ich mich entschieden hatte, einen Chor zu gründen, fragte ich ein paar Freunde, die haben ihre Freunde eingeladen usw. Zunächst haben wir uns etwas nur mit etwa 10 Personen getroffen, aber dann haben wir uns zu einem normalen gemischten Kammerchor ausgeweitet. Etwa drei Monate später, zu Weihnachten, hatten wir das erste Konzert. Damals haben wir nur einen Choral aus einer Bach-Kantate gesungen. Sie dauerte etwa 20 Minuten und zum Schluss sang unser Chor einen Choral in der Länge von etwa 50 Sekunden. Aber heute singen wir in unseren Konzerten schon mehr."
Der Kammerchor "En Arche" widmet sich vor allem der geistlichen Musik. Von Anfang an hat er zu Weihnachten und Ostern Konzerte gemacht, und dies bestimmte natürlich auch das Repertoire. Während des gemeinsamen Konzerts stellte sich "En Arche" mit der Motette von Johann Sebastian Bach "Der Gott hilft unserer Schwachheit auf" vor:
"Diese Bach-Motette ist eines der Werke, die unseren Chor ein bisschen weiter vorangetrieben haben. Meiner Meinung nach haben wir dabei viel gelernt. Denn Bachs Vokalkompositionen und insbesondere Motetten gehören zu dem Schwierigsten, was es für Chöre gibt. Eigenartig ist daran, dass die Motette für einen Doppelchor geschrieben wurde, es handelt sich eigentlich um ein 8-stimmiges Werk. Jede Stimme hat hier ihren eigenen Part, der technisch sehr anstrengend ist. Und alles zusammen bildet eine sehr komplizierte Polyphonie. Und es ist natürlich schöne Musik."
Die achtstimmige Bach-Motette wird auch in Berlin aufgeführt, wo sich die beiden Chöre dazu trafen. Kehren wir aber noch einmal zu den Prager Auftritten zurück. Dort wurden Dvoraks "Sechs Klänge aus Mähren" gemeinsam gesungen - unter der Leitung von Horst Zimmermann.