Regierung und Zentralbank einig über Maßnahmen gegen Kursanstieg
Der Geschäftsmann oder der Tourist aus einem Land der europäischen Union wird ab dem 1. Januar seine neue Währung, den Euro, auch in Tschechische Kronen umtauschen können. Mithin sollte der heutige D-Mark-Tauscher dann für einen Euro rund das Doppelte von der hiesigen Währung erhalten. Doch dem ist nicht ganz so. Der Kurs der Tschechischen Krone ist nämlich in den letzten Wochen, insbesondere aber den letzten Tagen rapide angestiegen. Welche Maßnahmen das Zeman-Kabinett und die einheimische Zentralbank daher beschlossen haben, um diesem Trend entgegen zu wirken, dazu mehr von Lothar Martin.
Die wichtigste Nachricht gleich vorweg: Bei der Ausarbeitung dieses Beitrags - am Mittwoch Mittag - stand der Wechselkurs der Tschechischen Krone zum Euro bei 31,87 Kronen für einen Euro. Auf die uns nur noch bis zum Jahresende begleitende D-Mark umgerechnet bedeutet dies: für eine D-Mark wurden 16,3 Kronen ausgezahlt. Damit war die Krone im Vergleich zum Vortagesabschluss gleich wieder um 22 Heller im Verhältnis zum Euro gefallen, doch noch will hierzulande keiner von einer Trendwende sprechen. Zu stark und zu sprunghaft war der Wert der Krone in den zurückliegenden Tagen nach oben geschnellt. Seit Mitte November ist der Kurs der tschechischen Währung gegenüber dem US-Dollar um mehr als zwei Kronen angestiegen, was natürlich auch einen Kursanstieg gegenüber dem Euro zur Folge hatte. Am Dienstag Vormittag war dieser auf seinem bisherigen Rekordwert von 31,33 Kronen für einen Euro angelangt.
Diese Entwicklung hatte natürlich Gründe. Einer der letzten, dafür aber markantesten war die Bekanntgabe des Verkaufs der staatlichen Energiegesellschaften Transgas und Unipetrol an den deutschen Energieriesen RWE. Der tschechische Staat wird dadurch enorme Deviseneinnahmen erzielen, die den Wechselkurs indirekt in die Höhe treiben. Daher haben noch am Dienstag Finanzminister Jirí Rusnok und der Gouverneur der Tschechischen Nationalbank, Zdenek Tuma, drei einzuleitende Maßnahmen vereinbart, um der Kursentwicklung entgegen zu steuern. So wird nur ein Teil der aus der Privatisierung erzielten Milliardenbeträge auf einem Devisenkonto verbucht, während Gelder für den Handlungsbedarf der Regierung direkt aus den Devisenreserven der Zentralbank bereitgestellt und in Kronen ausgezahlt werden. Darüber hinaus kann der strategische Eigner der tschechischen Gasgesellschaften, der RWE-Konzern, den aus der Privatisierung erworbenen staatlichen Aktienanteil auch in Kronen bezahlen. Kurz zusammengefasst: Um ein weiteres Ansteigen des Kronenkurses zu verhindern, müssen weniger Devisen auf dem hiesigen Geldmarkt in Umlauf gebracht werden.
Die Finanzexperten der einzelnen Bankhäuser loben die Maßnahmen als den höchstwahrscheinlich maximal erreichbaren Kompromiss. Nur früher hätte er kommen sollen, wird bekrittelt. Dennoch, und da äußern sich die Finanzexperten wieder unisono, die Entwicklung des zukünftigen Kronenkurses ist schwer abschätzbar. Eine Intervention der Zentralbank könnte ihn wieder bis auf 33 Kronen für einen Euro drücken, ansonsten wird er sich bei 32 Kronen pro Euro einpegeln, lauten die Vorhersagen. Sei es wie es sei: Der bald mit Euro zahlende EU-Europäer muss sich ab dem 1. Januar sowieso erst richtig an die neuen Kurse gewöhnen. Und entscheidender für ihn bleibt die Tatsache: Was bekomme ich für mein Geld? Die Tschechische Krone jedenfalls ist nicht mehr allzu billig zu haben.