Reality-Gorillas im Prager Zoo

Kijivu mit seiner Tochter Moja (Foto: CTK)
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Sie heißen BigBrother und VyVoleni ("die Auserwählten") - im tschechischen Privatfernsehen kommt um die so genannten Reality-Shows derzeit kaum ein Zuschauer herum. Dem neuen Medientrend in Tschechien haben sich nun auch die Wissenschaftswelle Leonardo des Tschechischen Rundfunks und der Nachrichtensender CT 24 angeschlossen - allerdings auf eigene Weise: Ihre Helden sind die Gorillas des Prager Zoos. Thomas Kirschner weiß mehr.

16 Kameras verfolgen seit zwei Wochen das Leben der vier Gorillas im Prager Zoo zwischen Kletterseil und Futterstelle. Die Zuschauer können das Geschehen im Gehege rund um die Uhr live im Internet verfolgen. Zoodirektor Petr Fejk befürchtete zunächst einen billigen Medienspaß im Anschluss an die Fernsehshows, als Redakteure des Tschechischen Rundfunks mit der Idee auf ihn zutraten:

"Dann habe ich aber verstanden, dass dieses Projekt in eine ganz andere Richtung zielt und das Team vielmehr einen sinnvollen Gegensatz zu diesem aktuellen Genre sucht - und da war ich sicher, dass uns das helfen kann. Zudem haben uns die Kollegen vom Tschechischen Rundfunk angeboten, dass die Gorilla-Show die gleichen Regeln wie das menschliche Format haben kann. Die Zuschauer können auch per SMS abstimmen, und damit sind dann Einnahmen verbunden, die in Schutzprojekte für frei lebende Gorillas fließen können."

Im Gegensatz zum menschlichen Vorbild muss bei der tierischen Show der Verlierer der Wahlen den Käfig allerdings nicht verlassen. Daher wird auch nicht nur über die Popularität abgestimmt - derzeit dürfen die Zuschauer die Frage beantworten, welcher der Gorillas ihrem Chef am ähnlichsten sieht. Bei der Aktion geht es aber nicht nur darum, den geistlosen Reality-Shows einen satirischen Spiegel vorzuhalten. Auf den Internetseiten und in den täglichen Berichten auf der Wissenschaftswelle Leonardo und im Nachrichtenkanal CT 24 können die Zuschauer mehr aus dem Leben der Gorillas erfahren und sollen für die Probleme des Artenschutzes sensibilisiert werden. Mit den ersten Reaktionen ist Leonardo-Chefredakteur Miroslav Bobek sehr zufrieden:

"Der Widerhall ist überraschend breit und überraschend gut. Die Einträge in unseren Diskussionsforen zeigen, dass gut 95 Prozent der Diskussionsteilnehmer von der Idee begeistert sind. Was die Breite der Reaktionen angeht, haben wir erfahren, dass zum Beispiel Fox News in den USA über die Show berichtet hat, aber auch viele andere bedeutende Medien in allen möglichen Staaten der Welt."

Dem tierischen Gesamtsieger winkt zum Abschluss der Gorilla-Show im Januar übrigens auch ein Hauptpreis: zwölf Melonen statt elf Millionen Kronen wie beim menschlichen Pendant VyVoleni.

Foto: Khalil Baalbaki, www.rozhlas.cz/odhaleni