Zu Ehren von Mutter Erde: Jane Goodall tauft Gorillababy im Prager Zoo
Am Samstag stattete die britische Primatenforscherin Jane Goodall dem Prager Zoo einen Besuch ab. Auf dem Programm stand eine doppelte Taufe. Zum einen bekam der jüngste Gorillanachwuchs einen Namen. Zum anderen stellte die Wissenschaftlerin ein neues Buch vor – und versteigerte es spontan für einen stattlichen Preis.
Wie lacht ein Menschaffe? Dies führte – zum Vergnügen des Publikums – die berühmte Biologin und Primatenexpertin Jane Goodall am Mikrofon vor. Sie sprach am Samstag im Prager Zoo unter anderem davon, dass große Affen einen echten Sinn für Humor hätten. Diesen bewies aber auch die Wissenschaftlerin selbst und wies auf das Gorillagehege hinter ihr:
„Manche von Ihnen können hinter mir das Alphamännchen der Gorillagruppe sehen. Es wundert sich, was um Himmels willen hier gerade vor sich geht.“
Aber nicht der ausgewachsene Affe stand am Wochenende im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Hunderte von Besuchern waren dabei, als Jane Goodall dem jüngsten Gorillanachwuchs offiziell einen Namen gab. Es ist das zweite Junge, das in diesem Jahr im Prager Zoo geboren wurde. Sein Geburtstag war der 12. April, und am Samstag wurde enthüllt, dass es sich um ein Weibchen handelt. Dazu Jane Goodall:
„Ich nenne dieses Baby Gaia. Es ist eine große Ehre, ein Gorillababy in diesem Zoo taufen zu dürfen, und für den Namen gibt es zwei Gründe. Einmal bedeutet Gaia ‚Mutter Erde‘, und ich halte es für sehr wichtig, der Erde wieder näher zu kommen. Und der zweite Grund geht zurück auf den Gombe-Nationalpark in Tansania, in dem wir seit 63 Jahren Schimpansen beobachten. Dort gibt es ein ganz besonderes Jungtier, das auch Gaia heißt. Sie ist die älteste Tochter des letzten noch verbliebenen Weibchens.“
Die 90-jährige Goodall zeigte sich beim Besuch des Prager Gorilla-Reservats Dja vital und engagiert wie immer. Der gemeinsame Auftritt mit Zoodirektor Miroslav Bobek fand in sehr herzlicher Atmosphäre statt. Der Presse berichtete Bobek danach:
„Jane Goodall ist schon zum dritten Mal im Prager Zoo. Das erste Mal ging es um unser Projekt ‚Toulavý autobus‘ (zu Deutsch ‚Umherfahrender Bus‘, Anm. d. Red.), der zur Bildung und Aufklärung über den Schutz von Gorillas und anderen Tieren in Afrika eingesetzt wird. Seitdem haben wir eine sehr freundschaftliche Beziehung aufgebaut. Jane Goodall kommt immer wieder gern nach Prag, und für uns ist dies eine große Freude und auch Ehre.“
Die zweite Taufe, die die Biologin am Samstag vollzog, betraf die tschechische Erstausgabe ihres Kinderbuchs „Pangolina“. Darin geht es um ein junges Schuppentier, das von einem tapferen Mädchen aus den Fängen von Wilderern gerettet wird. Dazu sagte Goodall:
„Ich habe dieses Buch geschrieben, weil die Schuppentiere – von denen viele Menschen nicht einmal wissen, wie sie aussehen – die meist gejagten Tiere der Welt sind. Sie sind aber so bezaubernde kleine Kreaturen. Gestern habe ich auch die Schuppentierfamilie des Prager Zoos kennengelernt.“
Die Rede war von Weibchen Tang und Männchen Guo Bao sowie deren Jungen Šiška. Es sei wichtig, dass Schuppentiere in guten Zoos gehalten werden, betonte Goodall. Denn auf diese Weise würden die Menschen erfahren, wie wertvoll die Tiere seien. Spontan initiierte die Wissenschaftlerin dann noch eine Auktion des mit Sekt getauften Buchexemplars, und dabei wuchs das Anfangsgebot von 500 Kronen (20 Euro) im Publikum auf sage und schreibe 30.000 Kronen (1200 Euro) an. Anna aus Prag erhielt für diesen Preis nicht nur das Buch samt Autogramm, sondern konnte Jane Goodall auch persönlich die Hand schütteln. Auf die Nachfragen der Journalisten reagierte Anna noch selig gestimmt:
„Es ist zwar viel Geld, aber ich bereue es nicht. Wahrscheinlich bin ich ein Konkurrenztyp. Aber vor allem war dies für mich ein wirklich bedeutsames Treffen. Jane Goodall ist mein Idol, seit ich sechs war. Damals hat mein Onkel mir ihr Buch ‚Unschuldige Mörder‘ geliehen. Darin ging es noch nicht um Schimpansen, sondern um Hyänen. Seitdem sind sie meine Lieblingstiere, was kaum jemand versteht.“
Die 30.000 Kronen kommen nun dem Zooprojekt „Pomáháme jim přežít“ (Wir helfen ihnen zu überleben) zugute, bei dem das Überleben verschiedener Tierarten in ihrer natürlichen Umgebung gesichert werden soll.