Rad fahren und Wein trinken in Südmähren

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, bei der Touristensprechstunde von Radio Prag. Was würden Sie zur folgenden Wanderung sagen? Sie setzen sich auf ein Fahrrad und begeben sich auf eine Tour durch die südmährische Weinlandschaft. Sie besichtigen die dortigen historischen Baudenkmäler, Sie baden in zahlreichen Teichen, aber Sie besuchen auch zahlreiche Weinkeller und kosten die südmährischen Weinsorten. Gerade so sieht die Vorstellung der Stiftung "Partnerschaft" und ihres Programms "Green ways" und der Gemeinden in Südmähren aus, die am vergangenen Wochenende neue Wanderwege und Fahrradwege in dieser Weinregion eröffneten. Eine der wichtigsten Routen ist der sog. Weinweg. Ich habe ihn am letzten Wochenende selbst durchfahren, und möchte nun auch Sie - mindestens virtuell - bei einer solchen Fahrt begleiten. Gute Unterhaltung wünschen Olaf Barth und Markéta Maurová.

Kaltes Wetter und Regen hatten einige hundert Radfahrer nicht davon abgehalten, sich auf die etwa 25 km lange Strecke zwischen Mikulov und Lednice, einen Teil der gerade eröffneten Wein-Fahrradwege, zu begeben. Diese Fahrt eröffnete feierlich die etwa 300 km langen Wanderwege, die nun in Südmähren zur Verfügung stehen und in Zukunft noch auf eine Länge von etwa 1000 km wachsen sollen. Man will dadurch den umweltfreundlichen Tourismus, aber auch die regionalen Weinbauern fördern. Wie kann man die Reise planen und organisieren? Danach fragte ich den Bürgermeister von Mikulov, Stanislav Mach:

"Wir haben vor Kurzem mit Hilfe von CBC Phare in Höhe von etwa 20 Millionen ein Projekt vollendet. In unserer Region und im ganzen Kreis Breclav entstanden Informationszentren für Touristen, die sehr gut ausgestattet sind. Dort bekommt man Rat, wie die Trasse zu planen ist und kann auch die Unterkunfte in den einzelnen Orten bestellen."

In Mikulov, das einst Sitz der Familie Dietrichstein war, kann man vor allem das dortige Schloss und die neueröffnete Dietrichsteiner Gruft besichtigen. Danach geht's aber schon los zur Radtour. In der ersten Gemeinde, Sedlec, erwartete vor einer Woche der Weinbauer Josef Luskac den Pulk. Wie er mir verriet, habe er sich mit der Tatsache, dass nun ein Fahrradweg an seinem Keller vorbeiführt, noch nicht auseinandergesetzt:

"Ehrlich gesagt, ist das eine Neuigkeit für mich. Ich bin darauf überhaupt nicht vorbereitet."

Trotzdem hat Josef Luskac alle Angekommenen mit eiem Glühwein begrüßt, der bei dem kalten Wetter besonders angenehm war. Es ist empfehlenswert, sich in Sedlec ein bisschen zu laben, denn den Radfahrer erwartet eine Steigung. Keine steile, aber sie ist dennoch zu spüren. Als eine Entlohnung wartet auf dem Hügel, dem sog. Reistenberg, ein monumentaler Säulenbau - die sog. Kolonnade. Die Inschriften über dem Tor verraten, dass Fürst Johann I. die Kolonnade am Anfang des 19. Jahrhunderts zum Andenken an seinen verstorbenen Vater und seine Brüder bauen ließ. Dieser Bau gehört eigentlich schon zum Komplex des Schlosses und Schlossparks von Valtice, das eine weitere Haltestelle auf der Tour ist. Danach geht die Fahrt nach Hlohovec weiter. In dieser kleinen Gemeinde stößt man auf zahlreiche Weinkeller -handelt es sich doch um den Wein-Wanderweg. Die dortigen Weinbauern laden nicht nur zur Kostprobe ein, sondern sie erzählen auch sehr gerne über ihre Arbeit. Ich habe mit Jaroslav Slichta gesprochen, der seit 22 Jahren in Hlohovec wohnt und Wein anbaut. Wie er einräumte, gelingt dieser ihm manchmal besser und manchmal schlechter. Bei einem Glas Wein vergesse er aber alle alltäglichen Sorgen. Er selbst könnte den ganzen Tag lang über Wein erzählen:

