Zwei Pflegerinnen für Tano – Prager Gorilla-Baby wird in Stuttgart großgezogen
Das Gorilla-Baby Tano, das vergangene Woche im Prager Zoo geboren wurde, ist nun in den Stuttgarter Zoo Wilhelma umgezogen. Mehrere Versuche, es seiner Mutter in Prag anzuvertrauen, waren gescheitert. In Stuttgart soll es nun in einer Aufzuchtstation großgezogen werden. Wie das Gorilla-Baby den Umzug von Tschechien nach Deutschland überstanden hat und warum es gerade in Stuttgart aufgezogen werden soll, verriet die Pressesprecherin des Stuttgarter Zoos, Karin Herczog, im Interview mit Radio Prag.
„Sicherlich nicht. Es ist erst seit Montag hier, aber es ist gut angekommen. Es wurde schön warm eingepackt hierhergebracht, und wir haben es gleich den Pflegerinnen übergeben. Die haben hier sehr viel Erfahrung mit der Handaufzucht von kleinen Menschenaffenkindern und haben sich gleich gekümmert. Es bekommt jetzt alle zwei bis drei Stunden das Fläschchen. Das hat es auch problemlos angenommen. Es schläft viel, trinkt viel, und alles ist in Ordnung.“
Am 17. November ist ja der Internationale Tag der Frühgeborenen. Das Gorilla-Baby war eine Zeitlang im Brutkasten. War es denn eine Frühgeburt?„Aus unserer Sicht können wir dafür keine Anzeichen erkennen. Sicher können wir das nicht sagen, aber es scheint voll entwickelt zu sein. Nach unserer Erfahrung hat es auch ein normales Gewicht für das Alter. Als richtige Frühgeburt würde man das nicht bezeichnen. Das Problem ist nur, dass jedes Neugeborene am Anfang sehr viel Körperwärme braucht, gerade nach der Geburt. Das hat es offensichtlich nicht bekommen, das war das Problem, weil die Mutter es eben liegen ließ.“
Was ist denn das Besondere an Ihrem Zoo? Sie haben ja eine Aufzuchtstation. Gibt es das in anderen Zoos nicht?
„Nicht in der Form. Wir sind sicher auch die erste Station gewesen, die für ganz Europa Menschenaffenkinder aufgenommen hat, die von ihren Müttern nicht angenommen wurden. Deswegen haben wir hier eine sehr lange Erfahrung. Wir sind heute offizielle Aufzuchtstation des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) für Gorillas. Das heißt, wir nehmen derzeit vor allem Gorilla-Babys auf, darauf sind wir spezialisiert. Wir werden immer vom EEP angerufen, wenn es irgendwo in Europa Probleme mit Gorilla-Babys gibt.“Wird das Prager Gorilla-Baby Tano eine Adoptivmutter bekommen, oder wird es von Menschenhand aufgezogen?
„Es wird von Menschen aufgezogen, weil es weder bei uns, noch in einem anderen Zoo eine geeignete Adoptivmutter gibt. Deswegen wird es hier von menschlichen Ersatzmüttern aufgezogen und dann so bald wie möglich in die Nähe von anderen Gorillas gebracht. Das ist eine Grundphilosophie dieser Aufzuchtstation: Die kleinen Weisenkinder oder vernachlässigte Affenkinder können hier von Anfang an mit Artgenossen zusammen sein. Es ist in der Regel so, dass mehrere kleine Menschenaffen in der Aufzuchtstation sind. Von daher sind sie von Anfang an mit Artgenossen zusammen. Da das momentan aber nicht der Fall ist, wird der Kleine so früh wie möglich mit anderen Menschenaffen im Affenhaus zusammengebracht. Dort hat er Sichtkontakt und Schnupperkontakt zu anderen Gorillas. Die Arbeit der Mutter müssen die Pflegerinnen leisten, die haben jetzt rund um die Uhr zu tun.“
Gibt es denn eine bestimmte Bezugsperson?„Momentan sind es zwei. Eine alleine könnte diese Mutterrolle gar nicht ausfüllen. Sie müssen auch mal schlafen, und das kleine Gorilla-Baby braucht alle zwei bis drei Stunden die Flasche. Insofern machen das momentan zwei Pflegerinnen in Wechselschichten.“