"Ich würde es folgendermaßen ausdrücken: Viele Leute, die zu uns zu Besuch kommen, pflegen zu sagen, "ja, ihr habt hier in Mähren ein schönes Leben, eure Keller sind voll von Wein." Einerseits stimmt das - wenn man sich ein Glas eingießt und sieht, wie der Wein darin funkelt, dann sieht alles einfach aus. Es ist aber nicht so einfach. Dahinter steckt vor allem sehr viel Arbeit, eine harte, aber schöne Arbeit. Wenn man dann den Wein in den Gläsern und Korbflaschen sieht, fühlt man auch eine Anerkennung seiner Arbeit."

Besonders gelobt hat Jaroslav Slichta den Boden um Hlohovec, vor allem auf dem Altberg, der hervorragende Trauben und Weinsorten gebe: Welschen Riesling, Müller, in der letzten Zeit erscheint auch Chardonnay und von den roten Weinsorten Blaufränkischer, Zweigeltrebe und Saint-Laurent. Mit dem Anbau der letztgenannten Sorte hört man in der Welt allmählich auf, bei uns ist sie jedoch sehr beliebt. Auf den Weinbergen ist derzeit kaum etwas zu sehen, die Arbeit der Weinbauer läuft aber schon seit langer Zeit.

"Erst jetzt mit der Arbeit zu beginnen, das wäre zu spät. Schon im November beginnen wir, zu schneiden. Anfang März waren wir mit dem Binden der Reben fertig. Nun bremst uns das Wetter ein bisschen, sonst wären wir mit dem Spritzen schon fertig. Bald werden die Reben ausschlagen und wir hoffen, dass im Mai kein Frost mehr kommt, damit sie gut blühen können. Und dann kommen weitere Arbeiten an den Rebstöcken, chemischer Schutz, Kultivierung - das muss man je nach dem Wetter drei- bis fünfmal wiederholen."

Natürlich freut sich jeder Weinbauer vor allem auf den Herbst und die Ernte.

"Nach der Ernte wird es lustiger. Es beginnt die Zeit des Heurigen, die eine Belohnung für jeden Weinbauer ist. Man erntet, die Trauben werden in die Keller gebracht, gemahlen, entkernt und gepresst. Die weißen Trauben werden sofort nach dem Mahlen gepresst, die roten müssen zunächst gegoren werden. Und dann, wenn der Heurige gärt, wenn wir den ersten aus dem Fass kosten, noch warm, das ist ein phantastisches Gefühl, das ich allen wünschen würde."

Auf den Heurigen wird man noch bisschen warten müssen, doch alle möglichen Weinsorten kann man jederzeit bei Jaroslav Slichta und vielen anderen Weinbauern auf unserer Route kosten. Von Hlohovec nach Lednice muss man keine Terrainwellen fürchten und kann in Ruhe bis zum Zielort fahren. Dabei findet sich auch Zeit für ein kleines Gespräch mit anderen Radfahrern. Ich habe mich u.a. mit Herrn Josef Krbavcic unterhalten.

Und damit sind wir schon am Zielort angelangt, in Lednice. Was kann man dort Interessantes sehen? Das verrät uns der Bürgermeister von Lednice, Libor Kabát:

"Ich muss natürlich damit anfangen, dass Lednice einer der zehn Orte Tschechiens ist, die in der UNESCO-Liste des Weltnatur- und -kulturerbes eingetragen wurden. In unserem Fall wurde das Landschaftsgebiet von Lednice und Valtice ausgezeichnet. Und ich glaube, dass die hiesige Landschaft wirklich sehenswert ist. Und natürlich auch das Schloss und der Schlosspark."

Autor: Olaf Barth
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